„Es ist etwas komisch, prominent zu sein“
Nach ihrem Erfolg bei „The Voice Kids“moderieren Mimi und Josy in der neuen Staffel der TV-Gesangsshow. Die Augsburger Schwestern erzählen von ihren Träumen, gruseligen Momenten und wie sie mit ihrer Bekanntheit umgehen
Hallo ihr zwei, wie war euer Tag? Josy: Nach der Schule habe ich etwas gechillt. Das muss auch drin sein. Manchmal brauche ich etwas Zeit für mich, in der ich mal nichts tue. Mimi: Ich musste heute schon um 5.45 Uhr aufstehen. Ich besuche die Fachoberschule und momentan habe ich Praktikumsphase. Da geht der Tag früher los.
Seit eurem Sieg 2019 bei „The Voice Kids“und dem Hit „Little Help“mit The BossHoss seid ihr bekannt – vor allem in eurer Heimatstadt Augsburg. Wie ist es, prominent zu sein?
Josy: Schon etwas komisch. Aber ich finde es auch interessant, zu beobachten, wie die Leute reagieren, wenn sie uns sehen. Übrigens, wenn wir einzeln unterwegs sind, werden wir weniger erkannt.
Mimi: Mich erkennen die Leute schon.
Josy: Okay, bei mir vielleicht weniger, weil ich mein Aussehen gerne verändere. Ich wechsle halt gerne meinen Haarschnitt, meinen Style. Aber meine Person bleibt gleich. Mimi: Na ja, du bist schon ruhiger geworden.
Josy: Okay, ich war etwas flippiger. Ich hatte Plateauschuhe mit Katzen darauf, auf die war ich megastolz.
Apropos Aussehen: Kommt es vor, dass die Menschen euch verwechseln? Mimi: Ja, das passiert immer wieder mal. Manchmal nervt es mich schon ein bisschen, weil Josy ja zwei Jahre jünger ist. (schmunzelt)
Wie reagieren denn nun die Augsburger auf euch?
Josy: Meist sind es die jüngeren Altersgruppen, so ab zwölf aufwärts, vor allem Mädchen. Die tuscheln dann: „Schau doch mal, das sind die von ,The Voice‘.“
Geht ihr darauf ein?
Mimi: Klar, ich fände es komisch, nichts zu machen, und rede dann mit ihnen. Sie sind alle lieb. Doch manchmal hat man einen schlechten Tag und ist vielleicht nicht so offen. Josy: Oft machen wir mit ihnen ganz entspannt Fotos. Mich macht das auch stolz, wenn jemand zu uns herkommt und ein gemeinsames Foto haben möchte.
Kommt euch eure Bekanntheit manchmal in die Quere?
Josy: Bislang nur ein Mal. Ich bin in der neunten Klasse auf der Realschule und wollte mich als Tutorin für Fünftklässler bewerben. Aber mir wurde davon abgeraten, weil das zu viel Wirbel geben könnte.
Gibt es Momente, in denen ihr eure Musikerkarriere bereut?
Mimi: Nein. Allerdings haben wir nicht immer so viel Zeit für unsere Freunde, wie wir sie gerne hätten. Nämlich, wenn wir Phasen mit vielen Auftritten haben und üben müssen. Dann kann es sein, dass man eine Geburtstagsparty sausen lassen muss, auf die man gerne gegangen wäre. Aber unsere Freunde kommen damit gut klar und unterstützen uns.
Das heißt, die Bekanntheit hat eure Freundschaften nicht beeinflusst? Mimi: Nein, wir hatten schon immer sehr gute Freunde und wenig oberflächliche Bekanntschaften. Daran hat sich nichts geändert.
Ihr habt auf Instagram mehr als 275 000 Follower. Wo kommen eure Fans her?
Mimi: Von den Städten ist hier am meisten München vertreten. Auf Platz zwei ist witzigerweise Buenos Aires.
Warum folgen euch Menschen ausgerechnet aus Argentinien?
Josy: Ich habe keine Ahnung. Vielleicht mögen sie Geschwister.
Ihr könntet doch auch anfangen, als Influencer Geld zu verdienen ... Mimi: Nee. Das wäre nicht mein Ding. Da musst du alles aus deinem Leben dokumentieren und sogar deine Freunde filmen. Das fände ich nicht schön. Wir posten auf Instagram auch gar nicht so viel.
Josy: Außerdem wäre es schwierig, das echte Leben und das Leben im Internet voneinander zu trennen. Und du musst die ganze Zeit am Handy sein und dich hübsch machen. Jede macht ja heute ihre Lippen und ihren Po größer; das ist alles so krank geworden. Es ist doch krass, dass sich manche so schämen, wie sie in echt aussehen.
Wie wichtig ist denn für euch und eure Freunde das Smartphone?
Mimi: Gar nicht so wichtig. Wir treffen uns, um etwas miteinander zu unternehmen. Sonst kann ich gleich daheimbleiben und auf dem Handy herumtippen.
Josy: Wir machen in letzter Zeit sogar Handystapel.
Handystapel?
Josy: Ja, in Cafés legen wir unsere Handys auf einen Stapel und beachten den dann nicht mehr. (grinst) Da passiert es auch, dass der eine oder andere Anruf der Mutter verpasst wird.
Wie ging es nach „The Voice Kids“weiter? Welche Auftritte hattet ihr? Mimi: Der Höhepunkt war, als wir als Vorband beim Michael-PatrickKelly-Konzert auf dem Münchner Königsplatz gespielt haben. Wir hatten viele Auftritte bei großen Firmen, waren auf der Hope-Gala in Dresden und auf dem Augsburger Presseball. Am Freitag geben wir übrigens ein Konzert in München. Das wird auf der Website von Sat.1 live gestreamt. Um 18 Uhr geht es los.
Bekommt ihr im Vorfeld gesagt, was ihr singen und wie ihr euch kleiden sollt?
Mimi: Die meisten wünschen sich den Song „Creep“, mit dem wir die Blind Auditions bei „The Voice“gewonnen haben und was sie sonst auf Instagram von uns gesehen haben.
Josy: Wir spielen nach Möglichkeit immer auch unsere eigenen Songs. Mimi: Wie wir uns anziehen, bleibt glücklicherweise uns überlassen.
Außer vielleicht bei Galas?
Mimi: Bei solchen Anlässen tragen wir natürlich schickere Sachen. Ich mag das auch.
Josy: Ich fühle mich in Abendkleidern etwas unwohl.
Habt ihr einen eigenen Manager? Mimi: Ja, die Agentur sitzt in Berlin. Wir planen, in diesem Jahr ein eigenes Album zu veröffentlichen.
Wie funktioniert das, zu zweit Lieder zu komponieren und zu schreiben? Josy: Wenn mir zum Beispiel auf dem Schulweg eine Melodie einfällt, nehme ich zu Hause den Laptop und mache einen Beat, Backing Tracks und so weiter dazu. Oder ich versuche, Akkorde auf der Gitarre oder auf dem Klavier zu finden, wenn es ein langsamer Song ist.
Mimi: Ich spiele erst Klavier oder Gitarre und singe dazu und setze mich danach an den Laptop. Die Texte schreibt jede für sich.
Josy: Mir ist es wichtig, nicht nur über Liebe zu singen. Ich will mehr Sinn in die Lieder bringen. Der Song „The Best Me“handelt von einer sehr guten Freundin von mir. Wenn ich mit ihr zusammen bin, weckt sie das Beste in mir. (Sie wird verlegen) Na gut, ist vielleicht auch etwas kitschig.
Singt ihr auch auf Deutsch?
Mimi: Nein, Englisch ist doch eine internationalere Sprache.
Josy: Und klingt smoother.
Wie kam es, dass ihr bei der neuen Staffel von „The Voice Kids“, die am Sonntag beginnt, moderieren dürft? Mimi: Die Produktionsfirma fragte uns. Es ist einfach mega, jetzt die andere Seite kennenzulernen. Wir sind auf demselben Flur wie die Coaches untergebracht, sogar mit einer eigenen Garderobe. Und ein Fun Fact: Wir essen zusammen mit den Coaches und Moderatoren – das Catering ist viel besser.
Josy: Das Tolle ist, wir sehen all die Menschen vom letzten Jahr wieder. Die Make-up-Leute sind so nett und der Security-Mann, der den Getränkekühlschrank auffüllt. Wir sind so glücklich, dass wir wieder dabei sein dürfen.
Wo wird die Sendung produziert? Mimi: In Berlin. Dafür mussten wir schon ein paar Mal in der Schule fehlen.
Josy: Dazu brauchten wir die Erlaubnis von der Schule und auch vom Jugendamt.
Was ist eure Aufgabe in der neuen Staffel von „The Voice Kids“?
Mimi: Wir interviewen die Coaches, quatschen mit den Kandidaten. Wir haben unplugged Songs aufgenommen, die zu sehen sein werden. Josy: Und wir geben den Kandidaten Tipps. Schließlich waren wir vor einem Jahr in der gleichen Situation.
Was ganz anderes: Was haltet ihr von
Greta Thunberg und der Fridays-forFuture-Bewegung?
Mimi: Ich finde sie cool, weil sie so jung ist und den Politikern Feuer unter dem Hintern macht. Sie hat das Thema Umweltschutz groß gemacht. Die Menschen müssen sich jetzt damit beschäftigen. Ich war ein Mal auf einer Demonstration in Augsburg.
Josy: Ich war auch nur ein Mal. Klar, es ist eine richtig gute Sache. Aber wir nutzen unsere Zeit trotzdem lieber, um zum Beispiel neue Songs zu schreiben.
Mimi: Wir gehen auch deshalb nicht hin, weil wir Sorgen wegen der Menschenmenge haben. Wir sind halt nicht gerade unbekannt.
Habt ihr da schon mal schlechte Erfahrungen gemacht?
Mimi: Wir hatten mal einen Auftritt bei einer Schulveranstaltung, wo danach Jugendliche an der Umkleide auf uns warteten. Sie drängten uns richtig an die Wand. Das war supergruselig. Zum Glück rettete uns ein Lehrer aus der Situation.
Ich hatte Plateauschuhe mit Katzen darauf
Seid ihr gut in der Schule?
Josy: Ich habe gelernt, mich zu konzentrieren. Ich mag besser werden. Und ich bin tatsächlich nicht mehr auf der Liste der Heißbegehrten. (Mimi lacht)
Josy: Äh, also ich meine, bis jetzt habe ich noch keine Fünfer.
Wie ist euer Plan B, sollte es mit der Musikkarriere nicht klappen?
Josy: Ich habe noch keinen anderen Plan. Vielleicht irgendwas mit Mode. (lacht) Ich werde Verkäuferin bei Urban Outfitters. Das ist mein Lieblingsladen.
Mimi: Mich würde Tier- oder Humanmedizin interessieren. Interview: Ina Marks
Mimi und Josy sind 16 und 14 Jahre alt. Die Schwestern aus Augsburg haben 2019 die TV-Sing-Show „The Voice Kids“gewonnen. Sie dürfen bei der neuen Staffel, die am 23. Februar auf Sat.1 startet, mitmoderieren und eigene Songs präsentieren. Ihre Eltern sind selbst aus der Musikbranche. Opernsängerin Helene Lindqvist und Musikprofessor Philipp Vogler achten darauf, dass ihre Töchter trotz des Erfolgs ein weitgehend normales Leben führen.