Erst verloren, dann verhöhnt
Die Berliner müssen nicht nur mit der 0:5-Niederlage gegen Köln klarkommen, sondern auch mit der verlorenen Unterstützung ihrer Fans
Berlin Den selbst ernannten BigCity-Klub der Zukunft hat die bittere Realität eingeholt: kein Glanz, kein Gloria bei Hertha BSC. Stattdessen Hilflosigkeit, Ratlosigkeit und wütende Fans, die nach nicht mal einer halben Stunde die eigene Mannschaft gellend auspfeifen. Das Chaos, das Jürgen Klinsmann durch sein teures und aufsehenerregendes Intermezzo in Berlin hinterlassen hat, wird zur schweren Bürde für seinen Nachfolger Alexander Nouri.
Er hat eine Mannschaft, die gegen den Abstieg kämpft – wobei kämpfen im Fall des 0:5 gegen den 1. FC Köln übertrieben wäre. „Ganz bitter, muss man sagen“, räumte der 40-Jährige nach der desaströsen Klatsche des Hauptstadtklubs ein.
Statt einen Schritt ins Mittelfeld der Tabelle zu machen, rutschten die Berliner hinter die Kölner, beide haben 26 Punkte. Und es geht weiter gegen Mannschaften, die jeden Zähler genauso brauchen. Am nächsten Spieltag bei Fortuna Düsseldorf, dann daheim gegen den SV Werder Bremen. Nach dem Duell gegen Hoffenheim kommt Union Berlin ins Olympiastadion zum hochgradig brisanten Stadtduell. Dann geht es zu Meisterschaftskandidat RB Leipzig – einem tatsächlich großen Klub der Gegenwart.
Als hätte die Blamage gegen einen Verein, der sich auch nur um den Verbleib in der Fußball-Bundesliga bemüht, nicht schon beschämende Ausmaße genug angenommen, ließen es sich die mitgereisten und meist lustig verkleideten Kölner Fans nicht nehmen, die Berliner auch noch richtig zu verhöhnen. Lautstark skandierten sie in allerbester Karnevalslaune: „Jüüüüürgen Klinsmann.“Danach sangen, tanzten und feierten die jecken Fans mit jecken Kölner Profis. Die Berliner waren da schon längst in der Kabine verschwunden.
Die noch verbliebenen HerthaFans harrten umsonst. „Wenn man teilweise verarscht wird, hat man als
Spieler auch keinen Bock, da reinzugehen“, antwortete Kapitän und Nationalspieler Niklas Stark beim Sender Sky auf die Frage, warum die Mannschaft nicht zu den Anhängern nach dem Match gegangen war. Pfiffe nach 27 Minuten, Pfiffe zur Pause, Pfiffe beim Betreten des Rasens zur zweiten Halbzeit. Die Reaktion nach dem letzten Pfiff des Schiedsrichters und der höchsten Heimniederlage der Herthaner seit dem 0:5 am 21. Dezember 2014 gegen 1899 Hoffenheim war damit auch klar. Manager Michael Preetz verschwand mit versteinerter Miene von der Bank.
Tore 0:1 Cordoba (4.), 0:2 Cordoba (22.), 0:3 F. Kainz (37.), 0:4 F. Kainz (62.), 0:5 Uth (69.) Zuschauer 46 207