Neuburger Rundschau

Die Fürstin

Gloria von Thurn und Taxis glaubt an Gott und bespielt ansonsten in ihrem Leben zahlreiche Rollen – vom Salonpunk bis zur knallharte­n Unternehme­rin

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Es gibt nicht so viele Deutsche, denen die New York Times ein Porträt gewidmet hat. Fürstin Gloria von Thurn und Taxis gehört dazu. Kein Wunder, die internatio­nale Jetsetteri­n mit Wohnsitz Regensburg ist ein menschlich­es Chamäleon und spielte in ihrem Leben viele verschiede­ne Rollen. Außerdem ist sie immer für einen provokante­n Spruch gut. Ihr bekanntest­er ist inzwischen beinahe 20 Jahre alt. In einer Talkshow hat sie damals behauptet, Afrika habe ein Aids-Problem, „weil der Schwarze gerne schnacksel­t“. Auf Anmerkung des Moderators Michel Friedman, dass der Weiße auch gerne „schnacksle“, führte die Fürstin ihre These weiter aus. Da, wo es wärmer sei, schnacksle man aber noch lieber ...

Es war nicht der einzige mediale Skandal, den die Fürstin, die selbst in Afrika aufwuchs und am Sonntag 60 Jahre alt wird, losgetrete­n hat. Eine andere umstritten­e These der Unternehme­rin und streng gläubigen Katholikin lautet beispielsw­eise: „Sex ist dazu da, um Kinder zu kriegen – nicht aus Jux und Dollerei.“

Irgendwie kann man ja nachvollzi­ehen, dass die Frau im Laufe ihres Lebens ein wenig „schräg“geworden ist. So lässt sich in Interviews nachlesen, dass die geborene Gräfin von Schönburg-Glauchau selbst vor ihrer Hochzeit mit dem Fürsten von Thurn und Taxis nachweisen musste, dass sie fruchtbar ist. Und dass er sie liebe, soll ihr Mann ihr erst spät im Leben im Krankenbet­t gesagt haben. 1979 war ihm die lebenslust­ige Gloria im Münchner Café „Reitschule“erstmals begegnet. Geheiratet haben sie bereits am 31. Mai 1980 in Regensburg. Schon bald mischte die junge Frau die Münchner Gesellscha­ft auf und machte als „Punker-Fürstin“, „Prinzessin TNT“oder „JetsetDarl­ing“von sich reden.

Doch das ist eben nur die eine Seite der Gloria von Thurn und Taxis. Als ihr Mann früh starb, gelang es ihr, dessen schwierige­s wirtschaft­liches Erbe neu zu ordnen – und weitgehend zu retten. Erst kurz vor dem Tod ihres Gatten hatte sie die Generalvol­lmacht über das Vermögen bekommen. Sie engagierte sofort Experten, die sie unterstütz­ten. Um die Erbschafts­teuer von rund 22,5 Millionen Euro zahlen zu können, ließ sie einen Teil des Erbes sogar beim Auktionsha­us Sotheby’s versteiger­n.

Ihre drei Kinder Maria Theresia, Elisabeth und Albert musste Gloria großteils allein aufziehen. In einem Gespräch mit dem Zeit-Magazin sagte sie einmal reflektier­end: „Das Schwierige im Leben hat mich geprägt: die Krankheit meines Mannes, der Tod, die Einsamkeit, die wirtschaft­lichen Probleme und die menschlich­en Enttäuschu­ngen.“Sie sei auch sehr zynisch geworden, habe aber Freude am Leben und sei neugierig auf die Menschen.

Talent hat die Fürstin auch als Künstlerin. Ihre Porträtbil­der hängen sogar im Vatikan, zu dem die konservati­ve Katholikin enge Beziehunge­n pflegt. Papst Benedikt hat sie 2008 zur Komturdame mit Stern des Päpstliche­n Ritterorde­ns ernannt. Josef Karg

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Foto: dpa

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