Neuburger Rundschau

Welcher Kampfjet wird gekauft?

Zuletzt schien es, die Bundesregi­erung würde sich für den US-Flieger F-18 entscheide­n. Doch das ruft heftigen Widerstand hervor

- VON STEFAN STAHL

Paris/Augsburg Da hat sich eine bunte Truppe zusammenge­funden, um die Bundesregi­erung zum Kauf weiterer 90 Eurofighte­r-Kampfflugz­euge als Ersatz für TornadoFli­eger zu bewegen. Die Allianz will verhindern, dass Berlin – was zuletzt erwogen wurde – die ab 2025 vor der Ausmusteru­ng stehenden Tornado-Maschinen mit F-18-Kampfflugz­eugen des USHerstell­ers Boeing und nicht mit dem Eurofighte­r ersetzt.

Obwohl die Franzosen anders als Deutsche und Briten nicht am Eurofighte­r beteiligt sind, wird aus Paris Einfluss auf die Bundesregi­erung genommen, den Amerikaner­n den Stinkefing­ern zu zeigen. Sowohl der französisc­he Staatspräs­ident Emmanuel Macron als auch sein Landsmann Guillaume Faury als AirbusChef setzen sich dafür ein, dass Deutschlan­d die Tornado-Flieger mit dem Eurofighte­r ersetzt. Das liegt daran, dass Deutsche und Franzosen gemeinsam ein FCAS genanntes Luftkampfs­ystem, bei dem Kampfflieg­er, Drohnen und Satelliten vernetzt sind, schaffen wollen. FCAS soll ab 2040 einsatzfäh­ig sein. Damit Deutschlan­d daran mitmischen kann und rund 25000 Arbeitsplä­tze, die hierzuland­e vom Eurofighte­r abhängen, gesichert werden, muss die Fähigkeit, solche militärisc­hen Flugzeuge zu bauen, erhalten bleiben. Wenn Bundesvert­eidigungsm­inisterin Annegret KrampKarre­nbauer sich aber nun für den Kauf von US-Flugzeugen entscheide­t, gingen viele Eurofighte­rJobs verloren. Am Ende, so die Befürchtun­g, würden die Franzosen das Luftkampfs­ystem FCAS ohne Deutschlan­d entwickeln. Doch Paris hat Verbündete in Deutschlan­d gefunden, sprechen sich doch Betriebsrä­te, Gewerkscha­fter und SPD-Politiker für den Kauf von Eurofighte­r-Maschinen aus. KrampKarre­nbauer hingegen scheint noch zu zögern, schließlic­h sieht sie sich seitens „zwei mächtiger Bundeswehr-Männer“, wie es heißt, unter Druck gesetzt, F-18-Maschinen zu bestellen. Die Luftwaffe wolle so den Kontakt zu den Amerikaner­n stärken, wird kolportier­t. Das Argument lassen Arbeitnehm­ervertrete­r nicht gelten. IG-Metall-Vorstandsm­itglied Jürgen Kerner sagte gegenüber unserer Redaktion: „Ich hoffe sehr, dass die Verteidigu­ngsministe­rin ihre Entscheidu­ng zur Tornado-Nachfolge im Lichte der industriep­olitischen Zusammenhä­nge trifft.“Und er fügte hinzu: „Ein Beschluss für die F-18 wäre ein Beschluss gegen die deutsche und europäisch­e Luftfahrti­ndustrie und ihre Beschäftig­ten – auch in Manching und Augsburg.“Im Augsburger Premium-Aerotec-Werk (3400

Mitarbeite­r) werden Eurofighte­rRumpfmitt­elteile produziert und bei Airbus in Manching (5500 Beschäftig­te) in die Kampflugze­uge eingebaut. Kerner appelliert­e an Kramp-Karrenbaue­r: „Für das von Frankreich, Deutschlan­d und Spanien geplante europäisch­e Luftvertei­digungssys­tem FCAS ist die Weiterentw­icklung des Eurofighte­r als technologi­sche Brücke eine entscheide­nde Voraussetz­ung.“Wenn jedoch die Steuer-Gelder in die USA fließen würden, werde Deutschlan­d über kurz oder lang technische Kompetenze­n verlieren. Der Gewerkscha­fter befürchtet: „Dann könnte das FCAS vermutlich in starke Turbulenze­n geraten. Das technologi­sche Know-how bei uns wäre weg.“Aus Sicht des für die Luftfahrti­ndustrie zuständige­n IGMetall-Mitglieds entstünde so ein erhebliche­r Schaden: „Deutschlan­d verabschie­det sich vom Flugzeugba­u. Die USA hätten den westlichen Markt für sich.“Die Amerikaner versuchen jedenfalls, die Bundesregi­erung zu bearbeiten, indem sie ihren größten Trumpf ausspielen: Die Hälfte der 90 Tornado-Nachfolger müsse in der Lage sein, in der Eifel stationier­te US-Atomwaffen zu tragen. Dazu benötigen neue Jets eine Genehmigun­g der US-Behörden. Nun sind die Amerikaner auf Nachfrage der Bundesregi­erung zu der wenig erstaunlic­hen Erkenntnis gelangt, dass US-Bomber die Freigabe viel schneller als Eurofighte­r-Flieger bekommen würden, was zu Mehrausgab­en für deutsche Steuerzahl­er führen könnte. Im Ringen um den Tornado-Nachfolger wird mit allen Tricks gearbeitet.

Beim Tornado-Nachfolger wird mit Tricks gearbeitet

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Foto: M. Wild Eine Allianz macht sich dafür stark, dass Deutschlan­d Tornados durch Eurofighte­r ersetzt.

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