Eismeister wird zum Helden
Ein 42-Jähriger ist nur als Nothelfer eingeplant – und muss plötzlich doch aufs Eis
Augsburg/Toronto Von so einem Moment träumt wohl jeder Eishockey-Fan: Einmal als Held dort unten zu stehen. Ein 42 Jahre alter Hobby-Torwart lebte diesen Traum am Wochenende. David Ayres wechselte von der Tribüne ins Trikot der Carolina Hurricanes und und feierte einen Sieg bei den Toronto Maple Leafs. „Es war unglaublich und wild“, sagte er. „Obwohl ich im gegnerischen Team war, haben mich die Fans in Toronto gefeiert. Das Team und alle Fans waren großartig zu mir.“
Zu Beginn des Spiels saß der Eismeister aus Toronto gemeinsam mit seiner Frau Sarah noch auf der Tribüne und freute sich auf das Match der Toronto Maple Leafs gegen Carolina. Er ist als Ersatz des Ersatzmanns eingeplant. Eine Notfallregel in der amerikanischen Profiliga NHL besagt, dass die Heimmannschaft einen Spieler benennt, der beiden Teams für den unwahrscheinlichen Fall zur Verfügung steht, dass beide Stammtorhüter ausfallen. In der Regel ist das ein Keeper eines örtlichen unterklassigen Klubs. In Toronto war es Ayers. Als zunächst Carolinas Starttorwart James Reimer verletzt vom Eis musste, ging Ayres vorsorglich schon einmal in die Umkleidekabine und bereitete sich auf den möglichen Ernstfall vor. Der trat im zweiten Drittel ein, denn Carolinas Ersatztorwart Petr Mrazek musste nach einer Kollision mit Torontos Kyle Clifford ebenfalls ausgewechselt werden. Und Ayres musste tatsächlich aufs Eis, als noch fast eine halbe Stunde zu spielen war.
Die ersten beiden Schüsse ließ er noch passieren. Die Gastgeber verkürzten von 1:4 auf 3:4. Es schien so zu laufen, wie es alle erwartet hatten. Doch Ayers kämpfte: „Ich war im gesamten zweiten Drittel nervös. Die einzigen beiden Schüsse aufs Tor waren drin. Aber ich habe den
Jungs gesagt, dass ich im dritten Drittel voll da sein werde.“Er hielt Wort, parierte im letzten Abschnitt acht Schüsse und hielt seinen Kasten sauber. Selbst die Toronto-Fans feierten ihren Eismeister nach jeder gelungenen Parade gegen ihr eigenes Team. Nach dem 6:3-Erfolg der Hurricanes begruben ihn seine Mitspieler unter einer Jubeltraube. Alle Zuschauer im Stadion applaudierten. Stammkeeper Reimer sagte: „Mit dem, was er getan hat, ist er eine Legende.“Sein Lohn laut NHL-Statuten: 500 Dollar und sein verschwitztes Trikot. Viel wichtiger, dass er den amerikanischen Traum lebte: Vom Eismeister zum Eis-Helden. Milan Sako