Ein Koch geht auf Titeljagd
Benedikt Doll zählt im Sprint der Biathlon-Weltmeisterschaft in Antholz zu den Mitfavoriten. Mit seinem Vater teilt der 29-Jährige eine große Leidenschaft
Aus der Flut von Kochshows im Fernsehen könnte man schließen, dass täglich zig Millionen Deutsche am Kochtopf stehen. Viel wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Dauerglotzer gerne zuschauen, wenn gebrutzelt wird und anschließend eine Pizza bestellen. Benedikt Doll ist ein anderer Typ. Er steht selbst am Herd und betreibt im Internet den Kochblog „dollskueche.de“. Zusammen mit seinem Vater Karl-Heinz „Charly“Doll, einem gelernten Koch, will er zeigen wie man sich abseits von Hokuspokus-Wundermitteln und Diäten mit regionalen Produkten abwechslungsreich ernähren kann. Putenschnitzel im Brokkoli-Teig zum Beispiel – kein Problem.
Im Augenblick konzentriert sich der 29-Jährige jedoch auf seine noch größere Leidenschaft Biathlon. Bei der Weltmeisterschaft der Skijäger im Antholzer Tal zählt Doll neben Arnd Peiffer zu den Hoffnungen des Deutschen Skiverbandes. Am Samstag im Sprint und am Sonntag in der Verfolgung rechnet sich der Schwarzwälder dabei die größten Chancen aus. Bei den Weltmeisterschaften 2017 in Hochfilzen hatte Doll mit seinem ersten Einzelsieg seinen ersten großen Titelgewinn gefeiert. Aus seiner Heimat im Schwarzwald hat sich nun eine Familien-Delegation zur WM angekündigt.
Im September 2019 hat der in Titisee-Neustadt geborne Doll seine langjährige Freundin Miriam Behringer geheiratet.
Der Athlet kommt aus einer sportlichen Familie, wobei die Mutter nicht so starke Nerven besitzt wie der Sohn. „Wenn ich an den Schießstand komme, dann verschwindet sie zu Hause in den Keller. Das kann sie nicht ansehen“, erzählte der ehemalige Sportsoldat aus Hinterzarten, der inzwischen Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Dem Wintersport ist die Familie seit Generationen verbunden, wie Doll mit Stolz erzählt. Sein Urgroßvater Professor Kohlhepp etwa zählt zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Skiverbandes. In der Mannschaft gilt er nicht nur mit dem Kochlöffel als kreativ. Als Hobbyfilmer hält der Schwarzwälder das Innenleben der deutschen Biathlon-Mannschaft auf Video fest und schneidet daraus dann Beiträge für den gemeinsamen Fernsehabend.
Zum WM-Auftakt verpasste der Schwarzwälder als Schlussläufer mit der Mixed-Staffel auf Platz vier nur knapp eine Medaille. Gegrübelt aber wird nicht lange. Doll hakt das Rennen ab und schaut nach vorne. „Ich versuche, einen rauszuhauen, sodass es hoffentlich für das Podest reicht.“Um als Weltmeister Südtirol zu verlassen, wäre allerdings eine gehörige Portion Glück nötig. Der Norweger Johannes Thingnes Bö und Martin Fourcade aus Frankreich gewannen jeweils zwei Weltcup-Sprints. In Le Grand-Bornand triumphierte jedoch Doll dank zweier fehlerfreier Schießeinlagen.
Die Dominanz der Großen zu brechen – das ist sein Ziel. Das Rezept dafür klingt einfach: „Ich starte mit einem guten Gefühl und ich habe ja schon gezeigt, dass ich es kann.“Milan Sako