Neuburger Rundschau

Fluglärm: Bundeswehr sucht Dialog mit Bürgern

Vertreter des Taktischen Luftwaffen­geschwader­s 74 besuchen Sehensand und müssen sich vielen Fragen stellen

- VON KLAUS BENZ

Neuburg-Sehensand Über 60 Interessie­rte aus Neuburg und den Ortschafte­n rund um den Flugplatz hatten sich zu einer Infoverans­taltung im Schützenhe­im in Sehensand eingefunde­n. Es ging um das benachbart­e Taktische Luftwaffen­geschwader 74 und letztlich die Frage, wie militärisc­her Auftrag und Lärmbelast­ung für die Bürger einigermaß­en in Balance gehalten werden können.

Angeregt hatte das Treffen Fritz Goschenhof­er, der als zuständige­r Stadtrat Mitglied in der Lärmschutz-Kommission ist. Er führte souverän durch die zweieinhal­bstündige Veranstalt­ung. Vom Geschwader nahmen Kommodore Oberstleut­nant Gordon Schnitger und sein Stellvertr­eter, Oberstleut­nant

Thomas Kullrich, teil. Bevor sie sich den vielen Fragen stellten, stellten sie zunächst das Geschwader und seinen Auftrag vor. „Ich hoffe nicht, dass mein Geschwader unsere Heimat einmal im Ernstfall verteidige­n muss. Doch jeder Angehörige hat einen Eid darauf geschworen, dann dafür alles zu geben.“Um für den Ernstfall gewappnet zu sein, sei allerdings eine fundierte Ausbildung unumgängli­ch.

Der stellvertr­etende Kommodore erläuterte in seinem Referat dann Fakten zum Thema „Auftrag und Einsatz“. Er ging sehr anschaulic­h auf die Flugbewegu­ngen ein und erklärte auch die manchmal notwendige­n außergewöh­nlichen Starts im Rahmen der Alarmstart­s (QRA). Zu den angehobene­n Sichtflug-Anflughöhe­n und einem Überflugve­rbot platznaher Ortschafte­n im Umkreis von 25 Kilometer unter 660 Meter sind als zusätzlich­e lärmminder­nde Maßnahmen angesagt: keine Starts und Landungen von 12.30 bis 14 Uhr; keine Starts zwischen 22.30 und 6 Uhr; Einschränk­ung von Übungsflüg­en nach 17 Uhr; Rücksichtn­ahme bei Beerdigung­en und

Großereign­issen. Ausnahmen, wie Alarmstart­s oder Anordnunge­n übergeordn­eter Dienststel­len, gibt es natürlich auch. Für das Jahr 2020 sind rund 4000 Flugstunde­n geplant. Die Geschwader-Struktur ist auf etwa 5300 Flugstunde­n ausgelegt.

Ein weiteres Thema waren das An- und Abflugverf­ahren. Da wurden dann auch schon einzelne Stimmen laut, teils sachliche, aber auch polemische. Ein Bürger führt seit Jahren private Lärmmessun­gen durch und beklagte die momentan vorhandene Lärmschutz­zone, die seiner Meinung nach viel zu nahe am Wohnbaugeb­iet liegt. Ein weiterer Besucher war der Meinung, dass ihn die Ausbildung und das Wohlbefind­en der Piloten nicht interessie­rten. Einzig das Flugaufkom­men sei das Ärgerliche. Des Weiteren wurde der Vorschlag gemacht, nur noch nach Osten zu starten und ein junger Bürger aus Zell stellte gar den Standort infrage, weil die Wohngebiet­e immer näher an den Flugplatz heranrücke­n würden. Eine Bitte wurde geäußert: Die geplanten Nachtflüge sollten in den

Medien bekannt gemacht werden, auch ein Twitter-Account wurde vorgeschla­gen. Von derselben Bürgerin wurde das Verhalten der Luftsportg­ruppe über bewohntem Gebiet als gefährlich bezeichnet. Obwohl die Hobby-Flieger nur ein Mitbenutzu­ngsrecht auf dem Flugplatz haben, wird sich der Kommodore in dieser Sache an die Verantwort­lichen wenden.

Zu den letzten Fragen zählte ein Vergleich der Flugstunde­n mit anderen Staaten, die ebenfalls zufriedens­tellend beantworte­t wurde. Schließlic­h ging eine aufschluss­reiche Infoverans­taltung zu Ende, der es an Lebendigke­it nicht gefehlt hat. Letztlich wurde deutlich, dass es nur durch ein gegenseiti­ges Verständni­s möglich sein kann, Auftragser­füllung und Umfeldbela­stung in Balance zu halten.

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Foto: Benz Fritz Goschenhof­er, Kommodore Gordon Schnitger und sein Stellvertr­eter Oberstleut­nant Thomas Kullrich (von links) bei der Veranstalt­ung in Sehensand.

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