„Ideologien lasse ich nicht zu“
Heinrich Seißler tritt erneut ohne Gegenkandidat an. Wie er zu einem möglichen Gemeinderatskollegen aus den Reihen der AfD steht
Königsmoos Heinrich Seißler muss keine Werbung in eigener Sache machen. Der 59-jährige Freie-Wähler-Bürgermeister ist bereits 2014 ohne Gegenkandidat in seine zweite Amtszeit gewählt worden – und so wird es auch dieses Mal sein. Die offenkundige Zufriedenheit mit seiner Arbeit schreibt er sich allerdings nicht allein auf die Fahnen. „Bei uns im Gemeinderat gibt es kein Fraktionsdenken, wir haben ein gutes Miteinander“, sagt er über die Arbeit in seinem politischen Gremium. Deshalb sei es für ihn auch ein Gebot der Fairness gewesen, zugunsten der Gemeinderatskandidaten selbst nicht auf dem Wahlzettel zu erscheinen. Denn ohne Gegenkandidat ist seine Wiederwahl zum Bürgermeister in trockenen Tüchern und sein Platz im Gemeinderat sicher.
In den Königsmooser Gemeinderat könnte im Mai auch eine Partei einziehen, die bislang nicht mitgemischt hat: Die AfD stellt sich mit vier Kandidaten den Bürgern zur Wahl. Neben Königsmoos kandidiert die AfD nur noch in Neuburg. Auf einen möglichen Gemeinderatskollegen aus der umstrittenen Partei reagiert Seißler gelassen. „Es kommt darauf an, wie derjenige mitarbeitet“, sagt er. „Sollte es ihm nur darum gehen, irgendwelche Ideologien zu pflanzen, dann hat er schlechte Karten. Das lasse ich nämlich nicht zu.“Dass es dazu kommt, kann sich Seißler allerdings nicht wirklich vorstellen. Denn die Themen,
auf denen die AfD gerne reite, würden auf Gemeindeebene keine Rolle spielen.
Dass Heinrich Seißler in seine letzte Runde starten wird, ist kein Geheimnis. Mit dann 65 Jahren ist der richtige Zeitpunkt, das Ruder zu übergeben. Ein Highlight wäre es für ihn, wenn er seinem Nachfolger auch ein Ärztehaus hinterlassen könnte. „Das wäre ein Hurra-Moment“, sagt er. Doch gleichzeitig weiß er, wie schwierig und nahezu aussichtslos die Lage ist. Seit knapp zehn Jahren gibt es keinen Arzt mehr in Königsmoos. Weil die Region statistisch gesehen medizinisch überversorgt ist, werden neue Praxen von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) auch nicht genehmigt. Möglich wäre nur eine Zweigstelle einer bereits bestehenden Praxis. Doch die Begeisterung unter den Ärzten für ein derartiges Modell hält sich in Grenzen. So sind Seißler die Hände gebunden. Der Wille ist da, genauso wie ein Grundstück in Ludwigsmoos, auf dem die Gemeinde eine Praxis bauen könnte. Doch die Umstände sprechen dagegen.
Deshalb steckt Seißler seine Energie in Projekte, die aussichtsreicher sind. Seine oberste Priorität lautet dabei: Das Geschaffene erhalten und wo sinnvoll, Neues entwickeln.
Dazu zählt der Dorfladen in Klingsmoos. Rund 200 Bürger haben bereits die Finanzierung des Ladens gesichert, jetzt ist es an der Gemeinde, die Baukosten des Gebäudes so weit zu senken, dass die Miete für die Betreibergenossenschaft zu stemmen ist. „Das kriegen wir hin“, ist sich Seißler sicher.
Was den Klimaschutz anbelangt, so hat Königsmoos bereits einiges vorzuweisen. Die Schule wurde generalsaniert, wodurch jetzt enorm Energie gespart wird. Beheizt wird sie mit Pellets, also einem nachwachsenden Rohstoff. Die Pumpen der Kläranlage laufen über den Strom, der aus der Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt wird. Und die beiden neuen Baugebiete in Stengelheim und Ludwigsmoos werden mit einem Erdwärme-System ausgestattet.
Das nachhaltigste KlimaschutzProjekt liegt für Seißler jedoch außerhalb des Einflussbereiches der Gemeinde. „Jeder muss sich an die eigene Nase fassen und bei sich selbst im Kleinen beginnen.“