„Ich will keine Exzellenz sn. Auch als Bischof bin ich im Voll Gottes“
Mit einem guten Bauchgefühl tritt Prälat Bertram Meier sein Hirten Bistum Augsburg an. Er möchte sich von Gremien beraten lassen und traut den Gläubigen zu, eigene heidungen zu treffen. Die Kirche soll im Dorf bleiben und es mit Leben erfüllen – auch mit
Herr Prälat Meier, Sie haben ohne eine Bedenkzeit Ja gesagt zu Ihrer Ernennung zum Bischof. Was gab Ihnen die Sicherheit, das Richtige zu tun?
Bertram Meier:
Ich kann das nicht logisch begründen. Mein Bauchgefühl sagte mir: Das ist das Richtige. Ich habe dieses Amt nicht angestrebt, geschweige denn an irgendwelchen Schrauben gedreht oder kirchenpolitisch etwas unternommen, dass die Wahl auf mich fällt. Ich habe in der Zeit der Sedisvakanz, seit Bischof Konrad Zdarsa in den Ruhestand treten durfte, mit Freude ein gutes halbes Jahr als Diözesanadministrator gewirkt und dabei gespürt: Es passt – nicht nur für mich als Person, sondern von der Gesamtatmosphäre in der Diözese her. Und ich dachte: Wenn ich jetzt noch die Bischofsweihe bekomme, ist das eine Weiterführung – mit mehr Verantwortung und mehr Entscheidungskompetenz.
Haben Sie kein bisschen weiche Knie?
Meier:
Zu meinem Bauchgefühl trat noch etwas sehr Spirituelles: Der heilige Ignatius von Loyola, von dem ich im Collegium Germanicum sehr geprägt wurde, hätte geraten: Überprüfe deine Neigungen, aber auch deine Abneigungen. Wenn ich beides abwäge, dann glaube ich: Es passt schon.
Wie sehr hat Ihre Zusage die Überlegung bestimmt, dass dieses Bistum auch schon durch sehr schwierige Zeiten gegangen ist mit einem Bischof, der sehr umstritten war?
Meier:
Ich weiß nie, in welches Fahrwasser wir geraten werden. Ich bin jetzt 17 Jahre in Leitungsgremien der Diözese und war vorher sieben Jahre in der Seelsorge in NeuUlm. Ich schaue mal, was das Alltagsgeschäft bringt. Die Herausforderungen und Probleme kommen von selbst, aber wir dürfen sie nicht dramatisieren. Wichtig ist, dass man miteinander spricht, miteinander ringt, auch Kontroversen zulässt. Denn viele werden dann sagen: Ich bin gehört worden.
Was halten Sie von der Aussicht, es niemals allen recht machen zu können?
Meier:
Ich werde – und muss – sicher auch einige Menschen enttäuschen. Ich habe in meinen bisherigen Aufgaben in der Diözese immer wieder Entscheidungen treffen müssen – als Kaplan, Pfarrer und dann im Domkapitel in den unterschiedlichsten Referaten. Auch im bischöflichen Seelsorgeamt musste ich in den letzten sechs Jahren gravierende Entscheidungen treffen. Entscheidend wird sein: Wie kommuniziere ich diese Entscheidungen? Mir ist es wichtig, im Vorlauf möglichst viele miteinzubeziehen.
An welchen Kreis denken Sie dabei?
Meier:
Ich möchte versuchen, die Gremien, die wir in der katholischen Kirche haben – und wir sind gar nicht so undemokratisch –, auch zu hören: den Priesterrat, die Dekanekonferenz, den Diözesanrat der Katholiken. Ich habe auch vor, den Diözesanpastoralrat in kleinerer Besetzung wiederzubeleben und das Domkapitel enger mit der Hauptabteilungsleiterkonferenz zusammenzuführen. Daraus ergibt sich sehr oft ein konsensfähiBild. Der Bischof hat dann letztlich die Kompetenz und auch die Bürde und Pflicht zu entscheiden. Ich bin zuversichtlich. Ich habe immer erlebt, dass man mal streiten konnte. Und ich habe die Kraft zu sagen: Blättern wir um, fangen wir wieder neu an!
Das Bistum Augsburg übernehmen Sie in welchem Zustand? Können Sie mehr aufbauen oder sehen Sie sich in der Rolle des Krisenmanagers?
Meier:
Wir befinden uns in keiner dramatischen Situation in unserer Diözese. Ich stand als Administrator in Kontakt mit vielen anderen Bischöfen, etwa aus dem Norden oder den neuen Bundesländern. Da sieht die Lage viel schwieriger aus – finanziell wie personell. Aber auch wir dürfen die Hände nicht in den Schoß legen. Die pastorale Raumplanung 2025 wird sukzessive und stringent umgesetzt. Aber es darf nicht bei der Strukturreform bleiben, wir müssen diese Raumplanung mit Leben erfüllen. Da gibt es doch Dinge, die zu besprechen sind.
Woran denken Sie dabei?
Meier:
Ich habe 53 Pfarreiengemeinschaften im Bistum visitiert, ich kenne mich aus. Viele sagen: Strukturell habt ihr es gut gemacht, aber wie sieht das Leben in unseren kleinen Einheiten aus? Die Kirche muss im Dorf bleiben. Auch wenn nicht überall Eucharistiefeiern abgehalten werden können, müssen wir schauen, dass das kirchliche Leben trotzdem nicht erstirbt.
Was ist konkret zu tun?
Meier:
Neben der Feier der Eucharistie, die uns Katholiken prägt, sollten wir auch andere Gottesdienstformen zulassen. Wir haben viele Frauen und Männer, die das können. Im Seelsorgeamt haben wir sie in den letzten Jahren ausgebildet unter dem Titel „Ergänzend und vielfältig Gottesdienst feiern“. Das hat Bischof Konrad Zdarsa nicht nur gewusst, sondern auch befürwortet. Es geistert immer herum, im Bistum seien Wort-Gottes-Feiern verboten. Aber so ist es nicht. Wir müssen es miteinander verzahnen. Es gibt Zeiten und Orte, wo solche Feiern durchaus nicht nur Notlösung sind. Wichtig ist, dass in den Dörfern nicht gar nichts ist.
Wie kann die Kirche präsent bleiben in einer säkularen Gesellschaft?
Meier:
Wir haben sehr viele katholische Kindertagesstätten, Schulen, sozialkaritative Einrichtungen. Wie profilieren wir sie so, dass die katholische Kirche nicht allein für sich arbeitet? Sondern dass es ein Angebot ist vonseiten der Kirche, das weit über sie hinausgeht. Die Kitas prägen auch sehr viele Kinder, die nicht katholisch, ja sogar ungetauft sind – bis hinein in muslimische Familien. Auch das ist für mich eine Art, missionarisch Kirche zu sein. Wir sind als Kirche auch Zeitgenossen für Menschen, die nicht zu ihr gehören. Ich vertraue darauf, dass die Katholiken mindestens so sehr auf Glaubwürdigkeit setzen wie auf Rechtgläubigkeit. Was zählt, ist: Wann war die Kirche zur Stelle, als es mir schlecht ging? Als ich Beratung brauchte oder eine Begleitung? Wo war eine Frau, ein Mann der Kirche mit menschlicher
Nähe tröstend bei mir? Das kann sogar neuen Appetit wecken nach dem Wort Gottes.
Ihr Vorgänger hat am Ende beklagt, dass er in der Öffentlichkeit zu wenig gehört wurde. Werden Sie als Bischof klarer reden?
Meier:
Kirche ist keine One-Man-Show. Ich will versuchen, ein Teamplayer zu sein. Auf der anderen Seite gibt gerade in der katholischen Kirche der Bischof seiner Diözese ein Gesicht. Predigen hat immer auch mit Dialog zu tun. Ich kann gut ermessen, ob die Leute die Predigt über sich ergehen lassen und nur auf das Amen warten. Oder ob sich die Predigt auf den Menschen bezieht. Ich darf mir also nicht vornehmen: Jetzt sage ich es den Leuten einmal! Verkündigung sollte immer kommunikativ geschehen.
In einem Vortrag trennten Sie zwischen Leitung und Führung einer Gemeinde. Werden Sie diese Idee fortführen?
Meier:
Es gibt verschiedene Konzepte von Gemeindeleitung. Ob wir in der Diözese Pilotprojekte wagen, kann ich jetzt noch nicht sagen. Es ist ein geistliches Experiment, wozu wir die richtigen Leute brauchen. Die geistliche Leitung hat viel zu tun mit innerer Autorität. Die kann man sich nur schwer antrainieren. Man hat sie oder hat sie nicht. Führung dagegen hat mit Machtanspruch zu tun. Leitung und Führung zu unterscheiden, ist also ganz wichtig. Jeder Priester hat seine Stärken und seine Schwächen. Ein Pfarrer ist jedoch mehr als nur der geistliche Leiter einer Pfarrei. Wenn ihm persönlich Führung nicht liegt, müssen wir Lösungen finden, dass er umrahmt wird von Personen, die ihm dabei helfen. Der Priester ist aber immer Diener der Einheit in Christus – ganz gleich, wie er theologisch gestrickt ist.
Auf dem Hintergrund Ihrer römischen Jahre gefragt: Die Deutschen machen aus allem eine Grundsatzfrage, die Italiener gehen viel gelassener damit um. Ist das so?
Meier:
Ja doch. Ich denke mir oft: Warum fragt ihr überhaupt? Macht es doch einfach! Geht in euch, prüft eure Situation, fragt nicht immer, ob es erlaubt ist. Denn wenn ich etwas ablehne, heißt es, der Meier ist jemand, bei dem geht gar nichts. Spreche ich aber eine Erlaubnis aus, etwa für die gemeinsame Kommunion für ein konfessionsverschiedenes Ehepaar – was soll ich erlauben? Das ist gar nicht meine Kompetenz. Wir haben ein Ideal, dem die Realität jedoch nicht immer standhält. Wie man damit umges geht, ist Sache jedes Einzelnen und seines Gewissens, das er hoffentlich geprüft hat.
Sind Sie schon weitergekommen mit Ihrem Bischofsmotto, das, wie Sie sagten, sprachlich knackig sein sollte?
Meier:
Es wird sich stark orientieren am Bischof als dem Diener des Wortes. Im doppelten Sinn: Nicht nur des Wortes Gottes, sondern des Wortes, das in Jesus Christus unter uns gewohnt hat. Das II. Vatikanische Konzil ermahnt die Bischöfe, sie sollten die ersten Prediger ihrer Diözese sein. Ich möchte nicht nur binnenkirchlich in Sakralräumen als Bischof auftreten, sondern mich auch über den kirchlichen Tellerrand hinaus manchmal zu Wort melden – ohne mich in das Geschäft der Politiker einzumischen.
Haben Sie eine Meinung dazu, wie eine Partei, die das C im Namen führt, mit Muslimen umgehen soll?
Meier:
Von Leuten der C-Partei werde ich immer wieder mal angesprochen. Mitte der 90er Jahre gab es eine Diskussion, ob Muslime Mitglied in der CSU sein können. Mittlerweile sind wir viel weiter und angekommen bei Bürgermeister-Kandidaten. Mir ist es wichtig, wenn jemand in einer C-Partei ist, dass er dann auch versucht, die mit dem C verbundenen Werte zu akzeptieren und auch in seinem politischen Handeln voranzubringen. Aber auch eine christliche Partei ist keine Konfessionspartei. Es müssen sich nicht alle taufen lassen, wenn sie christli Werte gutheißen. Wenn ich nicht-christli Kandidaten nicht zulassen möchte, muss mich fragen lassen: Will ich, dass Deutschland eine muslimische Partei e steht? Mir ist eine Öffnung der C-Pa auch für Muslime lieber und es ist auch b ser für die Integration.
Sollte die katholische Kirche enger mit mu mischen Organisationen zusammenarbeiten?
Meier:
Der interreligiöse Dialog ist eine H rausforderung, er kann sehr interessant se Wir haben in Augsburg seit langem Runden Tisch der Religionen, wo wir besser kennenlernen. Allerdings ist dort Fluktuation sehr groß und die Mentalitä sind sehr unterschiedlich. Zusammenarb hat viel mit Vertrauen zueinander zu tun. Analogie können wir dies zum Wachsen Ökumene sehen: Katholiken und Protest ten haben sich schon mal die Köpfe ein schlagen in Gottes Namen und jetzt sind geschwisterlich verbunden. Wir müs mehr miteinander tun, um uns gegense besser kennenzulernen.
Eine der größten Vertrauenskrisen war Missbrauchsskandal in der katholischen K che. Im Moment wird viel diskutiert, wel Entschädigungszahlungen zu leisten sind. U ob sie aus der Kirchensteuer finanziert wer sollen. Wie stehen Sie dazu?
Meier:
In der Diözese Augsburg werden
einer Neuregelung dafür nicht Kirchenuermittel nehmen, weil es bei aller Soliität nicht gut ist, wenn Menschen Mitdsbeiträge für kirchliche Zwecke leisten, d wir sie einsetzen, um kriminelle Aktivien zu entschuldigen. Wir haben hier im tum die vorteilhafte Situation, dass noch ere Geldquellen möglich sind, aus denen Zahlungen leisten können, vor allem mögen des bischöflichen Stuhls. Hierzu ss ich die Gremien einbeziehen.
welcher Höhe werden Sie Entschädigungslungen leisten? ier:
Zu den Entschäungen, die jetzt von roffenen gefordert rden und die bis zu 000 Euro gehen, ine ich: Mir persönwäre ein Modell wie a das in Österreich er. Dort sind Zahlunbis in Höhe von 000 Euro vorgesehen, in schweren Fällen r auch mehr. Unabhängig davon will ich h festhalten, dass die katholische Kirche Deutschland schon viel gemacht hat. Als hstes Projekt werden wir eine externe tifizierung der Aufarbeitung angehen.
nn es einen gemeinsamen Fonds geben, in den e Diözese einzahlt? ier:
Den kann es geben, aber darüber ist der Bischofskonferenz noch keine Enteidung getroffen. Es gibt auch viel ärmeDiözesen. Sie müssen aus der Kirchenuer Mittel entnehmen, um Entschädingen zahlen zu können. Und ich kann stehen, dass Diözesen sagen: Wir wollen ht zahlen für Taten und Täter, die gar ht zu uns gehören.
rd die Entschädigung für Missbrauchsopfer schal fällig? ier:
Nein. Jeder Einzelfall wird geprüft, Ort in jedem Bistum. Und dann soll es e zentrale Stelle geben, damit es eine Verichbarkeit gibt. Das ist eine Vorleistung eine mögliche Fondslösung.
haben gerade die erste Versammlung des nodalen Wegs in Frankfurt erlebt. Mit weln Eindrücken kehren Sie zurück? Kann ein her Gesprächsprozess zu einer Erneuerung katholischen Kirche in Deutschland beitra? Oder werden unerfüllbare Erwartungen eckt?
Meier:
Das ist sehr differenziert zu sehen. Am Synodalen Weg nehmen 230 Delegierte von sehr unterschiedlicher Natur teil. Wir haben schon viel länger gebraucht, um uns eine Geschäftsordnung zu geben. In den Debatten wurden grundlegende Differenzen deutlich, aber noch ist das Tischtuch nicht zerschnitten. Es geht um die Frage: Wie dynamisch darf katholische Lehre sein? Die einen fordern: Wir müssen die Lehre ändern zu den verschiedenen Fragen. Die anderen sagen: Alles hat direkten Bezug auf Jesus Christus und muss so bleiben, wie es ist. Das auszumitteln bei allen Einzelfragen, die zu beackern sind, dabei müssen wir genau hinschauen. Wo dürfen und können wir etwas ändern? Und wo berühren wir den Kern des katholischen Glaubens in Doktrin und Moral? Der Knackpunkt ist: Welche Beschlüsse können wir in Deutschland fällen? Welche müssen in Rom eingegeben werden? Bei welchen fehlt uns der Zugriff?
Manche sprechen abfällig von einem protestantischen Kirchenparlament.
Meier:
Manche fürchten, dass hier eine Mehrheit die reine, katholische Lehre zu überstimmen droht. Ich finde es gut, dass auch die kritischen Bischöfe an den Start gegangen sind. Wir haben jetzt zwei Jahre Zeit. Ich gehe davon aus, dass ein Synodaler Weg das Zeug dazu hat, dass er ein geistliches Experiment wird. Es ist wie im Chemiesaal: Wir sind vor Überraschungen nicht sicher. Es kann explodieren, es kann aber auch zu harmonischen Lösungen führen. Es bleibt ja offen, ob und in welcher Weise die einzelnen Bischöfe für ihre Diözesen die Beschlüsse umsetzen. Ich bin mir sicher, dass die delikaten Beschlüsse auf keinen Fall zu Diözesangesetzen werden. Man wird sie nach Rom schicken. Und dort ist keine Antwort auch eine Antwort.
Kann es eine modellhafte Erfahrung sein, dass die Synodenteilnehmer ohne jegliche Würdenzeichen und nach dem Alphabet in die Aula eingezogen sind?
Meier:
Ich saß neben einem Abt, einem Diakon und einer Frau, die in der katholischen Frauenbewegung sehr aktiv ist. Wir hatten zum Teil Murmelgruppen, wo der Einzelne von sich erzählt hat. Das war eine gute Erfahrung. Auch wichtig war: Der Gottesdienst im Bartholomäus-Dom war keine große Karawane von Bischöfen, sondern es zogen nur drei Zelebranten ein. Alle anderen Bischöfe saßen in der Bank. Auch das ist Botschaft, nämlich Volk Gottes unterwegs.
Wird diese Prozessionsordnung auch ein Vorbild für Ihren eigenen Weihegottesdienst am 21. März sein?
Meier:
Dieser Gottesdienst wird im Fernsehen übertragen. Da braucht es Bilder. Aber es wird die Zahl der Konzelebranten auf eine wesentliche Anzahl beschränkt bleiben. Und ich werde im Lektorendienst wahrscheinlich nur Frauen einsetzen. Das sind aber nur Äußerlichkeiten. Die Leute sollten eher darauf achten, wie ich mich in Zukunft verhalte. Ich will keine Exzellenz sein.
Lassen Sie sich als Bischof in Ihrem öffentlichen Auftritt von Papst Franziskus und seinem Amtsstil inspirieren?
Meier:
Man kann sich von ihm inspirieren lassen. Ich werde mir keine hohe Mitra aufsetzen oder prunkvolle Barockstäbe herumtragen. Ich bin auch als Priester und Bischof ein Mitglied im Volk Gottes. Manchmal geht der Hirte voraus, manchmal geht er hinterher und die Leithammel sind schneller, und manchmal muss er sich in die Mitte stellen.
Wie beurteilen Sie als Rom-Kenner die aktuelle Lage im Vatikan mit den beiden Päpsten?
Meier:
Hinter den vatikanischen Mauern gibt es verschiedene Strömungen und auch dort menschelt es. Eines ist klar: Der regierende Papst ist unser Papst. Es gibt nur einen Papst und der heißt Franziskus. Er hat Durchsetzungskraft und ich glaube, dass er seinen Weg weitergehen wird.
Haben Sie auch den Film „Die zwei Päpste“im Kino gesehen?
Meier:
Ich finde den Film super – auch von den Schauspielern her. Die Dialoge sind erfunden, aber Kardinal Bergoglio, der längst über der Altersgrenze war, hatte tatsächlich Papst Benedikt seinen Rücktritt angeboten.
In Frankfurt wurden Sie ins Synodalforum „Priesterliche Lebensform heute“hinzugewählt. Wofür werden Sie sich darin einsetzen?
Meier:
Die priesterliche Lebensform ist mir ein echtes Anliegen. Es gab im Vorfeld dazu fast 6000 Rückmeldungen. Erstaunlicherweise ging es darin gar nicht in erster Linie um die Aufhebung des Zölibats. Das war auch ein Thema. Doch entscheidend war seitens vieler Katholiken immer wieder der Appell: Lasst den Priester Mensch sein! Dass er auch Freunde und Freundinnen haben kann, dass er nicht immer im Amt ist, dass seine Seelenhygiene stimmt. Und vor allem: dass er ein geistlicher Mensch ist!
Was macht Bertram Meier gern außerhalb seiner Dienstpflichten?
Meier:
Ich mache hin und wieder gern einen Ausflug, fahre nach Südtirol zum Wandern. Auch hier in Augsburg gehe ich gerne mal in ein Restaurant zum Essen. Und ich habe nicht vor, dies als Bischof abzustellen. Das ist vielleicht gewöhnungsbedürftig, dass ich auf dem Christkindlesmarkt Bratwurst und Glühwein schätze. Ich habe nicht vor, meine Lebensgewohnheiten groß zu ändern.
Wenn Ihnen der liebe Gott einen Wunsch erfüllt: Welcher wäre es?
Meier:
Dass ich jetzt auch in der neuen Aufgabe nicht nur meine Pflicht tue, sondern dass ich es mit Freude tun kann und Glück dabei erfahre. Dass ich das Bischofsamt nicht als Kreuzweg erleben muss. Die Aufgabe ist jetzt dran und ich packe sie an!
„Der Synodale Weg hat das Zeug dazu, ein geistliches Experiment zu werden“