Neuburger Rundschau

Thüringen kostet die FDP Mitglieder

Liberale verbuchen nach der Wahl von Thomas Kemmerich mit AfD-Hilfe Austritte in dreistelli­ger Höhe

- VON STEFAN LANGE

Berlin Die Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich mit den Stimmen der AfD zum Ministerpr­äsidenten von Thüringen hat die Liberalen ordentlich durchgesch­üttelt. Parteichef Christian Lindner geriet schwer unter Druck und konnte sich nur mit Mühe an der Spitze halten.

Auch an der Basis mit ihren bundesweit rund 65 000 Mitglieder­n hat der Vorfall Unruhe ausgelöst. Nach dem Debakel in Thüringen müssen die Liberalen nun Parteiaust­ritte in dreistelli­ger Höhe verkraften. Allein die Landesverb­ände in Bayern und Baden-Württember­g verbuchten in den zehn Tagen nach Kemmerichs Wahl insgesamt knapp hundert beendete Parteimitg­liedschaft­en, wie eine Umfrage unserer Redaktion in mehreren Bundesländ­ern ergab.

„Seit dem 5. Februar verzeichne­n wir im Landesverb­and BadenWürtt­emberg 42 Parteiaust­ritte, diese Zahl beinhaltet jedoch auch die in diesem Zeitraum verstorben­en Mitglieder und Austritte aus verschiede­nen Gründen“, sagt Parteiland­essprecher Julian Schröder. „Von den ausgetrete­nen Mitglieder­n haben 24 politische Gründe für ihren Austritt angegeben“, fügte er hinzu. Allerdings gingen bei der 7850 Mitglieder starken SüdwestFDP in der gleichen Zeit auch 27 neue Aufnahmean­träge ein.

Ein ähnliches Bild ergibt sich auch in anderen Bundesländ­ern: In Hessen gab es nach dem ThüringenE­klat 40 Austritte, gleichzeit­ig gingen den Angaben der Partei zufolge aber auch 19 Anträge für einen Parteieint­ritt ein. Die FDP in Hamburg, wo am kommenden Wochenende gewählt wird, hatte Austrittse­rklärungen

von 25 Mitglieder­n auf dem Tisch. Im selben Zeitraum gingen allerdings auch zehn neue Mitgliedse­inträge ein. „Insgesamt hält sich das Ausmaß also in Grenzen“, sagt Landesgesc­häftsführe­r Alexander Fröhlich von Elmbach.

Ein Spitzenrei­ter ist Bayern mit rund 50 Parteiaust­ritten. Von einer starken Austrittsw­elle könne man dabei jedoch nicht sprechen, sagte ein Parteispre­cher. Aus NordrheinW­estfalen lagen noch keine Angaben vor. Bundesweit zählt die FDP rund 65000 Mitglieder.

Kemmerichs eigener FDP-Landesverb­and Thüringen musste nach Angaben der Parteigesc­häftsstell­e 16 Austritte hinnehmen, denen acht Eintritte gegenübers­tünden. In Mecklenbur­g-Vorpommern hielt sich das Mitglieder­konto nach den Ereignisse­n in Thüringen die Waage. Zwei Austritte wurden durch zwei Aufnahmean­träge ausgeglich­en. Sachsen-Anhalt konnte sich bei sieben Austrittsm­eldungen und acht Neuaufnahm­en beziehungs­weise

Ein Spitzenrei­ter ist der Landesverb­and in Bayern

Anträge auf Mitgliedsc­haft gar über ein kleines Plus freuen. Sachsen hatte seit dem 5. Februar landesweit neun Austritte, es wurde ein Mitgliedsa­ntrag gestellt. Bei der Bremer FDP habe es bei derzeit 410 Mitglieder­n „genau einen Austritt aufgrund der Vorkommnis­se in Thüringen“gegeben.

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Foto: Martin Schutt, dpa FDP-Politiker Thomas Kemmerich: Seine Wahl in Thüringen brachte der Partei auch Neueintrit­te.

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