Das macht Norwegen so stark
Biathleten dominieren WM in Antholz
Augsburg Dass Norwegen einen Wunderstürmer wie Erling Haaland herausbringt, der die Fans von Borussia Dortmund mit elf Toren in sieben Spielen verzaubert, ist eher ungewöhnlich. Kicken können sie auch. Doch im Biathlon stellen die Skandinavier wie erwartet die stärkste Nation in Antholz. Mit drei Mal Gold, zwei Silbermedaillen und zwei Mal Bronze führen die Skijäger aus dem hohen Norden die Medaillenwertung der Weltmeisterschaft an. Was macht die Nation anders als die anderen? „Der Stellenwert des Langlaufens ist viel höher als bei uns. Das ist die Basis für den Biathlon und dadurch haben sie eine ganz andere Breite“, sagt Michael Greis. Der Olympiasieger von 2006 in Turin arbeitet aktuell als Trainer der Polen. 1150 Klubs bei lediglich 5,5 Millionen Einwohnern zählt das Land zwischen Kristiansand und dem Nordkapp. Norwegens SkiPräsident Erik Röste schätzt zudem, dass mehr als fünf Millionen unbezahlte Stunden pro Jahr geleistet werden.
Die Motivation insbesondere im Langlauf ist hoch, sagt Greis: „Sie brauchen keinen Trainer, der sie motiviert. Sie gehen raus und absolvieren einfach ihr Pensum und mehr.“In den Top-Elf des Weltcups stehen sechs Norweger. Johannes Thingnes Bø gewann sieben seiner ersten acht Weltcup-Rennen der Saison. Sein nicht minder erfolgreicher Bruder Tarjei Bø versuchte die Erfolgsformel im TV-Interview zu erklären: „Unsere
Mutter läuft Marathon und unser Vater ist ruhig und hat immer die Kontrolle. Glück für unseren Sport.“
Für die jungen Untertanen von König Harald V. steht Sport weit oben in den Freizeitaktivitäten. Acht von zehn Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren sind in Vereinen aktiv. Es gibt keinen Druck, der Spaß am Spiel und der Bewegung steht im Vordergrund. Ab dem 13. Lebensjahr sinkt die Zahl. Mit 17 sind nur noch 30 bis 40 Prozent der Jugendlichen aktiv, dafür wird leistungsorientiert trainiert.
Zudem mangelt es nicht an Geld. Die Sportfinanzierung hängt an den Profiten der norwegischen Lotterie und Glücksspiel. Über 60 Prozent des Gewinns fließen in den Sport. Der Mannschaftsgedanke spielt eine große Rolle. „Wir sind ein tolles Team. Wir arbeiten hart, aber wir haben auch viel Spaß gemeinsam. Und wir pushen uns gegenseitig zu immer neuen Bestleistungen. Die interne Konkurrenz zahlt sich aus“, sagt die Gesamtweltcup-Zweite Tiril Eckhoff. Beispiel: Die WM-Eröffnungsfeier in Antholz besuchte das komplette norwegische Team. Lediglich die am nächsten Tag startende Mixed-Staffel durfte schwänzen. Andere Nationen schicken zu solchen Terminen meist nur Trainer und Funktionäre.