Geigers getilgte Wut
Der Allgäuer ärgert sich erst über den Wind, hat dann aber Glück
Bad Mitterndorf Karl Geiger war mächtig angefressen. Beim WindWirrwarr am Kulm fühlte sich Deutschlands derzeit bester Skispringer nach einem 200-MeterFlug bei schlechtem Wind mal wieder ordentlich benachteiligt. „Langsam, muss ich echt sagen, habe ich einen ziemlichen Hals, weil es die ganzen letzten Wochen so geht. Ich suche sowas ungern als Ausrede, aber jetzt kotzt es mich aber auch echt an“, sagte der sonst so gelassene Geiger noch während des Wettbewerbs am ZDFMikrofon.
Doch weil der Wind nach Geigers zweitem Sprung nicht ruhiger, sondern noch turbulenter wurde, brach die Jury drei Springer vor dem Ende den Wettbewerb ab und annullierte im österreichischen Bad Mitterndorf den zweiten Durchgang komplett. Geiger blieb so nach einem 225-Meter-Flug Rang sechs. Der im Gesamtweltcup führende Österreicher Stefan Kraft (230 Meter) holte sich den Sieg und baute sein Polster im Kampf um das Gelbe Trikot aus. Mit 1273 Punkten liegt er nun schon deutlich vor Geiger (1135), der seit über einem Monat keinen Podestplatz mehr erreicht hat.
Der 27 Jahre alte Allgäuer erlebt gerade das erfolgreichste und turbulenteste Weltcup-Jahr seiner Laufbahn und ist mit seiner eigenen Leistung weiterhin mehr als einverstanden. „Ich bin immer noch sehr zufrieden. Podestplätze waren es zuletzt weniger, aber die Sprünge sind gut. Die Form passt, und zum Podest gehört auch ein bisschen Glück. Da muss man in einen Flow reinkommen“, sagte Geiger.
Vor Rang sechs hatte er am Samstag den vierten Platz belegt, weniger als zehn Zentimeter hatten ihm da auf Kraft gefehlt. Am Sonntag komplettierten Ryoyu Kobayashi aus Japan und der Slowene Tami Zajc das Podest nach dem überraschenden Abbruch. Vor 6800 Zuschauern liefen zwei Drittel des Wettbewerbs problemlos. Erst bei den letzten zehn Athleten, als auch Geiger über die mehr als durchwachsenen Verhältnisse klagte, wurde es schwieriger. Die Jury wartete zunächst ab, dann verwehte sie den polnischen Top-Mann Kamil Stoch komplett. Noch bevor die letzten drei Springer vom Balken gehen konnten, brachen die Verantwortlichen ab. Dabei gab es dafür keine ersichtliche Not, weil der Wettkampf bereits am Vormittag gestartet wurde.