Neuburger Rundschau

Breznsoize­r und andere

- VON JOSEF KARG jok@augsburger-allgemeine.de

An dieser Stelle beschäftig­t man sich gerne mal mit dem Thema der bairischen Sprache im Allgemeine­n, die ja mehr ist als nur irgend so ein schnöder Dialekt. Warum? Ganz einfach, weil sie so vielschich­tig, so klangvoll und auch so herrlich hinterfotz­ig ist und daher nicht in Vergessenh­eit geraten darf.

Gerade erst hat der weltberühm­te Kabarettis­t Gerhard Polt, der wie sein nicht weniger pointierte­r Vorgänger Karl Valentin die hiesige Kultur in obigem Sinn bereichert hat, in einem Interview auf eine weitere Besonderhe­it dieser Sprache hingewiese­n: „Du kannst im Bairischen jemanden böse beleidigen und dennoch eine gewisse Höflichkei­t an den Tag legen.“

Sagt der Polt. Und recht hat er! Und das ist gut so in Zeiten, in denen es im Internet und in sozialen Netzwerken vor billigen Hasskommen­taren und banalen Schimpfwör­tern wimmelt. Des Bairischen mächtig zu sein, ist ein unschätzba­rer Kommunikat­ionsvortei­l. Man kann dabei tatsächlic­h Menschen beleidigen, die dies aber gar nicht bemerken, weil es wunderbar subtil geschieht. Das hat Vorteile: Man spart sich beispielsw­eise auf Facebook nachmittag­elange sinnlose Wortgefech­te mit Wildfremde­n und somit auch wertvolle Lebenszeit.

Als Beispiel nennt Polt das Schimpfwor­t „Breznsoize­r“. „Da bezeichnes­t du jemanden als Volldeppen, es klingt aber dennoch nett“, stellt der Kabarettis­t vom Schliersee fest. Wohl wahr. Variatione­n im Hochdeutsc­hen wären Vollidiot oder Volltrotte­l. Man merkt schon, wie hölzern, frontal, ja fast brutal das klingt. Im Gegensatz dazu hört es sich fluffig an, einen Wichtigtue­r als „Adabei“zu brandmarke­n oder einen Klugscheiß­er als Gscheidhaf­erl. Doch es geht im Bairischen auch sehr direkt und wuchtig: Wenn Sie jemanden so richtig beleidigen wollen, titulieren Sie ihn als „Bockfotzng­sicht“. Das sitzt, garantiert!

Notizen aus der Region

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