Er kann es immer noch
Seit Jahrzehnten ist der Passat Variant der Bestseller unter den Kombis – und das zu Recht
Die Wahrscheinlichkeit, als Familienvater oder Außendienstler oder beides einmal bei einem VW Passat Variant zu landen, ist recht groß: Jeder vierte in Europa verkaufte Mittelklasse-Kombi trägt den Namen des Platzhirschen. Seit dem Debüt im Jahr 1973 hat Volkswagen den Passat 30 Millionen Mal an den Mann oder die Frau gebracht.
Masse statt Klasse? Mitnichten. Die Beliebtheit des Passat hat ihre Gründe. Der wohl wichtigste gestern wie heute: sein Platzangebot. In kaum einem anderen Kombi sitzen fünf Personen so kommod und verfügen über so viel Platz fürs Gepäck: 650 Liter fasst der Kofferraum mindestens; eine extrem tiefe Ladekante und die brettebene Ladefläche tun ihr Übriges. Sich allein über den Praxisnutzen zu definieren, reicht aber nicht (mehr), auch nicht für den Passat. Es darf, ja muss ein bisschen mehr sein, will man in diesem Segment punkten. (Wobei sich der Volkswagen-Konzern mit den ebenfalls aufgefrischten Modellen Skoda Superb und Audi A4 Avant vermutlich selbst die größte Konkurrenz macht.)
So profitiert der Passat von der jüngsten Digitalisierungs-Offensive der Wolfsburger. An Bord befindet sich das digitale Cockpit der neuesten Generation, das nicht nur eine Vielzahl an persönlichen Konfigurationsmöglichkeiten bietet, sondern den Innenraum auch optisch auf ein neues Level hebt. Neben den „klassischen“
Instrumenten im direkten Blickfeld des Fahrers bietet der Passat einen großen Berührbildschirm in der Mittelkonsole. Design-Plus hier: Das Display wirkt nicht wie nachträglich aufgesetzt, sondern ist harmonisch in die Interieur-Landschaft integriert.
Wie eigentlich immer bei Volkswagen funktioniert die Bedienung intuitiv. Dank deutlich verbesserter Sprachsteuerung macht es der Passat seinem Fahrer noch einfacher: Man muss so gut wie keine Knöpfe mehr drücken, sondern kann sich auf knappe Ansagen beschränken. Selbst ohne Smartphone ist das System immer online. Die Kopplung eines iPhones via „Apple Car Play“wiederum kommt sogar ohne Kabel aus. Der Apple-Musikdienst ist bereits im Fahrzeug integriert.
Bei so viel Digitalisierung gerät der gute alte Motor fast in Vergessenheit. Wir fuhren das Topmodell, den 272-PS-Benziner mit Allrad und Siebengang-Doppelkuppler. Diese Kombination macht den von Haus aus straff abgestimmten Passat zum relativ rassigen Sportwagen. Allerdings schlägt dieser mit mindestens 51 735 Euro (Linie „Elegance“) zu Buche – und dank des Realverbrauchs von zehn Litern Super wird er im Betrieb nicht günstiger. Da dies weder der Familienrat noch der Flottenmanager genehmigen dürften, sollte die Wahl auf einen sparsamen Diesel oder gar Hybriden fallen. T. Schaumann