Der Schuldige ist schnell gefunden
Beim ereignisarmen 1:1 gegen Freiburg unterläuft Tomas Koubek ein folgenschwerer Fehler. So verarbeitet der Schlussmann des FC Augsburg seinen nächsten Fauxpas
Augsburg Tomas Koubek ist eine imposante Erscheinung. Mit seiner Statur ließe sich der vollbärtige Hüne in jede Basketballmannschaft verorten, knapp zwei Meter groß, knapp 100 Kilogramm schwer. Sein Äußeres könnte einen Gegenspieler einschüchtern. Unüberwindbar, unbezwingbar, etliche Attribute böten sich beim tschechischen Torhüter an. Nichts davon wäre dieser Tage zutreffend, denn Koubek gilt mehr denn je als Unsicherheitsfaktor in der Bundesligamannschaft des FC Augsburg.
Die Geschichte dieses ereignisarmen 1:1 (1:0) gegen Freiburg wäre schnell erzählt gewesen, hätte Koubek nicht für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. Als der 27-Jährige sich den Fragen der Medienvertreter stellte, musste ihm klar sein, worauf die Fragen abzielen würden. Koubek hatte sich einmal mehr einen folgenschweren Fehler geleistet. Das Augsburger Defensivkonstrukt hatte gegen offensiv harmlose Freiburger kaum Torchancen zugelassen. Hätte Koubek nicht gepatzt, der FCA hätte wohl – wenn auch äußerst unverdient – diese Partie für sich entschieden. So aber griff Koubek daneben und ermöglichte den
Freiburgern per abgefälschten Schuss den Ausgleich (51.).
Koubek suchte nicht nach Ausreden, erstaunlich offen sprach er über seine Situation. Auch wenn dies alles andere als einfach sei, wie er meinte. „Es ist schwierig zu beschreiben, wie ich mich fühle“, sagte Koubek und ergänzte, es sei nicht das erste Spiel seiner Karriere und auch nicht das erste Gegentor, das er kassiert habe. Dennoch sei diese Phase ziemlich einmalig.
Vier Mal hat der FCA in dieser Runde Niederlagen mit fünf Gegentreffern eingesteckt, das 0:5 gegen Frankfurt wirkte selbst am Samstag noch nach. Koubek erklärte: „Diese Woche war nicht die angenehmste für mich.“Sich nach fünf Gegentoren auf ein Spiel vorzubereiten, sei für ihn persönlich immer schwierig, fügte Koubek hinzu. Vor seinem Engagement in Augsburg hätte er in seiner Laufbahn vielleicht dreimal fünf Tore in einem Spiel kassiert, zählte er auf. Der Profifänger bemühte sich, das Beste aus diesen Erfahrungen herauszuziehen. Daraus zu lernen. „Diese Situationen verbessern mich als Torhüter und Mensch“, bekräftigte Koubek und sprach sich selbst Mut zu. Mitspieler Jeffrey Gouweleeuw scheute klare Worte, zum Torwartpatzer sagte er: „Ich glaube, er gibt alles, er wirft alles rein. Aber momentan ist es schwierig.“
Im Sommer hatte der FCA den Nationaltorhüter verpflichtet, um eine Baustelle zu schließen. Seit dem Weggang von Marwin Hitz sucht der Bundesligist im Tor nach einer Ideallösung, mit Fabian Giefer, Andreas Luthe, Gregor Kobel und Koubek versuchten sich seitdem vier Torleute. Koubek galt längere Zeit nicht als Wunschkandidat, erst kurz vor dem ersten Pflichtspiel lotste Sportgeschäftsführer Stefan Reuter den Profi des französischen Erstligisten Stade Rennes zum FCA. Knapp 7,5 Millionen Euro waren dessen Dienste den Augsburger Verantwortlichen wert gewesen.
Für Koubek keine Hypothek, wie er erklärte. „Was sind sieben Millionen im Fußballgeschäft?“, fragte er. Wie müsse sich da erst ein Neymar fühlen, der für 222 Millionen Euro von Barcelona zu Paris gewechselt ist, schob Koubek hinterher. Doch genau diese sieben Millionen Euro, die im Raum stehen, fließen in die Beurteilung seiner Auftritte ein. Bei den Augsburger Anhängern hat der Stammtorwart inzwischen jeglichen Kredit verspielt; höhnisch applaudierte ein Teil der Fans Mitte der zweiten Spielhälfte, als Koubek einen leicht zu kontrollierenden Ball unter seinem Körper begrub.
FCA-Sportchef Reuter interpretierte diesen Beifall als Aufmunterung, allgemein versuchten die Verantwortlichen, die Torwartdiskussion kleinzuhalten. Koubek dürfe den Glauben in die eigene Stärke nicht verlieren, meinte Reuter, ihn mal aus dem Tor zu nehmen, sei nicht das Thema. Und Trainer Martin Schmidt, der Koubek nach dessen Fehler in Frankfurt angezählt und den Konkurrenzkampf mit Luthe eröffnet hatte, ruderte in den Katakomben der Augsburger Arena zurück. „Der Fehler passiert, alle machen Fehler. Wir haben intern keine Torhüterdiskussion“, sagte Schmidt und stellte in Aussicht, dass Koubek in Leverkusen erneut im Tor stehen werde (Sonntag, 15.30 Uhr).
Augsburg Koubek – Lichtsteiner (32. Framberger), Gouweleeuw, Jedvaj, Iago – Khedira, Baier – M. Richter, Max (66. Vargas) – Finnbogason (80. Löwen), Niederlechner
Freiburg Schwolow – Schmid, Gulde, R. Koch, Günter – Haberer (84. Petersen), Abrashi, Höfler, Grifo (86. Kwon) – L. Waldschmidt – Höler
Tore 1:0 Max (38.), 1:1 Haberer (51.) Schiedsrichter Patrick Ittrich (Hamburg) Zuschauer 26 822