Neuburger Rundschau

Warum wir trotz aller Sorgen wegen Corona hoffen dürfen

Im Wettlauf mit der Zeit kann jeder von uns seinen Beitrag leisten. Gerade jetzt, da der Erreger immer noch bedrohlich­er wird

- VON MARKUS BÄR mab@augsburger-allgemeine.de

Wer in die Medizinges­chichte blickt, dem fällt angesichts des derzeit grassieren­den Coronaviru­s sicher schnell ins Auge, dass vor 100 Jahren ebenfalls eine Epidemie um die Welt zog: die Spanische Grippe. Mit einer unvorstell­bar hohen Zahl an Opfern. Geschätzt werden zwischen 25 und 50 Millionen Tote. Um es gleich vorwegzune­hmen: So schlimm wird es bei Corona sicherlich nicht werden. Weil Medizin und Wissenscha­ft inzwischen natürlich viel weiter entwickelt sind.

Zwar wird die Lage angesichts der zunehmende­n Zahl an Todesfälle­n in Italien immer bedrohlich­er. Unsere österreich­ischen Nachbarn haben bekanntlic­h schon den Zugverkehr mit Italien ausgesetzt. Was natürlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Denn der viel größere Austausch mit Italien findet ja auf der Straße statt.

Abseits unserer wachsenden Sorgen arbeiten aber Wissenscha­ftler verschiede­nster Forschungs­einrichtun­gen derzeit mit Hochdruck an der Entwicklun­g eines Impfstoffe­s. China vermeldete schon am vergangene­n Freitag, dass das erste Präparat „gegen Ende April in klinischen Tests erprobt wird“.

Zudem gibt es – eigens 2017 in Davos für solche Epidemien gegründet – die Allianz Cepi (Coalition for Epidemic Preparedne­ss Innovation­s, etwa: Koalition, um sich innovativ auf Epidemien vorzuberei­ten). Das ist eine gute Sache: Weil Viren schnell mutieren können, muss man auch in Zukunft jederzeit mit neuen Infektions­krankheite­n rechnen. Cepi wird finanziell von den Ländern wie Deutschlan­d, Großbritan­nien, Japan, Kanada, unter anderem der WHO, der EUKommissi­on, der Impfstoff-Industrie und privaten Geldgebern wie etwa der Bill-&-Melinda-GatesStift­ung getragen. Ein Gründungsm­itglied von Cepi ist übrigens das Bundesfors­chungsmini­sterium.

Und Cepi unterstütz­t fünf große Forschungs­institutio­nen in der westlichen Welt, die derzeit den öffentlich­en Auftrag haben, einen Corona-Impfstoff zu entwickeln: neben zwei US-Firmen und dem amerikanis­chen Nationalen Institut für Allergien und Infektions­krankheite­n noch die australisc­he Universitä­t in Queensland – und das deutsche Forschungs­unternehme­n CureVac

in Tübingen.

Viele Experten sind sich darum sicher, dass relativ bald ein Impfstoff gefunden wird. Wir dürfen also trotz aller Sorgen auch hoffen. Selbst wenn das Präparat wohl erst dann zur Verfügung stehen wird, wenn der Höhepunkt der Epidemie schon überschrit­ten ist. Aber auch danach braucht man ja ein Medikament, weil Epidemien immer wieder erneut ausbrechen können.

Was sollen wir nun tun, bis es ein solches Präparat gibt? Sicher das, was der gesunde Menschenve­rstand gebietet: nicht in Panik verfallen. Seinen Alltag weiterlebe­n. Sich Expertenti­pps anhören. Tendenziel­l vielleicht vorerst lieber daheimblei­ben, als große Menschengr­uppen aufzusuche­n. Aber bitte: mit Augenmaß. Oft die Hände gründlich waschen. Ins Taschentuc­h oder in die Armbeuge husten oder niesen, um andere nicht anzustecke­n.

Das Ziel eines jeden von uns muss es sein, eine Ausbreitun­g des Virus in Deutschlan­d möglichst lange zu verhindern oder zumindest zu verschlepp­en. Um Zeit zu gewinnen. Damit Forschungs­einrichtun­gen ihre Arbeit machen können. Und auch, um ein Zusammentr­effen von Corona mit der derzeit in ihrer Hochphase laufenden „richtigen“Grippe, also der Influenza, zu verhindern. Denn deren Auswirkung­en sind hierzuland­e immer noch viel verheerend­er als Corona: Seit Herbst 2019 registrier­te das RobertKoch-Institut rund 80000 Influenzaf­älle und 130 Tote, die nachweisli­ch auf die Grippe zurückzufü­hren sind.

Deutschlan­d ist bei der Forschung ganz vorn dabei

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