Ein kritischer Blick nach Korea
Für alle, die mehr über das totalitäre System erfahren wollen
Nordkorea, das ist doch dieses totalitäre Land in Asien mit den Atomsprengköpfen und den Kims. Verlässliche Informationen, wie der Alltag dort abläuft, sind jedoch rar gesät. Eine Möglichkeit, mehr herauszufinden, wäre eine Reise. Dabei stellt sich jedoch die Frage, ob ein Besuch dieses Landes moralisch vertretbar ist.
Einer, der diese Frage für sich mit Ja beantwortet hat, ist Rüdiger Frank. Fast könnte er als Dauergast in Nordkorea bezeichnet werden, denn der in der DDR und Sowjetunion aufgewachsene Ostasienwissenschaftler studierte 1991/1992 ein Semester in Nordkorea und bereist das Land seither regelmäßig.
In seinem Buch „Unterwegs in Nordkorea. Eine Gratwanderung“beschreibt er, wie eine Reise in die ostasiatische Volksrepublik abläuft und gibt dabei Einsichten in die Welt Nordkoreas. Diese setzt der Autor an geeigneter Stelle in Bezug zum politischen System des Landes. Dabei verliert sich das erst 2018 erschienene Buch nicht in politiktheoretischen Abhandlungen. Stattdessen versucht es, so gut es einem Touristen beim omnipräsenten Staatsapparat Nordkoreas eben möglich ist, die Lebensrealität einzufangen und diese dem Leser zu zeigen.
Der Autor Rüdiger Frank geht außerdem auf absolute No-Goes ein, die eine Reise sowohl für die Touristen als auch die Reiseleiter, die häufig die „Verfehlungen“der Touristen ausbaden müssen, böse enden lassen könnten. Seine KoreanischKenntnisse gewährleisten darüber hinaus Informationen aus erster Hand.
Von den Hürden der Anreise über die Verehrung der Kims bis hin zum Wohlstandsgefälle zwischen den reicheren Städtern und der Landbevölkerung deckt das Buch viele Themen ab, die ein genaueres Bild dieses Staates zeichnen, als der Leser es gemeinhin von den Nachrichten über die neuesten Drohungen Kim Jong-uns gewohnt ist.
Und ja, es gibt sie natürlich, die Massenchoreographien, die Unterdrückung, Armut und Überwachung, und Kritik soll geäußert werden. Doch es greift zu kurz, nur einige wenige Faktoren dieses heißdiskutierten Landes herauszupicken und es darauf zu reduzieren.
Das Buch „Unterwegs in Nordkorea. Eine Gratwanderung“kann zwar keinen Anspruch darauf erheben, das Alltagsleben der Menschen vor Ort realitätsgetreu abzubilden, stellt aber zumindest einen spannenden Anfang dar.