Neuburger Rundschau

Furios und rasant

Mit dem Ensemble del Arte war Ariel Zuckermann stets verbunden. Im Kongregati­onssaal gab es jetzt ein Konzert mit dem weltweit gefragten Dirigenten

- VON JOHANNES SEIFERT

Neuburg „Tempus fugit – amor manet“(Die Zeit vergeht, die Liebe bleibt): So hatte Ariel Zuckermann im Jahr 2011 als Chefdirige­nt des Georgische­n Kammerorch­esters seinen letzten Abonnement-Zyklus betitelt. Im Rahmen seines Abschiedsk­onzerts als Leiter des in der Region einmaligen Klangkörpe­rs wurde bereits damals deutlich, dass die Jahre des Wirkens von Ariel Zuckermann überaus fruchtbar und erfolgreic­h waren. Nun kehrt der weltweit gefragte Dirigent ab dem Jahr 2021 erneut nach Ingolstadt zurück, um das GKO zu leiten – sicherlich ganz zur Freude der Musiker und des Publikums (siehe nebenstehe­nder Artikel). Über all die Jahre war Ariel Zuckermann aber stets beim Ensemble del Arte in Neuburg aktiv und präsent, um immer wieder herausrage­nde musikalisc­he Akzente zu setzen.

Somit war auch das jüngst veranstalt­ete Konzert (im Jubiläumsj­ahr

„25 Jahre Ensemble del Arte“) eine erneut gute Gelegenhei­t für die Musiker und den weltweit gefragten Dirigenten, mit herausrage­nd dargeboten­en Werken aus der Feder von Leos Janácék, Carl Nielsen, Béla Bartok, Johannes Brahms oder Johann Strauss zu beeindruck­en. Wer Ariel Zuckermann kennt, weiß, mit welcher Leidenscha­ft er zur Sache geht. Unbestritt­en sind seine gewählten Tempi, stets rasant – manchmal gar furios. Er zählt heute zu den weltweit gefragten Dirigenten und ist auch für das Ensemble del Arte ohne Zweifel ein Glücksfall.

Im Konzertver­lauf führte er die brillant agierenden Musiker im gut besuchten Kongregati­onssaal in gewohnt galanter und souveräner Art durch die einzelnen Sätze der bekannten Suite für Streichorc­hester von Janácék, ließ dabei der Klangvielf­alt, bestens gestützt durch die solide agierenden Bässe, den nötigen Raum und forderte vor allem in den schnellen Sätzen die nötige Rasanz und Vitalität. Wie vielseitig das Ensemble del Arte auftreten kann, wurde auch bei der „Suite für Streichorc­hester“von Carl Nielsen deutlich.

Diese Notation sprüht vor musikalisc­hen Einfällen und geigerisch­en Raffinesse­n. In detailverl­iebter Leichtigke­it sowie in klangschön­er Schlichthe­it offerierte­n die Musiker die einzelnen Sätze und zeigten einmal mehr erfrischen­de Noblesse, vor allem im Finale.

Béla Bartoks berühmte „Rumänische Volkstänze für Streichorc­hester“, gekonnt intoniert im zweiten Konzerttei­l, wirkten ebenso prachtvoll, packend und präzise wie auch die „Fünf griechisch­en Tänze“aus der Feder von Nikos Skalkottas.

Der 24-jährige Béla Bartók hatte sich vorgenomme­n, so ist es in den Kommentare­n über die rumänische­n Volkstänze zu lesen, „in den Weiten des damaligen Königreich­s Ungarn die authentisc­he Bauernmusi­k zu erforschen.“Das kitschige Gefiedel der pseudo-ungarische­n

Zigeunerka­pellen in Budapests Kaffeehäus­ern hatte für ihn nichts mit originaler Volksmusik zu tun. Er wollte bei den Bauern selbst durch Schall- und Notenaufze­ichnung die überliefer­ten Volksmelod­ien und -tänze dokumentie­ren. Mittlerwei­le zählen diese Notationen zum großen Vermächtni­s des bedeutende­n ungarische­n Komponiste­n.

Und auch beim Ungarische­n Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms sowie der „Tritsch-Tratsch-Polka“, von Johann Strauss am Ende des Abends agierte das Orchester in stimmiger Phrasierun­g, ganz zur Freude eines überaus beeindruck­ten Publikums.

Man darf nur hoffen, dass es Ariel Zuckermann gelingen kann, das Georgische Kammerorch­ester und natürlich auch das Ensemble del Arte künftig weiterhin erfolgreic­h zu führen. Wie heißt es so schön: „Amor redit“(Die Liebe – hier sicherlich zu seinen Freuden im Orchester – führt zurück). Wir sind gespannt...

 ?? Foto: Johannes Seifert ?? Packend und präzise: Ariel Zuckermann leitete das jüngste Abo- Konzert des Ensemble del Arte. Ab 2021 ist er erneut Chefdirige­nt beim Georgische­n Kammerorch­ester (GKO) in Ingolstadt.
Foto: Johannes Seifert Packend und präzise: Ariel Zuckermann leitete das jüngste Abo- Konzert des Ensemble del Arte. Ab 2021 ist er erneut Chefdirige­nt beim Georgische­n Kammerorch­ester (GKO) in Ingolstadt.

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