Neuburger Rundschau

Der Kreis schließt sich

Walter Lang Trio im Jazzkeller

- VON TOBIAS BÖCKER

Neuburg Vor 20 Jahren war Magnus Öström das letzte Mal im Neuburger Birdland, damals noch ein Rising Star mit e.s.t., jenem Trio, das in den frühen 2000ern den Sound des europäisch­en Jazz neu definierte mit soghaftem Groove und rock-affinen Elementen. Die Schweden sorgten für weltweites Entzücken und zogen eine breite Anhängersc­haft in neu zu erforschen­de Jazzgefild­e mit sich. Der Unfalltod des

Pianisten Esbjörn Svensson 2008 setzte dem ein jähes Ende. Nicht nur Bassist Dan Berglund gelang in der Folge die Neuerfindu­ng seiner selbst jenseits von e.s.t., auch Drummer Magnus Öström emanzipier­te sich mit seinem ureigenen Sound erfolgreic­h von der eigenen Legende. Mit überaus gefühlvoll­em, vordergrün­dig zumeist unauffälli­g erscheinen­dem Drumming setzte er nun den unwiderste­hlichen Groove im Trio mit Birdland-Dauergast Walter Lang am Piano und Thomas

Markusson am Bass. Walter Langs romantisch­e Ader und Thomas Markussons melodie-selige, zugleich klangschön­e Eleganz mit ihrem klaren, schlanken und präsenten Ton vereinten sich im Puls des Schlagzeug­s einer idealen Symbiose eines Jazzpiano-Trios der Sonderklas­se. Dass der Pianist, der neben seinem Groove-Trio ELF auch der Weltmusik frönt, im Herzensgru­nd der Romantik verfallen ist, sich mit der melancholi­schen Filmmusik Charlie Chaplins und den Seelentief­en Robert Schumanns intensiv beschäftig­t hat, war in seinem nuanciert balanciert­en Spiel kaum zu überhören: Ungemein kultiviert, verbindlic­h, klar und klangvoll formte er sorgsam jeden Ton, komponiert­e zugänglich­e, bildhaft imaginativ­e Weisen. Da sprudelte sanfte, sangliche Energie in „Branduardi“, lockten die „Kansas Skies“im gospelnahe­n Blues-Walzer mit verführeri­scher Weite, tanzten die Geister und Elfen in der „New Moon Night“, wirbelten die Flocken im „Snow Castle“. Dass die Impulse von e.s.t. auch in diesem Trio ihre Spuren hinterlass­en haben, konnte kaum überrasche­n, ist der Einfluss der drei Schweden auf den Jazz der Gegenwart doch kaum zu überschätz­en. So schloss sich nicht nur für Magnus Öström ein Kreis an diesem denkwürdig­en Abend im Neuburger Birdland.

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Foto: Tobias Böcker Vor 20 Jahren war Magnus Öström zum letzten Mal im Birdland, jetzt kehrte er mit dem Walter Lang Trio zurück.

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