Breznsoizer und andere
An dieser Stelle beschäftigt man sich gerne mal mit dem Thema der bairischen Sprache im Allgemeinen, die ja mehr ist als nur irgend so ein schnöder Dialekt. Warum? Ganz einfach, weil sie so vielschichtig, so klangvoll und auch so herrlich hinterfotzig ist und daher nicht in Vergessenheit geraten darf.
Gerade erst hat der weltberühmte Kabarettist Gerhard Polt, der wie sein nicht weniger pointierter Vorgänger Karl Valentin die hiesige Kultur in obigem Sinn bereichert hat, in einem Interview auf eine weitere Besonderheit dieser Sprache hingewiesen: „Du kannst im Bairischen jemanden böse beleidigen und dennoch eine gewisse Höflichkeit an den Tag legen.“
Sagt der Polt. Und recht hat er! Und das ist gut so in Zeiten, in denen es im Internet und in sozialen Netzwerken vor billigen Hasskommentaren und banalen Schimpfwörtern wimmelt. Des Bairischen mächtig zu sein, ist ein unschätzbarer Kommunikationsvorteil. Man kann dabei tatsächlich Menschen beleidigen, die dies aber gar nicht bemerken, weil es wunderbar subtil geschieht. Das hat Vorteile: Man spart sich beispielsweise auf Facebook nachmittagelange sinnlose Wortgefechte mit Wildfremden und somit auch wertvolle Lebenszeit.
Als Beispiel nennt Polt das Schimpfwort „Breznsoizer“. „Da bezeichnest du jemanden als Volldeppen, es klingt aber dennoch nett“, stellt der Kabarettist vom Schliersee fest. Wohl wahr. Variationen im Hochdeutschen wären Vollidiot oder Volltrottel. Man merkt schon, wie hölzern, frontal, ja fast brutal das klingt. Im Gegensatz dazu hört es sich fluffig an, einen Wichtigtuer als „Adabei“zu brandmarken oder einen Klugscheißer als Gscheidhaferl. Doch es geht im Bairischen auch sehr direkt und wuchtig: Wenn Sie jemanden so richtig beleidigen wollen, titulieren Sie ihn als „Bockfotzngsicht“. Das sitzt, garantiert!
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