Ein Prosit auf die Ehrlichkeit!
Wenn Bierkrüge über den Großen Teich und wieder zurück fliegen
Ein irdener Maßkrug gehört zu Bayern wie Hirschlederhosen oder Schloss Neuschwanstein. Und weil man ihn im Gegensatz zum Schwangauer Burggemäuer problemlos in eine Tasche packen und heimlich davontragen kann, sind die großformatigen Trinkgefäße nicht nur beliebte Kauf-Souvenirs, sondern werden auch gerne geklaut. Die allermeisten davon bleiben samt ihrer langfingrigen Besitzer verschollen.
Eine kuriose Geschichte von Diebstahl und später Reue hat sich, wie berichtet, im Hofbräuhaus zugetragen, wo vor kurzem ein gut gepolstertes Paket aus dem fernen Amerika ankam. Eine 73-Jährige aus Maryland war die Absenderin und der Inhalt ein unbenutzter Bierkrug nebst einem handgeschrieben Brieflein: „Es tut mir leid, dass ich ihn nicht früher zurückgegeben habe.“
Die Dame hatte bei einem Deutschlandbesuch in ihrer Sturmund-Drang-Zeit 1965 im Hofbräuhaus einen steinernen Maßkrug mitgehen lassen und ihn knapp 55 Jahre später, versehen mit einer netten Karte, an die Traditionsgaststätte zurückgeschickt. Dort war man gerührt von der späten Reue der Maßkrug-Diebin und reagierte nun mit einem kleinen Dankeschön, das über den Ozean zurückgeschickt wurde. Als Geste des Dankes für so viel Ehrlichkeit hat das Hofbräuhaus Celeste Sweeney, so heißt die Dame, einen neuen Steinkrug geschickt. „Dieses Mal können Sie es mit ruhigem Gewissen behalten“, steht in dem beiliegenden Brief. Als Celeste Sweeney davon hört, ist sie gerührt. Den neuen Krug, verspricht sie, werde sie im Gegensatz zu dem alten, den sie nie angerührt hat, nun auch benutzen. Ehrlich währt halt doch am längsten. Prost!