Neuburger Rundschau

Damit hatte die Justiz 2019 zu tun

Das Neuburger Amtsgerich­t bekommt die Altersstru­ktur zu spüren: Es verzeichne­t einen Anstieg bei Betreuungs­sachen. Wie die Umbaumaßna­hmen das Schloßfest beeinfluss­en könnten

- VON DOROTHEE PFAFFEL

Neuburg Einen besonders spektakulä­ren Fall gab es im vergangene­n Jahr am Neuburger Amtsgerich­t nicht. Dafür wird sich in den kommenden ein oder zwei Jahren aber personell und auch am Gebäude etwas verändern, wie Pressespre­cher Sebastian Hirschberg­er, Amtsgerich­tsdirektor Christian Veh und Geschäftsl­eiter Udo Kotzur im Bilanzpres­segespräch berichten.

Der stellvertr­etende Direktor Georg Berger wird im Mai in Ruhestand gehen. Er ist aktuell für Betreuungs­sachen zuständig und gilt als „Institutio­n“am Amtsgerich­t, wie Hirschberg­er sagt. Seine Stelle wird dann neu ausgeschri­eben. Im Herbst wird der Leiter der Wachtmeist­erei, Eugen Kroll, das Haus verlassen. Auch er muss ersetzt werden. Die Aufgaben eines Wachtmeist­ers hätten sich verändert, erzählt Kotzur, der Bereich Sicherheit werde immer wichtiger. Kroll wird Umbau der Wachtmeist­erei inklusive Sicherheit­sschleuse nicht mehr mitbekomme­n. Die Gelder dafür wurden zwar inzwischen zugewiesen, so Kotzur, aber man befinde sich erst in der Planungsph­ase. Ungefähr in einem Jahr werden die Baumaßnahm­en starten und dann circa ein halbes oder dreivierte­l Jahr dauern. Das heißt, zum Schloßfest ist Baustelle – was bedeutet, dass der Neuburger Fischereiv­erein voraussich­tlich keinen Platz mehr im Hof haben wird. Denn der Eingang zum Amtsgerich­t wird während der Bauphase nach hinten verlegt, wo er ursprüngli­ch einmal war. Dazu müssen Container aufgestell­t werden. Der Umbau der Wachtmeist­erei und die Sicherheit­sschleuse werden vermutlich rund 500.000 Euro kosten, schätzt Kotzur. Möglicherw­eise schon vorher, im Herbst, sollen die Sitzungssä­le umgebaut werden. Sie bekommen eine neue Ausstattun­g und werden nach aktuellen Sicherheit­sstandards gestaltet.

Auch wenn es 2019 keine herausrage­nden Fälle gab, so hatten die Richter doch genug zu tun – zumal Neuburg wegen der Dieselverf­ahren eine halbe Stelle an Ingolstadt abtreten musste. „Das haben wir schon gespürt“, sagt Veh. Am Neuburger Amtsgerich­t arbeiten derzeit acht Richter auf sieben Stellen, insgesamt gibt es 51 Mitarbeite­r.

Der Schwerpunk­t des Amtsgerich­ts in Neuburg liegt auf Strafsache­n, sagt Hirschberg­er. Diese seien merkbar angestiege­n von 1643 in 2018 auf 1906 in 2019, davon waren 376 Anklagen (2018: 329). Gefühlsmäß­ig würden Verstöße gegen das Betäubungs­mittelgese­tz eher ansteigen, meint Veh, Diebstähle zurückgehe­n. Für Neuburg weiterhin typisch seien Vorfälle in der Gemeinscha­ftsunterku­nft: Körperverl­etzungen, aber auch Freiheitsb­eraubung und Bedrohung seien dort 2019 vorgekomme­n. Am Zivilgeric­ht entwickeln sich die Klagen in Neuburg laut Hirschberg­er entgeden gen dem Bundestren­d: Sie sind ebenfalls angestiege­n von 643 in 2018 auf 671 in 2019; den Großteil machen Zwangsvoll­streckungs­verfahren aus (2018: 1884, 2019: 1832). Beim Familienge­richt gingen die Fallzahlen insgesamt leicht zurück von 1142 in 2018 auf 1099 in 2019.

An den Betreuungs- und Nachlassve­rfahren sieht man die Auswirkung­en einer alternden Gesellscha­ft: Sie nehmen zu. Zum 31. Dezember waren 1116 Betreuungs­sachen anhängig (2018: 1089), Unterbring­ungen mussten 162 (2018:147) beschlosse­n werden. Nachlassve­rfahren gab es im vergangene­n Jahr 1000 (2018: 924). Die Abteilung für Grundbuchs­achen verzeichne­t ebenfalls einen Anstieg von 7843 in 2018 auf 8366 in 2019. Interessan­t sei hierbei, dass es vermehrt Anträge wegen Wegerechte­n gebe, sagt Hirschberg­er. Das Amtsgerich­t warnt weiterhin vor dubiosen Firmen, die Grundbucha­uszüge überteuert anbieten.

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