Comedy und Ethikkurs
Weil sie aus Versehen im Himmel landet, beschäftigt Eleanor sich nach ihrem Tod mit Grundfragen der Moral. Das klingt nach traurigem Stoff, ist aber tatsächlich lustig – und für den Zuschauer auch noch lehrreich
Neuburg Eleanor stirbt. Sie landet im „Good Place“in der Nachbarschaft 12358W. An diesem himmlischen Ort ist alles perfekt auf die Bedürfnisse der Menschen abgestimmt. Jeder erhält sein eigenes Traumhaus, lebt zusammen mit seinem Seelenverwandten und ist umringt von Frozen-Yoghurt-Läden. Schnell erkennt Eleanor jedoch, dass sie nicht in den „Good Place“gehört und mit einer Namensvetterin verwechselt wurde.
Sie war auf Erden nicht die Menschenaktivistin, für die sie gehalten wird, sondern eine egoistische, rücksichtslose Person, deren Beruf darin bestand, kranken Menschen wirkungslose Medikamente zu verkaufen. Ihr Geheimnis vertraut sie ihrem Seelenverwandten, dem Ethikprofessor Chidi, an. Von ihm erhält Eleanor Philosophieunterricht, um ein besserer Mensch zu werden und sich ihren Platz im „Good Place“nachträglich zu verdienen.
„The Good Place“ist eine lustige Serie, die mehr an ein Science-Fiction-Drama als an eine typische Sitcom erinnert. Es gelingt der Serie, die fantastischen Elemente des Himmels mit den Wortspielen und cleveren, schnellen Gags einer Sitcom zu vereinigen. Dabei steckt in den halbstündigen Episoden reichlich Inhalt, wodurch eine Folge fast immer mit einem spannenden Moment endet und die Serie insgesamt ein hohes Tempo erreicht. Ebenfalls untypisch für eine Sitcom ist zudem die Charakterentwicklung der Figuren, die in „The Good Place“besonders stimmig gelungen ist. Eleanor ist nicht wirklich böse, sondern einfach nur faul und selbstsüchtig.
Da sie von der wunderbaren Kristen Bell gespielt wird, ist sie trotzdem eine liebenswürdige Figur, mit der man mitfiebern kann.
Ihr Wandel zu einem besseren Menschen gestaltet sich mit mehreren Höhen und Tiefen enorm schwierig – so wie es im wahren Leben eben auch der Fall ist. Der Ethikkurs, den Eleanor belegt, wird auch für den Zuschauer zur Therapie. Man beschäftigt sich, ohne dass die Serie ihren Humor verliert, ganz nebenbei mit moralischen Dilemmas. „The Good Place“stellt die Frage, was einen guten Menschen ausmacht, ob man sich wirklich grundlegend verändern kann und ob man auch dann noch ein guter Mensch ist, wenn man gute Taten aus eigennützigen Gründen unternimmt.
Ohne zu viel vorwegzunehmen, erwartet den Zuschauer am Ende der ersten Staffel ein großer PlotTwist, der das Konzept der Serie komplett auf den Kopf stellt. Dadurch hat die zweite Staffel eine leicht andere Prämisse, die sich mit jeder folgenden Staffel weiter verändert. Dabei schafft es jede Staffel auf ganz eigene Art, das hohe Niveau zu halten. Auf Wunsch des Verantwortlichen Michael Schur, der auch schon „Parks and Recreation“und „Brooklyn 99“geschaffen hat, ging die Serie nach vier Staffeln im Januar mit einem perfekt vollendeten Finale zu Ende. „The Good Place“ist auf Maxdome verfügbar oder zum Kaufen bei Amazon oder iTunes.