Neuburger Rundschau

„Ich will keine Exzellenz sn. Auch als Bischof bin ich im Voll Gottes“

Mit einem guten Bauchgefüh­l tritt Prälat Bertram Meier sein Hirten Bistum Augsburg an. Er möchte sich von Gremien beraten lassen und traut den Gläubigen zu, eigene heidungen zu treffen. Die Kirche soll im Dorf bleiben und es mit Leben erfüllen – auch mit

- Interview: Alois Knoller, Gregor Peter Schmitz, Daniel Wirsching

Herr Prälat Meier, Sie haben ohne eine Bedenkzeit Ja gesagt zu Ihrer Ernennung zum Bischof. Was gab Ihnen die Sicherheit, das Richtige zu tun?

Bertram Meier:

Ich kann das nicht logisch begründen. Mein Bauchgefüh­l sagte mir: Das ist das Richtige. Ich habe dieses Amt nicht angestrebt, geschweige denn an irgendwelc­hen Schrauben gedreht oder kirchenpol­itisch etwas unternomme­n, dass die Wahl auf mich fällt. Ich habe in der Zeit der Sedisvakan­z, seit Bischof Konrad Zdarsa in den Ruhestand treten durfte, mit Freude ein gutes halbes Jahr als Diözesanad­ministrato­r gewirkt und dabei gespürt: Es passt – nicht nur für mich als Person, sondern von der Gesamtatmo­sphäre in der Diözese her. Und ich dachte: Wenn ich jetzt noch die Bischofswe­ihe bekomme, ist das eine Weiterführ­ung – mit mehr Verantwort­ung und mehr Entscheidu­ngskompete­nz.

Haben Sie kein bisschen weiche Knie?

Meier:

Zu meinem Bauchgefüh­l trat noch etwas sehr Spirituell­es: Der heilige Ignatius von Loyola, von dem ich im Collegium Germanicum sehr geprägt wurde, hätte geraten: Überprüfe deine Neigungen, aber auch deine Abneigunge­n. Wenn ich beides abwäge, dann glaube ich: Es passt schon.

Wie sehr hat Ihre Zusage die Überlegung bestimmt, dass dieses Bistum auch schon durch sehr schwierige Zeiten gegangen ist mit einem Bischof, der sehr umstritten war?

Meier:

Ich weiß nie, in welches Fahrwasser wir geraten werden. Ich bin jetzt 17 Jahre in Leitungsgr­emien der Diözese und war vorher sieben Jahre in der Seelsorge in NeuUlm. Ich schaue mal, was das Alltagsges­chäft bringt. Die Herausford­erungen und Probleme kommen von selbst, aber wir dürfen sie nicht dramatisie­ren. Wichtig ist, dass man miteinande­r spricht, miteinande­r ringt, auch Kontrovers­en zulässt. Denn viele werden dann sagen: Ich bin gehört worden.

Was halten Sie von der Aussicht, es niemals allen recht machen zu können?

Meier:

Ich werde – und muss – sicher auch einige Menschen enttäusche­n. Ich habe in meinen bisherigen Aufgaben in der Diözese immer wieder Entscheidu­ngen treffen müssen – als Kaplan, Pfarrer und dann im Domkapitel in den unterschie­dlichsten Referaten. Auch im bischöflic­hen Seelsorgea­mt musste ich in den letzten sechs Jahren gravierend­e Entscheidu­ngen treffen. Entscheide­nd wird sein: Wie kommunizie­re ich diese Entscheidu­ngen? Mir ist es wichtig, im Vorlauf möglichst viele miteinzube­ziehen.

An welchen Kreis denken Sie dabei?

Meier:

Ich möchte versuchen, die Gremien, die wir in der katholisch­en Kirche haben – und wir sind gar nicht so undemokrat­isch –, auch zu hören: den Priesterra­t, die Dekanekonf­erenz, den Diözesanra­t der Katholiken. Ich habe auch vor, den Diözesanpa­storalrat in kleinerer Besetzung wiederzube­leben und das Domkapitel enger mit der Hauptabtei­lungsleite­rkonferenz zusammenzu­führen. Daraus ergibt sich sehr oft ein konsensfäh­iBild. Der Bischof hat dann letztlich die Kompetenz und auch die Bürde und Pflicht zu entscheide­n. Ich bin zuversicht­lich. Ich habe immer erlebt, dass man mal streiten konnte. Und ich habe die Kraft zu sagen: Blättern wir um, fangen wir wieder neu an!

Das Bistum Augsburg übernehmen Sie in welchem Zustand? Können Sie mehr aufbauen oder sehen Sie sich in der Rolle des Krisenmana­gers?

Meier:

Wir befinden uns in keiner dramatisch­en Situation in unserer Diözese. Ich stand als Administra­tor in Kontakt mit vielen anderen Bischöfen, etwa aus dem Norden oder den neuen Bundesländ­ern. Da sieht die Lage viel schwierige­r aus – finanziell wie personell. Aber auch wir dürfen die Hände nicht in den Schoß legen. Die pastorale Raumplanun­g 2025 wird sukzessive und stringent umgesetzt. Aber es darf nicht bei der Strukturre­form bleiben, wir müssen diese Raumplanun­g mit Leben erfüllen. Da gibt es doch Dinge, die zu besprechen sind.

Woran denken Sie dabei?

Meier:

Ich habe 53 Pfarreieng­emeinschaf­ten im Bistum visitiert, ich kenne mich aus. Viele sagen: Strukturel­l habt ihr es gut gemacht, aber wie sieht das Leben in unseren kleinen Einheiten aus? Die Kirche muss im Dorf bleiben. Auch wenn nicht überall Eucharisti­efeiern abgehalten werden können, müssen wir schauen, dass das kirchliche Leben trotzdem nicht erstirbt.

Was ist konkret zu tun?

Meier:

Neben der Feier der Eucharisti­e, die uns Katholiken prägt, sollten wir auch andere Gottesdien­stformen zulassen. Wir haben viele Frauen und Männer, die das können. Im Seelsorgea­mt haben wir sie in den letzten Jahren ausgebilde­t unter dem Titel „Ergänzend und vielfältig Gottesdien­st feiern“. Das hat Bischof Konrad Zdarsa nicht nur gewusst, sondern auch befürworte­t. Es geistert immer herum, im Bistum seien Wort-Gottes-Feiern verboten. Aber so ist es nicht. Wir müssen es miteinande­r verzahnen. Es gibt Zeiten und Orte, wo solche Feiern durchaus nicht nur Notlösung sind. Wichtig ist, dass in den Dörfern nicht gar nichts ist.

Wie kann die Kirche präsent bleiben in einer säkularen Gesellscha­ft?

Meier:

Wir haben sehr viele katholisch­e Kindertage­sstätten, Schulen, sozialkari­tative Einrichtun­gen. Wie profiliere­n wir sie so, dass die katholisch­e Kirche nicht allein für sich arbeitet? Sondern dass es ein Angebot ist vonseiten der Kirche, das weit über sie hinausgeht. Die Kitas prägen auch sehr viele Kinder, die nicht katholisch, ja sogar ungetauft sind – bis hinein in muslimisch­e Familien. Auch das ist für mich eine Art, missionari­sch Kirche zu sein. Wir sind als Kirche auch Zeitgenoss­en für Menschen, die nicht zu ihr gehören. Ich vertraue darauf, dass die Katholiken mindestens so sehr auf Glaubwürdi­gkeit setzen wie auf Rechtgläub­igkeit. Was zählt, ist: Wann war die Kirche zur Stelle, als es mir schlecht ging? Als ich Beratung brauchte oder eine Begleitung? Wo war eine Frau, ein Mann der Kirche mit menschlich­er

Nähe tröstend bei mir? Das kann sogar neuen Appetit wecken nach dem Wort Gottes.

Ihr Vorgänger hat am Ende beklagt, dass er in der Öffentlich­keit zu wenig gehört wurde. Werden Sie als Bischof klarer reden?

Meier:

Kirche ist keine One-Man-Show. Ich will versuchen, ein Teamplayer zu sein. Auf der anderen Seite gibt gerade in der katholisch­en Kirche der Bischof seiner Diözese ein Gesicht. Predigen hat immer auch mit Dialog zu tun. Ich kann gut ermessen, ob die Leute die Predigt über sich ergehen lassen und nur auf das Amen warten. Oder ob sich die Predigt auf den Menschen bezieht. Ich darf mir also nicht vornehmen: Jetzt sage ich es den Leuten einmal! Verkündigu­ng sollte immer kommunikat­iv geschehen.

In einem Vortrag trennten Sie zwischen Leitung und Führung einer Gemeinde. Werden Sie diese Idee fortführen?

Meier:

Es gibt verschiede­ne Konzepte von Gemeindele­itung. Ob wir in der Diözese Pilotproje­kte wagen, kann ich jetzt noch nicht sagen. Es ist ein geistliche­s Experiment, wozu wir die richtigen Leute brauchen. Die geistliche Leitung hat viel zu tun mit innerer Autorität. Die kann man sich nur schwer antrainier­en. Man hat sie oder hat sie nicht. Führung dagegen hat mit Machtanspr­uch zu tun. Leitung und Führung zu unterschei­den, ist also ganz wichtig. Jeder Priester hat seine Stärken und seine Schwächen. Ein Pfarrer ist jedoch mehr als nur der geistliche Leiter einer Pfarrei. Wenn ihm persönlich Führung nicht liegt, müssen wir Lösungen finden, dass er umrahmt wird von Personen, die ihm dabei helfen. Der Priester ist aber immer Diener der Einheit in Christus – ganz gleich, wie er theologisc­h gestrickt ist.

Auf dem Hintergrun­d Ihrer römischen Jahre gefragt: Die Deutschen machen aus allem eine Grundsatzf­rage, die Italiener gehen viel gelassener damit um. Ist das so?

Meier:

Ja doch. Ich denke mir oft: Warum fragt ihr überhaupt? Macht es doch einfach! Geht in euch, prüft eure Situation, fragt nicht immer, ob es erlaubt ist. Denn wenn ich etwas ablehne, heißt es, der Meier ist jemand, bei dem geht gar nichts. Spreche ich aber eine Erlaubnis aus, etwa für die gemeinsame Kommunion für ein konfession­sverschied­enes Ehepaar – was soll ich erlauben? Das ist gar nicht meine Kompetenz. Wir haben ein Ideal, dem die Realität jedoch nicht immer standhält. Wie man damit umges geht, ist Sache jedes Einzelnen und seines Gewissens, das er hoffentlic­h geprüft hat.

Sind Sie schon weitergeko­mmen mit Ihrem Bischofsmo­tto, das, wie Sie sagten, sprachlich knackig sein sollte?

Meier:

Es wird sich stark orientiere­n am Bischof als dem Diener des Wortes. Im doppelten Sinn: Nicht nur des Wortes Gottes, sondern des Wortes, das in Jesus Christus unter uns gewohnt hat. Das II. Vatikanisc­he Konzil ermahnt die Bischöfe, sie sollten die ersten Prediger ihrer Diözese sein. Ich möchte nicht nur binnenkirc­hlich in Sakralräum­en als Bischof auftreten, sondern mich auch über den kirchliche­n Tellerrand hinaus manchmal zu Wort melden – ohne mich in das Geschäft der Politiker einzumisch­en.

Haben Sie eine Meinung dazu, wie eine Partei, die das C im Namen führt, mit Muslimen umgehen soll?

Meier:

Von Leuten der C-Partei werde ich immer wieder mal angesproch­en. Mitte der 90er Jahre gab es eine Diskussion, ob Muslime Mitglied in der CSU sein können. Mittlerwei­le sind wir viel weiter und angekommen bei Bürgermeis­ter-Kandidaten. Mir ist es wichtig, wenn jemand in einer C-Partei ist, dass er dann auch versucht, die mit dem C verbundene­n Werte zu akzeptiere­n und auch in seinem politische­n Handeln voranzubri­ngen. Aber auch eine christlich­e Partei ist keine Konfession­spartei. Es müssen sich nicht alle taufen lassen, wenn sie christli Werte gutheißen. Wenn ich nicht-christli Kandidaten nicht zulassen möchte, muss mich fragen lassen: Will ich, dass Deutschlan­d eine muslimisch­e Partei e steht? Mir ist eine Öffnung der C-Pa auch für Muslime lieber und es ist auch b ser für die Integratio­n.

Sollte die katholisch­e Kirche enger mit mu mischen Organisati­onen zusammenar­beiten?

Meier:

Der interrelig­iöse Dialog ist eine H rausforder­ung, er kann sehr interessan­t se Wir haben in Augsburg seit langem Runden Tisch der Religionen, wo wir besser kennenlern­en. Allerdings ist dort Fluktuatio­n sehr groß und die Mentalitä sind sehr unterschie­dlich. Zusammenar­b hat viel mit Vertrauen zueinander zu tun. Analogie können wir dies zum Wachsen Ökumene sehen: Katholiken und Protest ten haben sich schon mal die Köpfe ein schlagen in Gottes Namen und jetzt sind geschwiste­rlich verbunden. Wir müs mehr miteinande­r tun, um uns gegense besser kennenzule­rnen.

Eine der größten Vertrauens­krisen war Missbrauch­sskandal in der katholisch­en K che. Im Moment wird viel diskutiert, wel Entschädig­ungszahlun­gen zu leisten sind. U ob sie aus der Kirchenste­uer finanziert wer sollen. Wie stehen Sie dazu?

Meier:

In der Diözese Augsburg werden

einer Neuregelun­g dafür nicht Kirchenuer­mittel nehmen, weil es bei aller Soliität nicht gut ist, wenn Menschen Mitdsbeitr­äge für kirchliche Zwecke leisten, d wir sie einsetzen, um kriminelle Aktivien zu entschuldi­gen. Wir haben hier im tum die vorteilhaf­te Situation, dass noch ere Geldquelle­n möglich sind, aus denen Zahlungen leisten können, vor allem mögen des bischöflic­hen Stuhls. Hierzu ss ich die Gremien einbeziehe­n.

welcher Höhe werden Sie Entschädig­ungslungen leisten? ier:

Zu den Entschäung­en, die jetzt von roffenen gefordert rden und die bis zu 000 Euro gehen, ine ich: Mir persönwäre ein Modell wie a das in Österreich er. Dort sind Zahlunbis in Höhe von 000 Euro vorgesehen, in schweren Fällen r auch mehr. Unabhängig davon will ich h festhalten, dass die katholisch­e Kirche Deutschlan­d schon viel gemacht hat. Als hstes Projekt werden wir eine externe tifizierun­g der Aufarbeitu­ng angehen.

nn es einen gemeinsame­n Fonds geben, in den e Diözese einzahlt? ier:

Den kann es geben, aber darüber ist der Bischofsko­nferenz noch keine Enteidung getroffen. Es gibt auch viel ärmeDiözes­en. Sie müssen aus der Kirchenuer Mittel entnehmen, um Entschädin­gen zahlen zu können. Und ich kann stehen, dass Diözesen sagen: Wir wollen ht zahlen für Taten und Täter, die gar ht zu uns gehören.

rd die Entschädig­ung für Missbrauch­sopfer schal fällig? ier:

Nein. Jeder Einzelfall wird geprüft, Ort in jedem Bistum. Und dann soll es e zentrale Stelle geben, damit es eine Verichbark­eit gibt. Das ist eine Vorleistun­g eine mögliche Fondslösun­g.

haben gerade die erste Versammlun­g des nodalen Wegs in Frankfurt erlebt. Mit weln Eindrücken kehren Sie zurück? Kann ein her Gesprächsp­rozess zu einer Erneuerung katholisch­en Kirche in Deutschlan­d beitra? Oder werden unerfüllba­re Erwartunge­n eckt?

Meier:

Das ist sehr differenzi­ert zu sehen. Am Synodalen Weg nehmen 230 Delegierte von sehr unterschie­dlicher Natur teil. Wir haben schon viel länger gebraucht, um uns eine Geschäftso­rdnung zu geben. In den Debatten wurden grundlegen­de Differenze­n deutlich, aber noch ist das Tischtuch nicht zerschnitt­en. Es geht um die Frage: Wie dynamisch darf katholisch­e Lehre sein? Die einen fordern: Wir müssen die Lehre ändern zu den verschiede­nen Fragen. Die anderen sagen: Alles hat direkten Bezug auf Jesus Christus und muss so bleiben, wie es ist. Das auszumitte­ln bei allen Einzelfrag­en, die zu beackern sind, dabei müssen wir genau hinschauen. Wo dürfen und können wir etwas ändern? Und wo berühren wir den Kern des katholisch­en Glaubens in Doktrin und Moral? Der Knackpunkt ist: Welche Beschlüsse können wir in Deutschlan­d fällen? Welche müssen in Rom eingegeben werden? Bei welchen fehlt uns der Zugriff?

Manche sprechen abfällig von einem protestant­ischen Kirchenpar­lament.

Meier:

Manche fürchten, dass hier eine Mehrheit die reine, katholisch­e Lehre zu überstimme­n droht. Ich finde es gut, dass auch die kritischen Bischöfe an den Start gegangen sind. Wir haben jetzt zwei Jahre Zeit. Ich gehe davon aus, dass ein Synodaler Weg das Zeug dazu hat, dass er ein geistliche­s Experiment wird. Es ist wie im Chemiesaal: Wir sind vor Überraschu­ngen nicht sicher. Es kann explodiere­n, es kann aber auch zu harmonisch­en Lösungen führen. Es bleibt ja offen, ob und in welcher Weise die einzelnen Bischöfe für ihre Diözesen die Beschlüsse umsetzen. Ich bin mir sicher, dass die delikaten Beschlüsse auf keinen Fall zu Diözesange­setzen werden. Man wird sie nach Rom schicken. Und dort ist keine Antwort auch eine Antwort.

Kann es eine modellhaft­e Erfahrung sein, dass die Synodentei­lnehmer ohne jegliche Würdenzeic­hen und nach dem Alphabet in die Aula eingezogen sind?

Meier:

Ich saß neben einem Abt, einem Diakon und einer Frau, die in der katholisch­en Frauenbewe­gung sehr aktiv ist. Wir hatten zum Teil Murmelgrup­pen, wo der Einzelne von sich erzählt hat. Das war eine gute Erfahrung. Auch wichtig war: Der Gottesdien­st im Bartholomä­us-Dom war keine große Karawane von Bischöfen, sondern es zogen nur drei Zelebrante­n ein. Alle anderen Bischöfe saßen in der Bank. Auch das ist Botschaft, nämlich Volk Gottes unterwegs.

Wird diese Prozession­sordnung auch ein Vorbild für Ihren eigenen Weihegotte­sdienst am 21. März sein?

Meier:

Dieser Gottesdien­st wird im Fernsehen übertragen. Da braucht es Bilder. Aber es wird die Zahl der Konzelebra­nten auf eine wesentlich­e Anzahl beschränkt bleiben. Und ich werde im Lektorendi­enst wahrschein­lich nur Frauen einsetzen. Das sind aber nur Äußerlichk­eiten. Die Leute sollten eher darauf achten, wie ich mich in Zukunft verhalte. Ich will keine Exzellenz sein.

Lassen Sie sich als Bischof in Ihrem öffentlich­en Auftritt von Papst Franziskus und seinem Amtsstil inspiriere­n?

Meier:

Man kann sich von ihm inspiriere­n lassen. Ich werde mir keine hohe Mitra aufsetzen oder prunkvolle Barockstäb­e herumtrage­n. Ich bin auch als Priester und Bischof ein Mitglied im Volk Gottes. Manchmal geht der Hirte voraus, manchmal geht er hinterher und die Leithammel sind schneller, und manchmal muss er sich in die Mitte stellen.

Wie beurteilen Sie als Rom-Kenner die aktuelle Lage im Vatikan mit den beiden Päpsten?

Meier:

Hinter den vatikanisc­hen Mauern gibt es verschiede­ne Strömungen und auch dort menschelt es. Eines ist klar: Der regierende Papst ist unser Papst. Es gibt nur einen Papst und der heißt Franziskus. Er hat Durchsetzu­ngskraft und ich glaube, dass er seinen Weg weitergehe­n wird.

Haben Sie auch den Film „Die zwei Päpste“im Kino gesehen?

Meier:

Ich finde den Film super – auch von den Schauspiel­ern her. Die Dialoge sind erfunden, aber Kardinal Bergoglio, der längst über der Altersgren­ze war, hatte tatsächlic­h Papst Benedikt seinen Rücktritt angeboten.

In Frankfurt wurden Sie ins Synodalfor­um „Priesterli­che Lebensform heute“hinzugewäh­lt. Wofür werden Sie sich darin einsetzen?

Meier:

Die priesterli­che Lebensform ist mir ein echtes Anliegen. Es gab im Vorfeld dazu fast 6000 Rückmeldun­gen. Erstaunlic­herweise ging es darin gar nicht in erster Linie um die Aufhebung des Zölibats. Das war auch ein Thema. Doch entscheide­nd war seitens vieler Katholiken immer wieder der Appell: Lasst den Priester Mensch sein! Dass er auch Freunde und Freundinne­n haben kann, dass er nicht immer im Amt ist, dass seine Seelenhygi­ene stimmt. Und vor allem: dass er ein geistliche­r Mensch ist!

Was macht Bertram Meier gern außerhalb seiner Dienstpfli­chten?

Meier:

Ich mache hin und wieder gern einen Ausflug, fahre nach Südtirol zum Wandern. Auch hier in Augsburg gehe ich gerne mal in ein Restaurant zum Essen. Und ich habe nicht vor, dies als Bischof abzustelle­n. Das ist vielleicht gewöhnungs­bedürftig, dass ich auf dem Christkind­lesmarkt Bratwurst und Glühwein schätze. Ich habe nicht vor, meine Lebensgewo­hnheiten groß zu ändern.

Wenn Ihnen der liebe Gott einen Wunsch erfüllt: Welcher wäre es?

Meier:

Dass ich jetzt auch in der neuen Aufgabe nicht nur meine Pflicht tue, sondern dass ich es mit Freude tun kann und Glück dabei erfahre. Dass ich das Bischofsam­t nicht als Kreuzweg erleben muss. Die Aufgabe ist jetzt dran und ich packe sie an!

„Der Synodale Weg hat das Zeug dazu, ein geistliche­s Experiment zu werden“

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 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Gregor Peter Schmitz, Daniel Wirsching und Alois Knoller (links, von vorne) trafen den neuen Augsburger Bischof Bertram Meier in dessen Wohnzimmer zum ausführlic­hen Interview.
Foto: Silvio Wyszengrad Gregor Peter Schmitz, Daniel Wirsching und Alois Knoller (links, von vorne) trafen den neuen Augsburger Bischof Bertram Meier in dessen Wohnzimmer zum ausführlic­hen Interview.
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