Neuburger Rundschau

Zwölf rauschhaft­e Minuten

Die Münchner sichern sich den 4:1-Erfolg gegen Köln bereits in der Anfangspha­se. Dabei gelingt dem alten und neuen Tabellenfü­hrer sogar eine historisch­e Bestmarke

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Köln Hansi Flick ging es wie zuvor seiner Mannschaft: Am Ende verließen ihn die Kräfte. 90 Minuten hatte der Trainer des FC Bayern München während des 4:1 (3:0) beim 1. FC Köln engagiert gecoacht, dann versuchte er noch ein Interview zu geben. Dieses musste der erkältete Flick aber abbrechen, bei der anschließe­nden Pressekonf­erenz ließ er sich entschuldi­gen. Das Spiel fasste dafür Manuel Neuer treffend zusammen. „Wir hätten heute zehn Tore schießen können“, sagte der Kapitän und Torhüter: „Aber auch viel mehr kassieren können.“

Sehr lange hatten sich die Bayern meisterlic­h präsentier­t und mit einem historisch­en Blitzstart den Grundstein für die direkte Rückerober­ung der Tabellensp­itze gelegt. Allenfalls die etwas fahrlässig­e Schlusspha­se trübte die ansonsten eindrucksv­olle Demonstrat­ion der Stärke. „Ich habe uns selten so spielfreud­ig erlebt wie in der ersten Halbzeit“, sagte Thomas Müller: „In der zweiten Halbzeit waren wir dann zu gemütlich, haben uns zu sicher gefühlt. Das ist menschlich. In der Champions League dürfen wir uns das aber nicht erlauben.“

Dass die Münchner den am Samstag an die Spitze gesprungen­en Leipzigern direkt wieder die Tabellenfü­hrung entreißen würde, war aber schon nach weniger als einer Viertelstu­nde klar. Robert Lewandowsk­i mit seinem 23. Saisontor (3. Minute), Kingsley Coman beim Startelf-Comeback nach zweimonati­ger Verletzung­spause (5.) und Serge Gnabry (12.) schossen die schnellste 3:0-Auswärtsfü­hrung in der Bundesliga-Geschichte des FC Bayern heraus. Gnabry legte nach (66.), Köln kam durch Mark Uth zum Ehrentreff­er (70.).

Müller verbucht nach seinen Vorlagen zum 1:0 und 2:0 zudem nun 14 Assists in dieser Bundesliga-Saison, das schaffte seit Einführung der genauen Datenerfas­sung im Jahr 2004 nach 22 Spieltagen noch niemand. „Ich versuche, in unserem funktionie­renden System ein Rädchen zu sein“, sagte Müller bescheiden:

„Dass ich ein Auge für den Nebenmann habe, ist ja bekannt. Ich hätte aber auch gerne selbst getroffen.“

Die zuvor viermal in Folge daheim siegreiche­n Kölner gehen mit einer klaren Niederlage in die Karnevalsw­oche, der Frust hielt sich aber in Grenzen. „Es hätte übel enden können“, sagte Torhüter Timo Horn: „Das ist es letztlich aber nicht.“Manager Horst Heldt, einst in Köln Mitspieler von Flick, antwortete auf die Frage, ob das Team so seine Ehre gerettet hätte: „Ja, das finde ich schon.“Vor 50 000 Zuschauern im ausverkauf­ten RheinEnerg­ieStadion raubten die Münchner mit dem Selbstvers­tändnis eines auch kommenden Meisters den in Karnevalst­rikots angetreten­en Kölnern jede Illusion auf eine Sensation fünf Tage vor Weiberfast­nacht. Nicht nur bei einem Lattenschu­ss von Gnabry (29.) und einem Pfostentre­ffer von Joshua Kimmich (37.) lagen weitere Treffer in der Luft. 18:1 Torschüsse für die Gäste wies die Statistik zur Pause aus. Danach waren es 12:8 für Köln. Der FC hatte Pech mit zwei Abseitstor­en von Jhon Cordoba (46./55.), der Münchner Sieg geriet aber nie in Gefahr.

1. FC Köln T. Horn – Ehizibue, Czichos, Bornauw, Katterbach (28. F. Kainz) – Skhiri, Hector – Drexler, Uth, Jakobs (72. Schmitz) – Cordoba (81. Modeste) Bayern München Neuer – Pavard, Boateng (46. Lucas Hernández), Alaba, Davies – Kimmich (59. Tolisso), Thiago – Coman (79. Goretzka), Müller, Gnabry – Lewandowsk­i Tore 0:1 Lewandowsk­i (3.), 0:2 Coman (5.), 0:3 Gnabry (12.), 0:4 Gnabry (66.), 1:4 Uth (70.) Zuschauer 50 000 Schiedsric­hter Zwayer (Berlin)

 ?? Foto: Federico Gambarini, dpa ?? Des einen Leid, der anderen Freud. Während sich Kölns Rafael Czichos über das Gegentor zum 0:2 ärgert, bejubeln die Münchner den Treffer von Kingsley Coman.
Foto: Federico Gambarini, dpa Des einen Leid, der anderen Freud. Während sich Kölns Rafael Czichos über das Gegentor zum 0:2 ärgert, bejubeln die Münchner den Treffer von Kingsley Coman.

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