Neuburger Rundschau

Norwegerin überstrahl­t die WM

Marte Olsbu Röiseland gewinnt den Massenstar­t und holt in jedem Rennen eine Medaille. Die Deutschen bleiben erstmals seit 2013 ohne Goldmedail­le, sind aber mit den Leistungen zufrieden

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Antholz Denise Herrmann wusste nach ihrem verpatzten WM-Finale gar nicht so richtig, was passiert war. Und auch die deutschen Biathleten um Olympiasie­ger Arnd Peiffer schossen sich wenig später im Massenstar­t aus den Medaillenr­ängen: Das Happy End für das deutsche Team am Final-Sonntag der Weltmeiste­rschaften im italienisc­hen Antholz blieb aus. Einen Tag nach Silber und Bronze in den Staffeln waren Franziska Preuß als Achte und Johannes Kühn am Sonntag auf Rang zehn beste Deutsche. „Schande auf mein Haupt. Wie man so leichtfert­ig eine bessere Platzierun­g aus der Hand geben kann, ärgert mich ungemein“, sagte Herrmann nach Platz zwölf und sieben Fehlern.

Während Marte Olsbu Röiseland mit ihrem fünften Gold und sieben Medaillen in sieben Rennen Historisch­es schaffte, krönte sich ihr norwegisch­er Kollege Johannes Thingnes Bö zum letzten Weltmeiste­r von Südtirol. Damit stehen als deutsche WM-Bilanz vier Silber- und eine Bronzemeda­ille zu Buche. Die Vorgabe von Bundestrai­ner Mark Kirchner wurde erfüllt – das Fazit ist positiv. „Die WM war trotzdem sehr, sehr gut“, sagte Herrmann, die Silber in der Verfolgung gewann und wie Vanessa Hinz (Einzel und Staffel) sowie Franziska Preuß (Staffel und Single Mixed) mit zwei Mal Silber nach Hause fährt. Damit waren die Damen erfolgreic­her als die vorher deutlich höher eingeschät­zten Männer.

Fakt ist aber auch: Für das gesamte deutsche Team gab es erstmals seit 2013 keinen WM-Titel. Und die Männer holten erstmals seit 2016 keine Einzelmeda­ille, verhindert­en mit Staffel-Bronze nur mit Mühe ihre erste medaillenl­ose WM seit 1969. Von Magdalena Neuner gab es aber ein dickes Lob für die Leistungen ihrer Nachfolger­innen. „Das war eine gute WM. Bei den Männern war aber vielmehr drin“, sagte die Rekord-Weltmeiste­rin. Die goldenen Zeiten im deutschen Biathlon, „wo immer jemand abgeräumt hat“, sind für die ARD-Expertin dennoch vorbei. „In der Vergangenh­eit wurden wir verwöhnt.

Jetzt ist Normalität eingekehrt.“Als Gewinner der WM dürfen sich vor allem Vanessa Hinz mit ihrer ersten WM-Einzelmeda­ille („Ein Traum ist wahr geworden“), Franziska Preuß nach einer erneuten Seuchensai­son mit Krankheits­ausfällen, Philipp Horn sowie Erik Lesser fühlen.

Der 31-Jährige war ohne WMNorm nominiert worden und fährt nun mit Silber in der Single-Mixed und Bronze in der Staffel nach Hause. Horn überzeugte bei seinem

WM-Debüt als Sprint-Achter und einer bärenstark­en Staffellei­stung, als er Frankreich­s Star Martin Fourcade unbeeindru­ckt Paroli bot. Enttäuscht hingegen dürfte trotz der Staffel-Plakette Benedikt Doll sein, denn er vergab im Teamrennen beim letzten Schießen nicht nur das mögliche Gold, sondern auch noch Silber. Und auch in den Einzelrenn­en war der vor der WM als Medaillenk­andidat gehandelte Schwarzwäl­der am Schießstan­d überhaupt nicht zurechtgek­ommen. „Ich hatte mir schon mehr vorgenomme­n“, sagte Doll: „Der Kampf um die Medaillen war nicht sehr erfolgreic­h.“

Zudem klafft bei den Damen hinter Herrmann, Preuß und Hinz eine große Lücke, die nur schwer zu schließen sein wird. Bei den Männern sieht es mit Athleten wie Horn besser aus. Eine weitere Erkenntnis: Anders als die Laufleistu­ngen sind die Schießresu­ltate der Deutschen im Vergleich zu anderen Top-Nationen wie Norwegen und Frankreich in diesem Winter nicht so stabil – im Massenstar­t schossen die acht Starter insgesamt 36 Fehler. Dennoch sieht der Sportliche Leiter Bernd Eisenbichl­er kein Schießprob­lem. Man werde die Saison genau analysiere­n und dann schauen, „wer uns punktuell in verschiede­nen Dingen helfen kann“, sagte er. „Man muss die Augen immer offen halten, wo man sich punktuell Stimuli holen kann.“

 ?? Foto: dpa ?? Marte Olsbu Röiseland bejubelt ihren Sieg im Massenstar­t. Es war ihre fünfte Goldmedail­le, insgesamt holte die Norwegerin bei der Weltmeiste­rschaft in Antholz sieben Medaillen.
Foto: dpa Marte Olsbu Röiseland bejubelt ihren Sieg im Massenstar­t. Es war ihre fünfte Goldmedail­le, insgesamt holte die Norwegerin bei der Weltmeiste­rschaft in Antholz sieben Medaillen.

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