Welcher Kampfjet wird gekauft?
Zuletzt schien es, die Bundesregierung würde sich für den US-Flieger F-18 entscheiden. Doch das ruft heftigen Widerstand hervor
Paris/Augsburg Da hat sich eine bunte Truppe zusammengefunden, um die Bundesregierung zum Kauf weiterer 90 Eurofighter-Kampfflugzeuge als Ersatz für TornadoFlieger zu bewegen. Die Allianz will verhindern, dass Berlin – was zuletzt erwogen wurde – die ab 2025 vor der Ausmusterung stehenden Tornado-Maschinen mit F-18-Kampfflugzeugen des USHerstellers Boeing und nicht mit dem Eurofighter ersetzt.
Obwohl die Franzosen anders als Deutsche und Briten nicht am Eurofighter beteiligt sind, wird aus Paris Einfluss auf die Bundesregierung genommen, den Amerikanern den Stinkefingern zu zeigen. Sowohl der französische Staatspräsident Emmanuel Macron als auch sein Landsmann Guillaume Faury als AirbusChef setzen sich dafür ein, dass Deutschland die Tornado-Flieger mit dem Eurofighter ersetzt. Das liegt daran, dass Deutsche und Franzosen gemeinsam ein FCAS genanntes Luftkampfsystem, bei dem Kampfflieger, Drohnen und Satelliten vernetzt sind, schaffen wollen. FCAS soll ab 2040 einsatzfähig sein. Damit Deutschland daran mitmischen kann und rund 25000 Arbeitsplätze, die hierzulande vom Eurofighter abhängen, gesichert werden, muss die Fähigkeit, solche militärischen Flugzeuge zu bauen, erhalten bleiben. Wenn Bundesverteidigungsministerin Annegret KrampKarrenbauer sich aber nun für den Kauf von US-Flugzeugen entscheidet, gingen viele EurofighterJobs verloren. Am Ende, so die Befürchtung, würden die Franzosen das Luftkampfsystem FCAS ohne Deutschland entwickeln. Doch Paris hat Verbündete in Deutschland gefunden, sprechen sich doch Betriebsräte, Gewerkschafter und SPD-Politiker für den Kauf von Eurofighter-Maschinen aus. KrampKarrenbauer hingegen scheint noch zu zögern, schließlich sieht sie sich seitens „zwei mächtiger Bundeswehr-Männer“, wie es heißt, unter Druck gesetzt, F-18-Maschinen zu bestellen. Die Luftwaffe wolle so den Kontakt zu den Amerikanern stärken, wird kolportiert. Das Argument lassen Arbeitnehmervertreter nicht gelten. IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner sagte gegenüber unserer Redaktion: „Ich hoffe sehr, dass die Verteidigungsministerin ihre Entscheidung zur Tornado-Nachfolge im Lichte der industriepolitischen Zusammenhänge trifft.“Und er fügte hinzu: „Ein Beschluss für die F-18 wäre ein Beschluss gegen die deutsche und europäische Luftfahrtindustrie und ihre Beschäftigten – auch in Manching und Augsburg.“Im Augsburger Premium-Aerotec-Werk (3400
Mitarbeiter) werden EurofighterRumpfmittelteile produziert und bei Airbus in Manching (5500 Beschäftigte) in die Kampflugzeuge eingebaut. Kerner appellierte an Kramp-Karrenbauer: „Für das von Frankreich, Deutschland und Spanien geplante europäische Luftverteidigungssystem FCAS ist die Weiterentwicklung des Eurofighter als technologische Brücke eine entscheidende Voraussetzung.“Wenn jedoch die Steuer-Gelder in die USA fließen würden, werde Deutschland über kurz oder lang technische Kompetenzen verlieren. Der Gewerkschafter befürchtet: „Dann könnte das FCAS vermutlich in starke Turbulenzen geraten. Das technologische Know-how bei uns wäre weg.“Aus Sicht des für die Luftfahrtindustrie zuständigen IGMetall-Mitglieds entstünde so ein erheblicher Schaden: „Deutschland verabschiedet sich vom Flugzeugbau. Die USA hätten den westlichen Markt für sich.“Die Amerikaner versuchen jedenfalls, die Bundesregierung zu bearbeiten, indem sie ihren größten Trumpf ausspielen: Die Hälfte der 90 Tornado-Nachfolger müsse in der Lage sein, in der Eifel stationierte US-Atomwaffen zu tragen. Dazu benötigen neue Jets eine Genehmigung der US-Behörden. Nun sind die Amerikaner auf Nachfrage der Bundesregierung zu der wenig erstaunlichen Erkenntnis gelangt, dass US-Bomber die Freigabe viel schneller als Eurofighter-Flieger bekommen würden, was zu Mehrausgaben für deutsche Steuerzahler führen könnte. Im Ringen um den Tornado-Nachfolger wird mit allen Tricks gearbeitet.
Beim Tornado-Nachfolger wird mit Tricks gearbeitet