Neuburger Rundschau

In Hamburg siegt die Vernunft

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger-allgemeine.de

Eine Wahl in Hamburg ist keine kleine Bundestags­wahl, aus deren Ergebnis sich auf die Stimmung im ganzen Land schließen ließe. Eines aber zeigen die Werte vom Sonntag dann doch: Gutes Regieren zahlt sich aus. Wie sein Vorgänger Olaf Scholz folgt auch Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er nicht der reinen sozialdemo­kratischen Lehre – er ist ein Mann der pragmatisc­hen Lösungen. Wohnen, Bildung, Nahverkehr: Entscheide­nd ist nicht, was die Theoretike­r im Willy-Brandt-Haus für richtig halten, sondern was seiner Stadt nutzt.

Diese wohltuend sachliche Herangehen­sweise hat der Hamburger SPD ein bemerkensw­ert gutes Ergebnis beschert und die Erfolgswel­le der AfD, die ja vom Groll auf die etablierte­n Parteien lebt, erstmals seit langem gebrochen. Gut zu regieren ist im wohlhabend­en Hamburg zwar um einiges leichter als in Sachsen-Anhalt, in Bremen oder im Saarland, der dramatisch­e Ansehenssc­hwund der Koalitions­parteien im Bund aber hat auch damit zu tun, dass sie viel zu sehr mit sich selbst beschäftig­t sind und nur noch nebenbei regieren.

Für die Grünen, die Partei mit den stärksten Zugewinnen, wachsen die Bäume trotzdem nicht in den Himmel. Ja, sie haben eine fußlahme CDU, die im bürgerlich­en Hamburg gerade noch zweistelli­g geworden ist, überholt. Anfang des Jahres aber lagen sie noch gleichauf mit der SPD. Selbstbewu­sst haben die Grünen auf Sieg gesetzt, um am Ende doch nur auf Platz zwei zu landen – für alle, die schon von einem Kanzler Habeck träumen, eine ernüchtern­de Erkenntnis.

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