Kreiskrankenhaus: Dunkle Wolken mit Silberstreif
Mit neuem Geschäftsführer und Besinnung auf die Stärken soll in Schrobenhausen der Umschwung gelingen
Neuburg-Schrobenhausen Die wirtschaftliche Lage am Kreiskrankenhaus Schrobenhausen ist angespannt, aber nicht aussichtslos. Diese Botschaft von Thomas Rudolf, Vorstand der auf Gesundheitswesen spezialisierten Oberender AG, stieß auf der Kreistagssitzung am Donnerstag auf unterschiedliche Reaktionen. Die Räte zeigten Verständnis, es wurde aber auch Kritik laut an der Unternehmensberatung, die das Haus bis 2022 finanziell sanieren soll. Der Landkreis NeuburgSchrobenhausen ist Träger der Kreiskrankenhaus GmbH und musste 2019 ein Rekorddefizit von drei Millionen Euro ausgleichen.
Im Verhältnis stehe das Kreiskrankenhaus trotz satter Verluste noch ganz gut da, relativierte Thomas Rudolf und zog den Vergleich zu Nachbarhäusern, wo die Bilanz tiefrot leuchtet: Neuburg (kolportiert werden minus 7 Millionen), Aichach (- 8,5), Pfaffenhofen (- 6) und Eichstätt (- 7). Zufrieden sei er mit den Zahlen trotzdem nicht, übte der Oberender-Vorstand Selbstkritik. „Ich nehme das auf meine Kappe, das Ergebnis hätte natürlich besser sein müssen. Es ist kein strukturelles Problem des Krankenhauses.“Veränderung tut not und so wurde mit Holger Koch am Rande der Sitzung ein neuer Geschäftsführer vorgestellt (NR berichtete).
In seiner Ursachenanalyse nannte Thomas Rudolf einen „dramatischen Einbruch bei der Unfallchirurgie“. Erklären konnte er das Phänomen nicht so recht, möglicherweise sei die Leistung bei Patienten und niedergelassenen Ärzten zu wenig präsent. Ganz allgemein seien die politischen Rahmenbedingungen ein Problem. „Was aus Berlin kommt, ist nicht berechenbar. Wir müssen uns so aufstellen, dass Entscheidungen von dort nicht existenzgefährdend werden können.“
Das soll mit einer Zwei-SäulenStrategie gelingen: Stärkung der Geriatrie als medizinisches Alleinstellungsmerkmal und der Vertriebswege durch Marketing. „Ganz konkret“, ergänzte Rudolf, „muss die Altersmedizin im strategischen Mittelpunkt stehen.“Dabei sei das Haus in Neuburg mit 93 Prozent sehr gut ausgelastet und man profitiere bereits von einer Vereinbarung mit der Ilmtalklinik Pfaffenhofen, geeignete Patienten zu überstellen.
Ein Mutmacher für den Träger ist das Vorhaben, das Kreiskrankenhaus zum Lehrkrankenhaus der Universität Augsburg zu machen. Dann sollen in Schrobenhausen Assistenzärzte ausgebildet werden. Zudem könnte sich dieses Etikett positiv auf die Patientenzahlen auswirken. Als akademische Außenstelle der medizinischen Fakultät werde man die Marktposition des Hauses etablieren und stärken, erklärte Thomas Rudolf. Die Gespräche seien in einer entscheidenden Phase und die Signale aus Augsburg positiv. In Kürze wollen beide Partner eine Absichtserklärung unterzeichnen.
Wenig hält der Oberender-Chef dagegen von dem Plan, in Schrobenhausen mit einer Kinderwunschklinik die Geburtshilfe zurückzuholen. Die Konkurrenz auf diesem Sektor sei groß, zudem handele es sich um ein ambulantes Angebot. Man müsse vielmehr ganz allgemein am ambulanten Markt präsent sein. „Viele stationäre Leistungen werden in wenigen Jahren ambulant behandelt werden“, so Thomas Rudolf, der selbst ein beredtes Beispiel geben konnte. Er stand nach einem Kreuzbandriss mit einer sogenannten Knieorthese am Rednerpult. Noch vor wenigen Jahren hätte ihn so ein folgenschwerer Skiunfall wohl länger ausgeknockt.