Oberpfälzer Parallelwelten
Kabarett Helmut A. Binser lässt in der Eventhalle am Westpark die seltsamen Bräuche in seinem Heimatort lebendig werden. Warum Essen eine große Rolle spielt
Ingolstadt Einen Abend der ganz besonderen Art erlebten die restlos begeisterten Gäste von Helmut A. Binsers neuem Kabarettprogramm „Löwenzahn“. Der sympathische Oberpfälzer ließ auf der Bühne gleichsam eine Parallelwelt entstehen, in der man gerne leben würde – zumindest, wenn man ein Mann ist.
Vielleicht wird man dann ja in die Rundinger Whatsapp-Gruppe „Hinter-dem-Rücken-unsererFrauen“aufgenommen, um zum Beispiel beim kollektiven Abfackeln des Binserschen „Schupfas“(Scheune) dabei sein zu können und gleich auch den Bier-Überschuss und die vielen Kilo „Ripperl“mit zu vertilgen. Ins Wirtshaus des 600-Seelen-Dorfes darf man als Ortsfremder nämlich nicht. Dafür, dass sich niemand dorthin verirre, habe man nämlich extra ein „Frühwarnsystem“entwickelt, scherzt Binser.
In Runding, Binsers Heimatdorf im Bayerischen Wald, ist die Welt noch in Ordnung. Hier genügt der uralte, rote Mercedes Diesel 123, die sogenannte „Wanderdüne“zur Fortbewegung. Männer oder zumindest Binsers sind dort wie Gustl
Bayrhammer als Meister Eder in „Pumuckl“, wie Lucky Luke oder eben wie Peter Lustig in „Löwenzahn“– immer in Latzhose. Doch trotzdem hat auch in Runding die moderne Beziehung Einzug gehalten: Gekocht wird abwechselnd.
Binser kann kochen, etwa Weißwürst mit Senf und Brezen. Seine Frau kocht Gurkensuppe. Schließlich will ihr Mann sein neues Bühnen-T-Shirt noch ein Weilchen tragen. Für ihn gilt es, den Kampf gegen die Toffifees zu gewinnen, doch die sind sehr verführerisch und die frühkindliche Prägung als „Bummerl“mit fünf Knödeln pro Mahlzeit machen den Kampf nicht leichter. Die daraus resultierenden figürlichen Folgen wiederum erschweren den Flug in der Economy Class in die USA ganz erheblich, sind doch die Sitzplätze eher für Dürre.
Binser reiht Geschichte an Geschichte, spielt Gitarre oder Quetschn, ermuntert seine Gäste zum Mitsingen, unter anderem mit dem Titel „Mei Nachbar is a Depp“, und der Abend nimmt viel zu schnell ein Ende. Über all den humorvollen Alltagsbetrachtungen vergisst man seinen eigenen komplett, oder nimmt ihn eben mit Humor. Man muss nicht alles so eng sehen – herrlich erfrischend.
Mit den Ingolstädter Kabaretttagen geht es noch bis zum 4. Juni weiter. Weitere Informationen sind unter www.kabaretttageingolstadt.de einzusehen. Demnächst könnte man sich von „Petzenhauser & Wählt“mit ihrem Programm „Montag Ruhetag“am Donnerstag, 13. Februar, um 20 Uhr noch einmal in die Eventhalle locken lassen.