Die CDU taumelt dem K.o. entgegen
Die CDU in Thüringen wankt wie ein angeschlagener Boxer zwischen der rechten und linken Ringseite, zwischen gemeinsamer Sache mit der AfD und der Unterstützung der SED-Nachfolger. Seit zweieinhalb Wochen schleppt sie sich von Runde zu Runde und gerät immer schwerer in Bedrängnis. Das Wanken in Erfurt ist mitnichten eine Petitesse in einem kleinen Bundesland, sondern es hat die Kraft, die CDU auf Bundesebene in eine tiefe Krise zu stürzen.
Eigentlich müsste die Partei die
Gretchenfrage beantworten – wie hältst du es mit AfD und Linkspartei? Die doppelte Abgrenzung funktioniert nur, wenn die CDU dominierende Kraft ist. Die Realitäten im Osten sind aber anders. Doch weil keiner führt auf Bundesebene, macht die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag wie im Wahn, was sie will. Sie taumelt dem K. o. entgegen, dem Verlust jeglicher Glaubwürdigkeit. Mit Christine Lieberknecht lehnte sie eine Übergangsministerpräsidentin aus den eigenen Reihen ab, um nun wahrscheinlich doch Bodo Ramelow zum Regierungschef zu wählen. Das verstößt zwar eindeutig gegen den Beschluss der CDU-Bundespartei, aber das nehmen die Thüringer in Kauf, weil sie sofortige Neuwahlen vermeiden wollen. Die Wähler würden ihnen davonlaufen.
Die Mauer gegen die AfD wird nur halten, wenn die CDU ihr Verhältnis zur Linken lockert. Der Nachfolger von AKK muss das Verhältnis zur Linken schnellstens ordnen. Die vier Männer aus dem Westen Deutschlands, die dafür infrage kommen, pochen aber auf die bestehende Abgrenzung – zum Schaden ihrer Partei. Denn, was jetzt in Thüringen passiert ist, droht auch anderswo. Pragmatismus wäre geboten statt der reinen Lehre.