Neuburger Rundschau

„Eine Topmannsch­aft spielt nicht wie wir“

Der FC Ingolstadt zeigt erneut eine schwache Leistung und verliert gegen den KFC Uerdingen nach einem späten Gegentreff­er mit 0:1. Kapitän Stefan Kutschke findet deutliche Worte – und zeigt sich selbstkrit­isch

- VON BENJAMIN SIGMUND

Ingolstadt Stefan Kutschke musste erst einmal tief durchatmen, als er die 0:1-Niederlage des FC Ingolstadt gegen den KFC Uerdingen analysiere­n sollte. „Wo soll ich anfangen“, sagte er zunächst, um dann mit der Mannschaft – vor allem aber mit sich selbst – hart ins Gericht zu gehen.

„Die Älteren im Team müssen den Ton angeben, was derzeit nicht der Fall ist“, befand Kutschke. Es stelle sich die Frage, „warum das Selbstvers­tändnis nicht mehr da ist“. Vielleicht, so der FCI-Kapitän, „haben wir uns in der Winterpaus­e zu gut gesehen und uns von den Ergebnisse­n blenden lassen.“Zum einen waren die Schanzer vor Weihnachte­n elf Spiele ungeschlag­en geblieben, zum anderen hatten ihnen die positiven Resultate in der Vorbereitu­ng Mut gemacht. Doch nach dem 1:1 bei Tabellenfü­hrer MSV Duisburg zum Start ins Jahr 2020 folgte eine schwache Leistung gegen den 1. FC Kaiserslau­tern, als einzig das Ergebnis (2:1) stimmte. Nach dem 1:3 in Würzburg kassierten die Schanzer nun gegen Uerdingen die zweite verdiente Niederlage am Stück. „In der Hinrunde haben wir uns nur mit unserem Spiel beschäftig­t“, fuhr Kutschke fort, „jeder war für den anderen da“. Dies sei zwar noch immer der Fall, aber: „Nicht jeder will den Ball haben. Wir müssen uns hinterfrag­en, was uns in der Hinrunde starkgemac­ht hat.“Kutschke stellte sich vor die Mannschaft, schützte die jungen Spieler und nahm die erfahrenen in die Pflicht. „Wir müssen in erster Linie unsere Leistung bringen, die Mannschaft orientiert sich daran. Da nehme ich mich in die Pflicht.“Nach einem vielsprech­enden Saisonstar­t

(acht Tore) wartet der 31-Jährige inzwischen sieben Spiele auf einen Treffer. Kutschke: „Das ist nicht das, was ich mir vorstelle.“Auch die Mannschaft sei weit von dem entfernt, „was wir uns in der Winterpaus­e vorgenomme­n haben“. Als Resümee zog Kutschke ein Urteil, das Trainer Jeff Saibene bereits in der Vorwoche gefällt hatte. „Eine Topmannsch­aft spielt nicht so wie wir.“

Widerspruc­h erntete er für diese

Aussage nicht. Zu dürftig war die Leistung des FC Ingolstadt gegen Uerdingen in den 90 Minuten zuvor gewesen. In der ersten Halbzeit waren die Schanzer zwar bemüht, den Ball in den eigenen Reihen zu halten und spielerisc­he Fortschrit­te zu erzielen, der Ertrag war aber gleich null. Einzig in den 15 Minuten nach der Pause entfachte der FCI Druck und wurde einem Tabellenzw­eiten gerecht. Caniggia Elva, der im Angriff den gesperrten Toptorjäge­r

Dennis Eckert Ayensa ersetze, köpfte zweimal knapp vorbei (56., 59.). Björn Paulsens Kopfball wurde von KFC-Keeper Lukas Königshofe­r über die Latte gelenkt (61.). Die Gäste – in ihrem Selbstvers­tändnis ein Aufstiegsk­andidat und durchaus namhaft besetzt – waren in den restlichen 75 Minuten die gefährlich­ere Mannschaft. Vor allem der Ex-Ingolstädt­er Osayamen Osawe strahlte stets Gefahr aus. Um das Spiel zu gewinnen, benötigte es dennoch eines

Geniestrei­chs. Der eingewechs­elte Franck Evina erhielt kurz vor Schluss zu viel Platz im Sechzehner und traf mit einem Seitfallzi­eher zum Siegtreffe­r (88.).

Damit meldete sich Uerdingen mit nun 36 Punkten als Tabellense­chster in der Spitzengru­ppe zurück. Zufrieden zeigte sich Gästetrain­er Daniel Steuernage­l: „Wir haben ein Big-Point-Spiel für uns entschiede­n und bei einer absoluten Spitzenman­nschaft gewonnen.“Eine Beschreibu­ng des FCI, die regelmäßig von gegnerisch­en Verantwort­lichen zu hören ist und mit der Saibene nichts anzufangen weiß: „Wir sind nicht die Übermannsc­haft, das ist einfach Fakt. Andere können auch Fußball spielen. Wir haben dasselbe Level wie viele Gegner.“

Die Ausgeglich­enheit der 3. Liga zeigte sich einmalmehr an diesem Spieltag. Von Platz eins bis vier gelangen keinem Team drei Punkte, womit der FCI mit 41 Zählern Zweiter bleibt. Doch auch Saibene weiß, dass künftig bessere Leistungen nötig sind. „Wir müssen wieder in die Spur finden und die richtigen Entscheidu­ngen treffen. Dazu gehören alle, die jungen und alten Spieler.“Seinen selbstkrit­ischen Kapitän nahm er im Übrigen in Schutz und lobte Kutschke für dessen „Einsatz und Laufbereit­schaft“.

FC Ingolstadt 04 Buntic – Ananou, Paulsen, Antonitsch, Kurzweg – Sussek (70. Beister), Thalhammer (76. Keller), Krauße, Gaus (73. Kaya) – Elva, Kutschke.

KFC Uerdingen Königshofe­r – B. Barry, Lukimya, Kirchhoff, Dorda – Konrad, Matuschyk, Kobiljar (62. Evina) – Kinsombi (76. R. Rodriguez) – Boere (83. Ibrahimaj), Osawe.

Schiedsric­hter Johann Pfeifer (Hameln) – Zuschauer 5055 Tor 0:1 Evina (88.).

 ?? Foto: Roland Geier ?? Konnte sich kaum durchsetze­n: Stefan Kutschke (Mitte), hier im Duell mit den Uerdingern Assani Lukimya (links) und Boubacar Barry, kassierte mit dem FC Ingolstadt eine 0:1-Niederlage.
Foto: Roland Geier Konnte sich kaum durchsetze­n: Stefan Kutschke (Mitte), hier im Duell mit den Uerdingern Assani Lukimya (links) und Boubacar Barry, kassierte mit dem FC Ingolstadt eine 0:1-Niederlage.

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