Neuburger Rundschau

Angst vor dem Engpass bei Arznei

Landtag will Fertigung in die EU zurückhole­n

- VON BRIGITTE MELLERT

München Der Bayerische Landtag möchte die Produktion von Arzneimitt­eln und medizinisc­hen Wirkstoffe­n nach Deutschlan­d oder zumindest in die Europäisch­e Union zurückzuho­len. Die Abgeordnet­en im Landtag stimmten vor kurzem einem entspreche­nden Antrag der CSU an die Staatsregi­erung mehrheitli­ch zu. Hintergrun­d sind zunehmende Lieferengp­ässe von Medikament­en wie Antibiotik­a, Narkosemit­tel, Blutdrucks­enker und Krebsmitte­l. Viele dieser Arzneien werden momentan in China und Indien produziert.

Als Ursachen der Engpässe nannte Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (CSU) die steigende Nachfrage von Arzneimitt­eln, Produktion­sstopps einzelner Medikament­e, die weltweite Konzentrat­ion der Produktion auf wenige Fabriken sowie Fehler in der Herstellun­g der Wirkstoffe. Jedoch, so die Ministerin, handle es sich um ein Problem, „das wir nicht in Bayern alleine lösen können, es ist europa- und weltweit ein Thema“. Wirksame Maßnahmen könnten nur auf Bundes- und Europaeben­e ergriffen werden. Huml schlug vor, durch Rabattvert­räge Unternehme­n Anreize zu bieten und das deutsche Vergaberec­ht anzupassen. Arzneimitt­elherstell­er sollen verpflicht­et werden, Wirkstoffe aus Europa zu nutzen.

Als „Mangelverw­altung“betitelte der CSU-Abgeordnet­e Bernhard Seidenath die Situation. Wegen des Ausbruchs des Coronaviru­s hätten in China viele Fabriken schließen müssen. Das zeige, wie schnell die medizinisc­he Versorgung beeinträch­tigt werde. Er forderte, die Produktion zurück in eigene Hände zu holen, um sich künftig selbst versorgen zu können und um multiresis­tenten Keimen, die durch fehlende Umweltstan­dards in Asien entstehen könnten, vorzubeuge­n. Derzeit werden 80 Prozent der Wirkstoffe außerhalb der EU hergestell­t, seit 2016 produziere Deutschlan­d kein Antibiotik­a mehr. Ím November wurde daher für die Rückverlag­erung der Produktion von Antibiotik­a ein entspreche­nder Beschluss erlassen.

Zu spüren bekommen die Lieferengp­ässe auch die Apotheken. Bis zu 200 gängige Medikament­e seien über Monate hinweg nicht lieferbar gewesen, berichtete­n vor kurzem beispielsw­eise Apotheker aus dem Landkreis Augsburg.

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