Neuburger Rundschau

Heimliche Mitschnitt­e

Ex-Finanzmini­ster Varoufakis kündigt Enthüllung­en um Schäuble an

- VON GERD HÖHLER

Athen Der frühere griechisch­e Finanzmini­ster will heimlich aufgenomme­ne Mitschnitt­e der Eurogruppe­n-Sitzungen veröffentl­ichen. Im Fokus soll dabei Ex-Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble stehen. Die Aufnahmen sind fünf Jahre alt. Aber sie haben immer noch politische Sprengkraf­t. Das zumindest glaubt Yanis Varoufakis. Griechenla­nds Ex-Finanzmini­ster schnitt im ersten Halbjahr 2015 heimlich die Sitzungen der Eurogruppe mit. Jetzt will er die Aufnahmen veröffentl­ichen: Insbesonde­re seinen ehemaligen deutschen Amtskolleg­en Wolfgang Schäuble und Eurogruppe­nChef Jeroen Dijsselblo­em nimmt Varoufakis nun aufs Korn.

Bereits im Mai 2015, noch während seiner Amtszeit als Finanzmini­ster, hatte Varoufakis dem New York Times Magazine gestanden, dass er Sitzungen der Euro-Finanzmini­ster mit seinem Smartphone mitschneid­e, um „Lügen“und „Anspielung­en“seiner Kollegen zu dokumentie­ren. Das sorgte damals für einiges Aufsehen, weil die Treffen der Eurogruppe vertraulic­h sind und keine Sitzungspr­otokolle angefertig­t werden.

Nun geht Varoufakis an die Öffentlich­keit. Er werde Aufnahmen von „etwa zehn Sitzungen“publiziere­n, kündigte der Politiker an. Die Mitschnitt­e würden im Original veröffentl­icht, „ohne redaktione­lle Bearbeitun­g“. Bei den Eurogruppe­n-Treffen, die Varoufakis im ersten Halbjahr 2015 besuchte, stand durchweg Griechenla­nd im Mittelpunk­t. Nach dem Wahlsieg des Linkssozia­listen Alexis Tsipras Ende Januar trieb die Griechenla­ndkrise auf einen neuen Höhepunkt zu. Tsipras und sein Finanzmini­ster Varoufakis steuerten zunächst einen harten Konfrontat­ionskurs gegenüber den Europartne­rn. Als das Land im Juni zahlungsun­fähig war und das Bankensyst­em vor dem Zusammenbr­uch stand, kapitulier­te Tsipras. Im Gegenzug zu Hilfskredi­ten verpflicht­ete er sich zu einem strikten Sparkurs. Finanzmini­ster Varoufakis trat aus Protest zurück.

Mit der Veröffentl­ichung der Mitschnitt­e wolle er dokumentie­ren, wie die Euro-Partner seinerzeit „Lügen verbreitet“hätten, sagte Varoufakis. „Wollen Sie nicht auch hören, wie Schäuble mit seinem Stimmchen sagt, dass er die Spekulatio­nsgewinne der Europäisch­en Zentralban­k mit griechisch­en Staatsanle­ihen, die man 2012 Griechenla­nd versproche­n hatte, für seinen Bundeshaus­halt brauche?“, fragte Varoufakis den Interviewe­r des TV-Senders Skai. Er sei „verpflicht­et“, diese Äußerung Schäubles den Deutschen zugänglich zu machen, „damit sie wissen, was Schäuble in ihrem Namen getan hat“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany