Thüringen kostet die FDP Mitglieder
Liberale verbuchen nach der Wahl von Thomas Kemmerich mit AfD-Hilfe Austritte in dreistelliger Höhe
Berlin Die Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich mit den Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten von Thüringen hat die Liberalen ordentlich durchgeschüttelt. Parteichef Christian Lindner geriet schwer unter Druck und konnte sich nur mit Mühe an der Spitze halten.
Auch an der Basis mit ihren bundesweit rund 65 000 Mitgliedern hat der Vorfall Unruhe ausgelöst. Nach dem Debakel in Thüringen müssen die Liberalen nun Parteiaustritte in dreistelliger Höhe verkraften. Allein die Landesverbände in Bayern und Baden-Württemberg verbuchten in den zehn Tagen nach Kemmerichs Wahl insgesamt knapp hundert beendete Parteimitgliedschaften, wie eine Umfrage unserer Redaktion in mehreren Bundesländern ergab.
„Seit dem 5. Februar verzeichnen wir im Landesverband BadenWürttemberg 42 Parteiaustritte, diese Zahl beinhaltet jedoch auch die in diesem Zeitraum verstorbenen Mitglieder und Austritte aus verschiedenen Gründen“, sagt Parteilandessprecher Julian Schröder. „Von den ausgetretenen Mitgliedern haben 24 politische Gründe für ihren Austritt angegeben“, fügte er hinzu. Allerdings gingen bei der 7850 Mitglieder starken SüdwestFDP in der gleichen Zeit auch 27 neue Aufnahmeanträge ein.
Ein ähnliches Bild ergibt sich auch in anderen Bundesländern: In Hessen gab es nach dem ThüringenEklat 40 Austritte, gleichzeitig gingen den Angaben der Partei zufolge aber auch 19 Anträge für einen Parteieintritt ein. Die FDP in Hamburg, wo am kommenden Wochenende gewählt wird, hatte Austrittserklärungen
von 25 Mitgliedern auf dem Tisch. Im selben Zeitraum gingen allerdings auch zehn neue Mitgliedseinträge ein. „Insgesamt hält sich das Ausmaß also in Grenzen“, sagt Landesgeschäftsführer Alexander Fröhlich von Elmbach.
Ein Spitzenreiter ist Bayern mit rund 50 Parteiaustritten. Von einer starken Austrittswelle könne man dabei jedoch nicht sprechen, sagte ein Parteisprecher. Aus NordrheinWestfalen lagen noch keine Angaben vor. Bundesweit zählt die FDP rund 65000 Mitglieder.
Kemmerichs eigener FDP-Landesverband Thüringen musste nach Angaben der Parteigeschäftsstelle 16 Austritte hinnehmen, denen acht Eintritte gegenüberstünden. In Mecklenburg-Vorpommern hielt sich das Mitgliederkonto nach den Ereignissen in Thüringen die Waage. Zwei Austritte wurden durch zwei Aufnahmeanträge ausgeglichen. Sachsen-Anhalt konnte sich bei sieben Austrittsmeldungen und acht Neuaufnahmen beziehungsweise
Ein Spitzenreiter ist der Landesverband in Bayern
Anträge auf Mitgliedschaft gar über ein kleines Plus freuen. Sachsen hatte seit dem 5. Februar landesweit neun Austritte, es wurde ein Mitgliedsantrag gestellt. Bei der Bremer FDP habe es bei derzeit 410 Mitgliedern „genau einen Austritt aufgrund der Vorkommnisse in Thüringen“gegeben.