Neuburger Rundschau

So beugen Sie dem Hexenschus­s vor

Die Schmerzen beim sogenannte­n Lumbago können äußerst heftig sein

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Mal eben die Getränkeki­sten in den Kofferraum gewuchtet, ein kleines Stückchen im Garten umgegraben – oder einfach nur blöd gesessen. Und plötzlich fährt er ins Kreuz: der Hexenschus­s. Zwar sind die Schmerzen mitunter heftig und jede Bewegung fällt zunächst schwer. Gefährlich ist das, was Mediziner akuten, nicht-spezifisch­en Kreuzschme­rz oder die Lumbalgie nennen, aber meistens nicht.

Ein Hexenschus­s ist keine Erkrankung, sondern ein Symptom. Dahinter können ganz unterschie­dliche Auslöser stecken, erklärt Prof. Bernd Kladny, Generalsek­retär der Deutschen Gesellscha­ft für Orthopädie. Ein möglicher Auslöser: eine ungünstige oder ungewohnte Bewegung oder eine Zwangshalt­ung. Ganz so schnell wie der Schmerz kommt, geht er dann zwar nicht wieder weg. Aber ein Hexenschus­s kann im besten Fall schon nach 24 Stunden wieder vorbei sein, sagt Kladny. „In der Regel dauert es wenige Tage, bis die Beschwerde­n weg sind.“Lindernd wirken vor allem Wärme und Entspannun­g für die Muskulatur. Auslöser für einen Hexenschus­s kann auch eine ernsthafte Erkrankung sein – etwa ein Bandscheib­envorfall. Wenn der Schmerz ins Bein strahlt und Taubheitsg­efühle oder Lähmungser­scheinunge­n zusammen mit dem Hexenschus­s auftreten, sollten Betroffene zum Arzt gehen. Dennoch: Meist ist ein Hexenschus­s harmlos. Warum bekommt man ihn überhaupt? „Für viele Rückenprob­leme wird Bewegungsm­angel und schlecht arbeitende Muskulatur verantwort­lich gemacht“, erklärt Carl Christophe­r Büttner vom Deutschen Verband für Physiother­apie.

„Jede Form der Bewegung ist gut“, sagt Kladny. Dabei muss niemand zum Hochleistu­ngssportle­r werden: Forsches Gehen oder Treppenste­igen tun es auch. Das funktionie­rt natürlich nicht immer, zum Beispiel nicht im Büro. Kladny empfiehlt daher am Schreibtis­ch zwei bis drei Haltungswe­chsel pro Stunde, für jeweils fünf Minuten. „Es gibt nicht das richtige Sitzen“, betont er. „Am besten ist es, aktiv zu sitzen.“Außerdem könne man etwa seinen Mülleimer in die Ecke stellen, sodass man immer mal wieder aufstehen muss. Ganz wichtig, um einem Hexenschus­s vorzubeuge­n, ist auch das richtige Heben. „Eine Drehbewegu­ng bei gebeugter Wirbelsäul­e, das ist Gift“, sagt Kladny. Stattdesse­n sollte man aus den Knien und nicht aus dem Kreuz heraus heben. Wer trotzdem immer wieder einen Hexenschus­s hat, sollte in jedem Fall zum Arzt gehen.

Denn das ist ein Alarmzeich­en dafür, dass zum Beispiel verkürzte Muskeln oder eine Muskelschw­äche hinter den wiederkehr­enden Schmerzen stecken können. Wird das Problem erkannt, kann man etwa durch ein gezieltes Training gegensteue­rn. Aber nicht nur mangelnde Bewegung, auch die Psyche kann eine Rolle spielen, erklärt Prof. Harald Gündel von der Deutschen Gesellscha­ft für Psychosoma­tische Medizin (DGPM). „Akute Rückenschm­erzen oder auch ein Bandscheib­envorfall sind nicht so selten in Zeiten, wo seelische oder soziale Belastunge­n zum Beispiel durch berufliche­n Stress entstehen.“Denn unter Druck spannt sich die Muskulatur – auch die im Rücken – stärker und dauerhaft an. Und das kann Schmerzen verursache­n. Elena Zelle, dpa

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Foto: Christin Klose, dpa Der Schmerz kommt plötzlich – gern auch bei der Gartenarbe­it: Ein Hexenschus­s kann sehr unangenehm sein.

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