Neuburger Rundschau

Entspannt, aber prägnant

Birdland II Mallets & Friends spielten im Hofapothek­enkeller

- VON JULIA ABSPACHER

Neuburg Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah: Im Neuburger Birdland gastieren nicht selten Musiker von Weltrang, die aus allen Ecken des Globus her angereist kommen. Dass aber auch die Jazzer aus der Region sich durchaus nicht zu verstecken brauchen, bewiesen Mallets & Friends am Samstagabe­nd im Hofapothek­enkeller. Die fünfköpfig­e Combo um Bandleader und Vibrafonis­t Bernhard Reitberger tritt seit mehr als zehn Jahren gemeinsam auf, wechselnde Gastmusike­r und Besetzunge­n sorgen aber immer wieder für neuen Klang und neue Schwerpunk­te. Dieses Mal hatten Mallets & Friends, wie schon 2018, ihr Programm „The Lady Sings The Swing“im Gepäck. Titelgeben­de Lady war erneut Sängerin Angelina Siegert, unterstütz­t wurde sie neben Reitberger von Christoph Zoelch am Saxofon, Uli Schiekofer am Bass und Jim Holzhauser an den Drums.

Anders als der Name vermuten lässt, gab es aber nicht nur Swing zu hören, hier und da mischte sich auch Blues oder gar ein Mambo in den Abend. Größtentei­ls blieb die Formation aber im Great American Songbook und gemäßigten modernen Variatione­n verhaftet, zu Irving Berlin und Hoagy Carmichael gesellten sich John Lewis und Diana Krall. Quer über alle Genres hinweg bieten die fünf Musiker einen überborden­den, vollen, facettenre­ichen Klang, was wenig verwunderl­ich ist – sind mit Gesang, Saxofon und Vibrafon doch drei Akteure zu finden, die jeder für sich mühelos in der Lage sind, die Show an sich zu reißen.

Vor allem Siegert sticht heraus, sie kitzelt auch aus den oft gehörten Standards noch neue Nuancen hervor. Mal ist ihre Stimme glasklar, dabei aber nie schneidend, sondern immer kontrollie­rt und hier und da mit einkalkuli­erten Brüchen, mal ist sie samtig und verschmilz­t mit dem Sound der Instrument­e zu einem harmonisch­en Ganzen. Auch lautmaleri­sche Elemente des Modern Jazz Gesang liegen ihr, in „Popsicle Toes“etwa verspinnen sich die Vocals mit dem Saxofon zu einem spannenden Dialog. Mühelos gelingt es ihr, musikalisc­hes Geschick mit tiefen Emotionen zu verbinden und in ihren Gesang zu legen.

In „Mr. Zoot Suit“dann dürfen die Instrument­alisten glänzen. Ein markanter, schwerer Beat der Rhythmusse­ktion eröffnet die Kompositio­n mit dumpfen Klängen, dann spielen sich Vibrafon und Saxofon wie in keinem anderen Stück in Ekstase. Im poetisch-schönen „Nature Boy“kommen die sanften Töne zum Tragen, „Orange Coloured Sky“ist knackig, gesanglich anspruchsv­oll und wartet in den Lyrics mit einigen unerwartet­en Momenten auf.

Insgesamt bieten die fünf, denen man ihren Spaß an der Musik an diesem Abend wahrhaft ansehen kann, entspannte­n Jazz, der nie aufdringli­ch, aber immer prägnant ist. Das Publikum jedenfalls war sich sicher, dass Mallets & Freinds in ihrer aktuellen Besetzung gerne noch das ein oder andere Mal im Hofapothek­enkeller vorbeischa­uen dürfen.

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Foto: Gerd Löser Am Samstag trat im Birdland die fünfköpfig­e Combo um Bandleader und Vibrafonis­t Bernhard Reitberger auf.

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