Sicherer in ständiger Winterzeit
Ein Verzicht auf die Umstellung zwischen Winter- und Sommerzeit könnte für mehr Sicherheit im Verkehr sorgen. Einer US-Studie zufolge würden so dort durchschnittlich 28 tödliche Unfälle pro Jahr vermieden. Die Wissenschaftler um Céline Vetter von der University of Colorado werteten für ihre Untersuchung im Fachjournal Current Biology 732835 tödliche Unfälle im Zeitraum von 1996 bis 2017 aus. Vetter: „Die akuten negativen Auswirkungen der Sommerzeit auf das tödliche Verkehrsunfallrisiko sind real und können verhindert werden.“
Sie und ihre Kollegen analysierten die Unfallzahlen in der Woche nach der Umstellung von Winterauf die Sommerzeit im Frühjahr, bei der die Uhren um eine Stunde vorgestellt werden, morgens ist es um die gleiche Uhrzeit dunkler, abends heller. Vergleichszeiträume waren die Wochen davor und danach.
Die Auswertung ergab, dass das Risiko eines tödlichen Unfalls in der Woche nach der Umstellung um sechs Prozent höher lag als im Jahresdurchschnitt. Dies entspricht 28 tödlichen Unfällen, die die Forscher als eine Folge der Zeitumstellung ansehen. Das Risiko ist insbesondere in den Morgenstunden erhöht. Aber auch am Abend, wenn es länger hell ist, liegt es noch über dem jährlichen Durchschnitt. Dies belege, dass der gestörte Biorhythmus, einhergehend mit Schläfrigkeit, einen größeren Einfluss hat als das fehlende Tageslicht am Morgen.
Auch der Umstand, dass im Westen einer Zeitzone das Unfallrisiko höher ist als im Osten, sei ein Hinweis auf den Biorhythmus. Denn im Westen einer Zone geht die Sonne später auf, ist die durchschnittliche Schlafdauer bis zu 19 Minuten kürzer. Im Herbst, wenn die Uhren zurück auf die Winterzeit gestellt werden und der Tag der Umstellung eine Stunde länger ist, liegt das Unfallrisiko in der folgenden Woche vor zwölf Uhr sechs Prozent niedriger als der Durchschnitt. Allerdings ist es am Nachmittag und Abend um fünf Prozent erhöht.
Die Forscher haben andere Einflüsse berücksichtigt, hatten aber kaum Infos über Wetter, Unfallumstände, Verkehrsaufkommen. Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, zweifelt deshalb, dass die Werte einen Wirkungs-Zusammenhang zeigen. Dass der Biorhythmus einen Einfluss auf das Unfallrisiko hat, hält er aber für wahrscheinlich. Überzeugender belegt ist für Brockmann die Auswirkung des Tageslichts: „Schulwegunfälle passieren vor allem in der dunklen Jahreszeit.“Wenn die Umstellung abgeschafft würde, sei es von Vorteil, dauerhaft die Winterzeit einzuführen, da der Zeitraum, in dem es zu einer relevanten Zeit morgens dunkel ist, kürzer sei.