Weinlese in Zeiten der Dürre
Winzer in Südafrika und Australien haben es derzeit nicht leicht
Canberra/Johannesburg Weinliebhaber in aller Welt müssen sich beim aktuellen Jahrgang auf einige Überraschungen einstellen. Im Süden der Erdhalbkugel stehen viele Produzenten unter Druck. Buschfeuer in Australien, Proteste in Chile, Dürre und chronische Stromausfälle in Südafrika machen den Winzern dort das Leben schwer. In Australien grassiert die Sorge, dass die starke Rauchentwicklung durch die Buschbrände die Aromen der Reben negativ beeinflusst haben könnte. Direkt von den Bränden betroffen war zwar kaum ein Prozent der 150000 Hektar großen Anbaufläche. „Der Rauch wird aber potenziell größere Auswirkungen haben“, befürchtet Tony Battaglene vom nationalen Weinverband. Es sei noch zu früh für Spekulationen über das Ausmaß. Das glaubt auch Anita Poddar. „Rauchige Aromen mögen im Whiskey beliebt sein, aber nicht im Wein“, meint die Sprecherin der Vermarktungsgesellschaft Wine Australia.
Vom Rauch besonders betroffen ist das Anbaugebiet Hunter Valley, vom Feuer die Region Adelaide Hills. Im Vorjahr exportierte Australien 1,2 Milliarden Liter Wein, von denen 801 Millionen Liter in den Export gingen. Deutschland ist der fünftgrößte Abnehmer.
In Südafrika wiederum verknappen neben der Trockenheit die Stromausfälle das Angebot – damit drohen leicht steigende Verbraucherpreise. So lautet eine erste Prognose der Winzer in Südafrika. Die Erntemenge dürfte laut Branchenverband Vinpro unter dem Schnitt der letzten fünf Jahre liegen. „Erste Berichte der Produzenten deuten aber auf eine exzellente Qualität hin“, erklärte die Sprecherin der Marketinggesellschaft Wines of South Africa, Maryna Calow.
Bereits in den vergangenen Jahren klagten die Kap-Winzer über sinkende Einkünfte und geringere Produktionsmengen – der Export war 2019 um 24 Prozent auf 320 Millionen Liter gesunken. Dank gestiegener Preise kehren sie langsam in die Gewinnzone zurück. Viele Winzer schreckten vor einer Erneuerung ihrer Rebstöcke zurück, einige von ihnen wurden aber experimentierfreudiger. „Die Kap-Weine sind heute besser denn je – die Winzer sind selbstbewusster, mutiger und innovativer geworden“, sagt Petra Mayer von der SüdafrikaWeininformation.
In Argentinien gibt es bislang noch keine offiziellen Schätzungen zur Ernte, allerdings gehen verschiedene Winzer von einer guten Weinlese aus. Das Land ist mit 11,8 Millionen Hektolitern der sechstgrößte Weinproduzent der Welt. „Wir werden eine sehr gute Ernte haben“, sagte Marcelo Belmonte von der Grupo Peñaflor der Zeitung Clarín. „Im Moment sind wir sehr optimistisch, was die Qualität angeht.“Allerdings leidet Argentinien unter einer schweren Wirtschaftsund Finanzkrise.
Auch in dem von monatelangen Protesten geprägten Chile war es zuletzt sehr trocken, das Frühjahr recht kühl. „Es gibt ein großes Wasserdefizit, aber bislang haben wir noch keine negativen Auswirkungen bemerkt“, sagte der Chef-Önologe des Weinguts Santa Carolina. Er hoffe, dass es ein großartiges Jahr mit einer guten Ernte wird.“
Ralf E. Krüger, Denis Düttmann
und Subel Bhandari, dpa