Neuburger Rundschau

Im Vollrausch in die Neuburger Musikschul­e

Ein 44-jähriger Neuburg ist am Steuer seines Autos eingeschla­fen und kam erst wieder zwischen Klavier und Kontrabass zum Stehen. Der Schaden ist beträchtli­ch. Wie es in der Musikschul­e Wasilesku jetzt weitergeht

- VON CLAUDIA STEGMANN

Neuburg Der Teppichbod­en ist übersäht mit Glasscherb­en, ein Kontrabass liegt begraben unter einem in zwei Teile zerbrochen­en E-Piano, die Trockenwan­d ist verschoben und das Klavier liegt umgeworfen auf seiner Tastatur. In der Musikschul­e Wasilesku am Oswaldplat­z sieht es wie nach einem Erdbeben aus. Tatsächlic­h aber ist am frühen Sonntagmor­gen ein 44-jähriger Neuburger mit seinem Auto in den Ausstellun­gsraum gerauscht. Der Mann war betrunken und hinter dem Steuer einschlafe­n, als er gegen 5.30 Uhr in der Münchener Straße von der Fahrbahn abkam und mitten durch die gläserne Eingangstü­r preschte. Erst die Bühne am Ende des Ausstellun­gsraums beendete seine Irrfahrt, bei er unter anderem ein Klavier, vier E-Pianos, einen Kontrabass und ein Schlagzeug zu Schrott gefahren hatte.

Zehn Stunden später steht Oliver Wasilesku mitten in der Verwüstung und kann immer noch nicht ganz glauben, was geschehen ist. Um 4.30 Uhr, so erzählt er, sei er noch in der Musikschul­e gewesen und habe die Instrument­e verstaut, die er und seine Bandkolleg­en für ihren Auftritt bei der Wiener Ballnacht im Ingolstädt­er Stadttheat­er mit dabei hatten. Daraufhin sei er nach Hause gefahren und habe sich hingelegt. Nur zwei Stunden später habe schließlic­h die Polizei bei ihm geklingelt.

Dementspre­chend übermüdet betrachtet Oliver Wasilesku jetzt die Schäden. Da geht es nicht nur die Instrument­e, die von dem Autofahrer quasi überrollt wurden – wie beispielsw­eise der Kontrabass aus dem Birdland Jazzclub, der gerade repariert worden war und jetzt in seinen Einzelteil­en am Boden liegt. Da geht es auch um die Kratzer, die die herumflieg­enden Glasscherb­en auf allen anderen Instrument­en hinterlass­en haben. Deutlich gravierend­er dürften allerdings die baulichen Schäden sein. Die Eingangstü­r wurde quasi aus ihren Angeln gehoben, ein Teil des Türrahmens liegt jetzt am anderen Ende des Raums auf dem umgekippte­n Schlagzeug. Eine Trockenwan­d wurde verschoben, die Bühne ist beschädigt. Ob sie noch gerettet werden kann oder komplett neu gebaut werden muss, wird sich bei einer näheren Überprüfun­g herausstel­len.

1,2 Promille hatte der Neuburger, als er in sein Auto stieg und damit nach Hause fahren wollte. Verletzt wurde er nach Informatio­nen der Polizei bei dem Unfall nicht. Oliver Wasilesku muss den Kopf schütteln, als er sich den Ablauf der Ereignisse vor Augen führt. „Ich bin entsetzt darüber, wie jemand mit 1,2 Promille noch Auto fährt.“Dass dem Mann offenbar nichts passiert ist, bezeichnet er als Wunder. Wäre er nicht mitten durch die Eingangstü­r gerast, sondern gegen die Hausmauer geprallt, wäre der Unfall für ihn wohl deutlich schlimmer ausgegange­n.

So bleibt der Trost, dass es sich „nur“um Sachschäde­n handelt. Zwischen 50.000 und 80.000 Euro schätzt Oliver Wasilesku vorsichtig den Schaden – der Umsatz, der ihnen in nächster Zeit verloren geht, nicht eingerechn­et. Die genaue Bestandsau­fnahme wird in den nächsten Tagen stattfinde­n. „Bis dahin läuft der Unterricht in der Musikschul­e unveränder­t weiter“, betont

Wasilesku. Nur die Proben für die Jahreskonz­erte im April im Neuburger Stadttheat­er können nicht wie geplant im Ausstellun­gsraum stattfinde­n. Diese müssen nun in einen etwas kleineren Raum im Obergescho­ss verlagert werden.

Es wird wohl mehrere Wochen dauern, bis die Musikschul­e wieder hergericht­et ist. Das hängt vor allem auch davon ab, wie schnell Oliver Wasilesku Handwerker findet. „Alle Firmen, die noch Kapazitäte­n frei haben, dürfen sich gerne bei mir melden“, sagt er und schmunzelt. Ein bisschen lachen kann er wieder.

Das liegt auch daran, dass immer wieder Freunde und Nachbarn wie Andreas „Pichi“Pichler vorbeikomm­en. Nur ein paar Häuser weiter hat er ebenfalls ein Gitarrenst­udio, das berühmt-berüchtigt für sein geordnetes Chaos ist. „Jetzt schaut’s bei euch fast so aus wie bei mir“, sagt er und alle um ihn herum brechen in schallende­s Gelächter aus.

Währenddes­sen drücken sich Passanten immer wieder die Nase an den großen Schaufenst­ern platt. Nur dort, wo die gläserne Eingangstü­r war, ist der Blick jetzt versperrt. Die Feuerwehr hat ihre große BauOliver tafel vom Umbau des Feuerwehrh­auses in den Eingang geklemmt. „Die hatten wir noch übrig und die hat grad schön gepasst“, sagt Kommandant Markus Rieß. Für Oliver Wasilesku war das eine große Hilfe. „Wo hätten wir sonst an einem Sonntag was Passendes herbekomme­n?“, pflichtet ihm sein Vater Klaus bei. Doch nicht nur deshalb findet die Familie nur lobende Worte für die Wehr. „Wir haben uns um nichts kümmern müssen. Die waren alle hochprofes­sionell. Ein Riesenkomp­liment an die Neuburger Feuerwehr!“

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Fotos: Claudia Stegmann Oliver und Klaus Wasilesku begutachte­n die Schäden. Der Kontrabass, der normalerwe­ise im Birdland Jazzclub steht, war gerade repariert worden. Jetzt liegt er in seinen Einzelteil­en unter anderen Instrument­en begraben.
 ??  ?? Das Klavier hat das Auto zur Seite geschoben und dabei umgeworfen. Doch auch Pianos, die nicht im Weg standen, wurden durch herumflieg­ende Glasscherb­en zerkratzt.
Das Klavier hat das Auto zur Seite geschoben und dabei umgeworfen. Doch auch Pianos, die nicht im Weg standen, wurden durch herumflieg­ende Glasscherb­en zerkratzt.
 ?? Foto: Feuerwehr Neuburg ?? Ende einer berauschte­n Fahrt: Ein Neuburger war am Steuer eingeschla­fen und in den Ausstellun­gsraum der Musikschul­e gefahren.
Foto: Feuerwehr Neuburg Ende einer berauschte­n Fahrt: Ein Neuburger war am Steuer eingeschla­fen und in den Ausstellun­gsraum der Musikschul­e gefahren.

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