Neuburger Rundschau

Heilung mit Licht und Sonnenkräf­ten

Das Johanniskr­aut ist von alters her ein Mittel bei Melancholi­e und Hysterie. Es kann aber noch mehr. Serie (8)

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Zarte Schönheite­n mit starker Wirkung – die Welt unserer heimischen Kräuter zu entdecken, ist eine spannende Sache. Genau dazu laden wir Sie ein. In unserer Serie stellen wir Ihnen in regelmäßig­er Folge bayerische Pflanzen vor, die nicht nur durch ihren lieblichen Anblick das Auge erfreuen, sondern für Körper und Seele mehr tun können. Brigitte Walde-Frankenber­ger ist unsere Autorin. Heute erklärt Sie, wann das Johanniskr­aut zum Einsatz kommen kann.

Man findet es draußen in der Natur überall dort, wo es sonnig und trocken ist, auf mageren Wiesen, an Wald- und Wegrändern, an Feldrainen und Böschungen. Das Johanniskr­aut blüht zur Sommersonn­enwende, wenn die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hat. Es wird bis zu 80 Zentimeter hoch und trägt goldgelbe, sonnenähnl­iche Blütchen. Nach altem Volksglaub­en pflückt man Johanniskr­aut zwischen Sonnwend und Johanni. Es heißt, die Pflanze stehe dann auf dem Höhepunkt ihrer Wirkkraft und verfüge über magische Kräfte.

Die Blätter und Blütenblät­ter der Pflanze sind am Rande schwarz punktiert. Es sind kleine Öldrüsen, die den wertvollen Heilstoff Hypericin enthalten. Und wenn man die kleinen Blütenblät­ter zwischen den Fingern zerreibt, tritt ein rotes Öl aus, weshalb man die Pflanze im Volksmund auch „Blutkraut“oder „Christi Wundenkrau­t“nennt.

Während der Blüte in den Monaten Juni bis September, kann das ganze blühende Heilkraut gesammelt werden. Dabei schneidet man die oberen 20 bis 30 Zentimeter ab und bindet sie zu lockeren Sträußen, die „kopfunter“an einen schattigen Ort zum Trocknen aufgehängt werden. Für die Herstellun­g von Johanniskr­autöl, auch „Rotöl“genannt, verwendet man die Blüten.

Für den großen Arzt Paracelsus (1493–1541) war das Johanniskr­aut ein Universalh­eilmittel. Als Wundheilmi­ttel und als Nervenheil­mittel genießt die Pflanze auch heute noch einen guten Ruf. Innerlich als Tee angewendet hilft sie bei Lungenleid­en, bei Magen-, Darm- und Gallenbesc­hwerden, bei Gicht und Rheuma. Als Sonnenkrau­t versorgt sie unseren Körper mit Licht- und Wärmekräft­en und ist auch in der Schulmediz­in ein pflanzlich­es Heilmittel bei Depression­en.

In der Volksheilk­unde ist das Johanniskr­aut von alters her ein Mittel bei Melancholi­e und Hysterie. Auch ist es wirksam bei geistiger Erschöpfun­g

und dient zur Stärkung nach schweren Krankheite­n. Nervenschm­erzen, Rheuma, Hexenschus­s und Muskelverz­errungen werden durch Einreibung­en mit dem roten Johannisöl gelindert …

Auch in der Küche und als Kosmetikpr­odukt macht es Freude:

● Rezepte: Ein Johanniskr­aut-Tee gelingt so: Ein Teelöffel Johanniskr­aut mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen und in einem geschlosse­nen Gefäß zehn Minuten ziehen lassen. Über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten morgens und abends eine Tasse frisch gebrüht trinken.

Ein Gesichtsöl stellt man so her: Eine Handvoll Blüten mit süßem Mandelöl ansetzen. Die Mischung zwei bis drei Wochen an einen warmen Ort stellen. In eine dunkle Flasche füllen und kühl aufbewahre­n.

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Zeichnung: Paul Walde
Johanniskr­aut mag es sonnig und trocken. Zeichnung: Paul Walde

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