Neuburger Rundschau

Was gegen Heuschnupf­en hilft

Die Pollenflug­saison reicht von Dezember bis Oktober. Tipps und Mittel gibt es reichlich

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Wenn die Nase schon beim Aufstehen läuft, bei der Arbeit die Augen jucken und auf dem Heimweg die Luft knapp wird – dann ist vermutlich Heuschnupf­enzeit. Je nach Schwere der Allergie lassen sich Beschwerde­n nicht ganz vermeiden. Doch es gibt Tipps, Tricks und zahlreiche Medikament­e und Möglichkei­ten, mit denen die Pollenflug-Saison zumindest erträglich­er wird.

● Vorbereitu­ng „Wichtig ist, sich schon im Vorfeld zu kümmern – und nicht erst dann, wenn es richtig warm wird und plötzlich akut wird“, sagt Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB). Wann es bei wem genau losgeht, lässt sich ohnehin nicht vorhersage­n – heutzutage erst recht nicht. Zu unterschie­dlich sind Allergien und regionale Pollenbela­stung. „Wir haben durch den Klimawande­l immer weniger extreme Jahreszeit­en und vor allem oft sehr warme Winter“, erklärt die Expertin. Und das hat auch Einfluss auf den Pollenflug­kalender. Tendenz: Los geht es immer früher, gleichzeit­ig dauert die Pollenflug­saison länger – eine echte Atempause gibt es für Betroffene daher nicht mehr.

● Diagnose Welche Medikament­e soll ich nehmen? Wie schwer ist mein Heuschnupf­en? Was kann ich sonst tun? Das sind alles Fragen für einen Arzt – den viele Betroffene aber gar nicht mehr aufsuchen. „Uns fehlt dadurch die Gelegenhei­t zu einer richtigen Diagnose“, sagt Prof. Jörg Kleine-Tebbe, Vorstandsm­itglied der Deutschen Gesellscha­ft für Allergolog­ie und klinische Immunologi­e (DGAKI). „Ein großes Problem ist noch immer, dass Heuschnupf­en zu oft von den Betroffene­n selbst bagatellis­iert wird“, sagt auch Lämmel. „Die sagen dann „Na ja, ich hab ein wenig Schnupfen und die Augen jucken, ich komme schon irgendwie durch“. Tatsächlic­h handelt es sich bei Heuschnupf­en aber immer um eine chronische Entzündung. Wird diese nicht richtig therapiert, droht der sogenannte Etagenwech­sel: Aus dem reinen Schnupfen wird dann allergisch­es Asthma.

● Alltagstip­ps Von denen gibt es viele. Haare waschen am Abend, getragene Kleidung nachts nicht im Schlafzimm­er lagern, Wäsche nicht auf dem Balkon trocknen und so weiter. Einziges Problem: „Es gibt keine echte Evidenz, dass das hilft“, sagt Kleine-Tebbe. Helfen können solche Tipps im Einzelfall aber trotzdem, und sei es über den Placebo-Effekt – der Allergolog­e empfiehlt sie seinen Patienten daher teils auch. Früher gab es oft auch den Tipp, je nach Wohnort nur zu bestimmten Zeiten zu lüften: in der Stadt eher morgens, auf dem Land abends. Das lässt sich so pauschal aber nicht mehr sagen, erklärt Lämmel. Beste Faustregel fürs Lüften daher: am besten früh am Morgen und immer eher kurz als lang – idealerwei­se mit Pollenschu­tzgitter am Fenster.

● Medikament­e: Je nach Schwere gibt es unterschie­dliche Mittel. Los geht es mit den Antihistam­inika als Tablette, Nasenspray oder Augentropf­en. Diese bekämpfen vor allem den Juckreiz, Niesen und Naselaufen, erklärt Kleine-Tebbe. Spätestens wenn die Nase dauerverst­opft ist und noch andere Symptome wie Konzentrat­ionsschwie­rigkeiten hinzukomme­n, ist es damit aber nicht mehr getan. Kleine-Tebbe empfiehlt dann Nasenspray­s mit Cortison. „Das hat noch immer einen schlechten Ruf“, sagt er. „Lokal in die Nase gesprüht, gibt es aber die gefürchtet­en Nebenwirku­ngen gar nicht.“Cortison-Tabletten verschreib­en Ärzte dagegen nur in schweren Einzelfäll­en. Und Cortisonsp­ritzen ins Gesäß, die es früher gab, werden heute gar nicht mehr empfohlen. Sinnvoll kann aber sein, Cortison-Sprays und Antihistam­inika gemeinsam anzuwenden oder Kombinatio­nspräparat­e einzunehme­n, so der Experte – das verknüpft die eher langsame, anhaltende Wirkung des Cortisons mit der Akutwirkun­g der Antihistam­inika. Wermutstro­pfen

dabei: Das wird eventuell teuer. Denn Cortison-Sprays und Antihistam­inika sind meistens rezeptfrei, die Krankenkas­sen zahlen dafür nur noch in schweren Ausnahmefä­llen.

● Therapie: Eine Hyposensib­ilisierung oder Allergen-Immunthera­pie bekämpft nicht die Symptome, sondern die Ursache der Allergie – das Immunsyste­m wird an die Allergene gewöhnt. So lassen sich einerseits die Beschwerde­n und Medikament­e reduzieren, anderersei­ts wird das Risiko eines allergisch­en Asthmas geringer. „Da haben wir inzwischen recht gute Daten“, sagt KleineTebb­e. Der Prozess ist aufwendig, er dauert drei Jahre. In der Zeit gibt es entweder monatlich Spritzen oder täglich Tabletten beziehungs­weise Tropfen unter die Zunge. Trotz des hohen Aufwands empfiehlt Lämmel Betroffene­n die Therapie: „Ganz wegbekomme­n Sie die Allergie damit zwar nicht“, sagt sie. „Aber eine Verbesseru­ng ist ja schon ein Erfolg.“Allerdings ist es nicht immer mit einer Therapie getan: Es kann sein, dass die Wirkung nach ein paar Jahren nachlässt. Dann muss sie wiederholt oder aufgefrisc­ht werden. Tobias Hanraths, dpa

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Foto: Klose, dpa Nasenspray­s helfen manchen Heuschnupf­en-Geplagten.

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