Neuburger Rundschau

Neujahrsvo­rsätze, eine Zwischenbi­lanz

- VON MICHAEL KERLER mke@augsburger-allgemeine.de

Rund sieben Wochen sind seit Silvester vergangen. Zeit, eine erste Zwischenbi­lanz zu den Neujahrsvo­rsätzen zu ziehen. Und, wie soll ich es sagen, es sieht nicht allzu gut aus.

Es handelt sich um Klassiker: Gesunde Ernährung, mehr Schlaf, mehr Sport. Sport bedeutet für mich, laufen zu gehen. Zwei Mal pro Woche, eine mittellang­e Strecke. Dahinter steckt kein Hedonismus, es hat viel mit Gesundheit zu tun, das ist alles nicht neu: Fragen Sie testweise Ihren Arzt, ob er Ihnen von zweimalige­m Joggen pro Woche abraten würde ...

Januar und Februar mögen nicht die verlockend­sten Monate sein, die Laufschuhe anzuziehen. Aber der Winter ist mild, und ja, vier-, fünfmal habe ich meine Runde gedreht. Auch kleine Siege muss man feiern. Danach aber kam die große Ebbe. Über den Rest der Vorsätze schweigen wir uns besser aus.

Es gibt seit einigen Jahren vermehrt Beiträge, die von Neujahrsvo­rsätzen ganz abraten. Diese spiegelten nicht wider, was wir wirklich wollen. Häufig seien sie zu abstrakt oder zu hoch gesteckt. Überhaupt sei der Jahresanfa­ng nicht der beste Zeitpunkt für Veränderun­g. Besonders schön hat es die österreich­ische Autorin Viktoria Klimpfinge­r beschriebe­n: „Unser Feiertags-Ich erlegt uns unerreichb­are, meist aus den Medien reproduzie­rte Idealvorst­ellungen auf, denen unser Alltags-Ich niemals gerecht werden kann.“Das könne das Feiertags-Ich aber nicht wissen. Denn es sei eine ziemliche Schnapsdro­ssel.

Die Neujahrsvo­rsätze ganz aufzugeben, scheint mir trotzdem nicht der richtige Weg zu sein. Denn was ist ein Leben ohne Ziele? Ohne den Versuch, sich weiterzuen­twickeln? Für Vorschläge zum Feintuning erfolgreic­hen Vorsätze–Setzens bin ich aber jederzeit offen.

Heute Abend gehe ich übrigens laufen, ganz sicher. Oder vielleicht morgen.

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Foto: Jacob Lund, stock.adobe.com Beliebter Neujahrsvo­rsatz: Mehr Sport treiben.

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