Neuburger Rundschau

Maut-Chef gilt jetzt als Kronzeuge

Grüne begrüßen Interviewa­ussagen von Unternehme­r Kapsch

- VON MICHAEL POHL UND MARIELE SCHULZE BERNDT

Berlin/Wien Nach dem Interview des österreich­ischen Mautkonzer­nchefs Georg Kapsch mit unserer Zeitung könnte der Wiener Unternehme­r nun zum Kronzeugen gegen CSU-Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer im Untersuchu­ngsausschu­ss zur Aufklärung des Skandals um die Pkw-Maut werden. Die Grünen begrüßten am Wochenende Kapschs Bereitscha­ft, offen vor dem Gremium auszusagen, als zentralen Fortschrit­t zur Aufklärung der Vorwürfe gegen den Bundesverk­ehrsminist­er. „Voraussich­tlich werden wir Herrn Kapsch unmittelba­r vor Andreas Scheuer befragen, vielleicht sogar in der gleichen Sitzung“, sagte Grünen-Fraktionsv­ize Oliver Krischer unserer Redaktion.

„Herr Kapsch ist zentral für unseren Vorwurf, dass der Verkehrsmi­nister jeglichen Sachversta­nd bei Seite geschoben hat, damit bloß die Pkw-Maut umgesetzt wird“, betonte Krischer. „Es ist gut, wenn Herr Kapsch bereit ist, sich umfassend zu äußern“, betonte der Grünen-Obmann im Untersuchu­ngsausschu­ss. „Wichtig ist dabei auch die Frage, ob er mit Scheuer einen späteren Starttermi­n für die Maut besprochen hat“, fügte Krischer hinzu. Der Konzernche­f des österreich­ischen Unternehme­ns Kapsch TrafficCom hatte in dem Interview erstmals angeboten, umfassend im Untersuchu­ngssaussch­uss des Bundestags auszusagen. „Eines ist klar, ich werde der Wahrheit entspreche­nd aussagen, sollte ich geladen werden“, betonte Kapsch, der zugleich Präsident des österreich­ischen Industriev­erbands ist.

Grünen-Fraktionsv­ize Krischer sagte, dass sich der Untersuchu­ngsausschu­ss in zahlreiche­n Fragen von Kapsch Aufklärung über das Verhalten von Scheuer erhoffe. „Das Agieren des Verkehrsmi­nisteriums ist in vielen Fragen des Bieterverf­ahrens und anschließe­nden Vertragsab­schlusses so obskur, dass es wesentlich ist, den Vertragspa­rtner zu hören. Etwa die Frage, wieso sich Scheuer eigentlich auf die exorbitant hohe Entschädig­ungsregelu­ng im Falle eines negativen Gerichtsur­teils einließ.“Dies seien zentrale Fragen des Ausschusse­s. „Herr Kapsch kann da sicher interessan­te Auskünfte liefern“, sagte Krischer. Bis jetzt zeichne sich im Untersuchu­ngsausschu­ss ein Bild ab, „dass Minister Scheuer ohne Rücksicht auf Verluste alle Bedenken in den Wind geschlagen hat“, kritisiert­e der Grüne. „Die Maut musste so schnell wie möglich ans Laufen kommen, um noch vor der nächsten Bundestags­wahl als Erfolg zu gelten.“

Zu Berichten, er selbst habe CSUBundesv­erkehrsmin­ister Scheuer in persönlich­en Gesprächen im Herbst 2018 angeboten, die Verträge über die umstritten­e Pkw-Maut erst nach dem Urteil des Europäisch­en Gerichtsho­f über die Klage Österreich­s zu unterzeich­nen, äußerte sich Kapsch nur indirekt: Dazu werde er etwas „nur vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss sagen, wenn ich geladen und gefragt werde“.

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Foto: Halada, Imago Georg Kapsch wird Hauptzeuge im Untersuchu­ngsausschu­ss.
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