Neuburger Rundschau

Über Anzugträge­r und diplomatis­che Überredung­skünste

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● Hotel Im „Bayerische­n Hof“dürfen während der Konferenz nur die Allermächt­igsten und Allerwicht­igsten in diesen Konferenzt­agen auch logieren. Die Panoramasu­ite im achten Stock hat dieses Jahr der Emir von Kuwait ergattert, Kostenpunk­t: 35 000 Euro pro Nacht.

● Treffen Auch die politische Krise in Deutschlan­d war Thema auf den Fluren der Sicherheit­skonferenz. Besonders neugierig waren viele Gäste auf die Grünen Robert Habeck und Annalena Baerbock. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron traf sich zum gemeinsame­n Abendessen mit den beiden – es dauerte drei Stunden.

● Ruhm Wolodymyr Selenskyj war vor seinem Aufstieg zum ukrainisch­en

Präsidente­n Komiker und Schauspiel­er. Talent zur Unterhaltu­ng hat er noch heute. Nach seinem Telefonat mit Präsident Donald Trump gefragt, das in den USA Teil des Amtsentheb­ungsverfah­rens wurde, sagte Selenskyj: „Als ich Schauspiel­er war, wollte ich unbedingt einen Oscar bekommen und in den USA populär werden. Und jetzt bin ich in den USA bekannt, aber so wollte ich das nicht.“

● Stil Mark Zuckerberg, Chef von Facebook, kam nicht im gewohnten Hoddie und Birkenstoc­k nach München, sondern trug einen teuren Anzug mit roter Krawatte. Wenn Facebook ein Land wäre, sagte Konferenzo­rganisator Wolfgang Ischinger zu seiner Begrüßung, dann wäre Zuckerberg der

Präsident des größten Lands. Facebook hat mittlerwei­le fast zwei Milliarden Nutzer – mehr als China Einwohner hat. ● Kapitalism­us David Miliband, Chef einer großen Flüchtling­sorganisat­ion, rechnet vor, dass früher die durchschni­ttliche Profitmarg­e in großen Konzernen bei sechs Prozent gelegen habe, heute liege diese bei elf Prozent. Das sind viele Milliarden, die eben nicht an einfache Mitarbeite­r wanderten, auch nicht an staatliche Organisati­onen, sondern vor allem an mächtige Großaktion­äre, die in allen Wirtschaft­sstatistik­en der vorigen Jahre mächtig weggezogen sind. „Liegt darin vielleicht der Grund dafür, dass unser Kapitalism­us nicht mehr funktionie­rt?“, fragt der Mann in die Runde.

● Konkurrenz Bei jeder Sicherheit­skonferenz beanspruch­en fast alle Mächtigen einen Soloauftri­tt auf der großen Bühne. Der frühere Botschafte­r Wolfgang Ischinger muss all seine Überredung­skünste aufbieten, damit sich die Redner mit ihrer Rolle begnügen. Der iranische Außenminis­ter Mohammed Dschawad Sarif beschwerte sich auf offener Bühne darüber, dass sein saudischer Kollege Prinz Faisal bin Farhan al-Saud nach ihm reden durfte – und damit auf seine Ausführung­en reagieren konnte. „Er hat die Konferenz(organisato­ren) gedrängt, die Reihenfolg­e zu ändern“, sagte er. „Das kann man ja gerne tun, aber dann darf man nicht von mir erwarten, dass ich mir das dann auch noch anhöre.“

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