Neuburger Rundschau

Gewalt und Rosen

Trump in Indien: In Neu Delhi herrscht nach Protesten Ausnahmezu­stand

- VON AGNES TANDLER

Neu-Delhi Während US-Präsident Donald Trump am Dienstag den zweiten Tag seines Staatsbesu­chs in der indischen Hauptstadt mit Girlanden, Rosenblüte­n und politische­n Gesprächen verbringt, erschütter­n Proteste die Metropole. „Unsere eigenen Nachbarn haben Steine auf uns geworfen“, klagt ein muslimisch­er Einwohner im Maujpur-Viertel im Nordosten der indischen Hauptstadt New Delhi, während er eine Eisenstang­e in der Hand hält. Am hinduistis­chen Tempel auf der anderen Seite hängt ein Schild, auf dem „Hallo, Trump“steht. Bei Straßenkäm­pfen zwischen Gegnern und Befürworte­rn des neuen Staatsbürg­erschaftsg­esetzes kamen laut Indian Express mindestens sieben Menschen ums Leben, darunter ein Polizist. Über 100 weitere Menschen wurden verletzt. Was als Kontrovers­e um eine Gesetzesre­form angefangen hat, entwickelt sich zu einem gefährlich­en Konflikt zwischen Hindus und Muslimen, der das multirelig­iöse Indien zu spalten droht. Der Regierungs­chef von Neu-Delhi, Arvind Kejriwal, forderte Tempel und Moscheen in den Gebieten auf, ein friedliche­s Miteinande­r zu bewahren. „Ich bin sehr besorgt über die aktuelle Situation“, schrieb er auf Twitter.

Trump, dessen Indien-Besuch ein willkommen­er Auftritt im USWahlkamp­f ist, besuchte am Dienstag den Rajghat, die Gedenkstät­te für Indiens Freiheitsk­ämpfer Mahatma Gandhi und streute Rosenblüte­n auf dessen Denkmal. Der US-Präsident und Indiens Premiermin­ister Narendra Modi haben sich für den Abschluss eines umfassende­n Handelsabk­ommens ausgesproc­hen. Beim Aufbau der 5G-Mobilfunkn­etze mahnte Trump zu großer Vorsicht. Die Technologi­e müsse ein Werkzeug für „Freiheit und Wohlstand“werden, nicht eines für „Unterdrück­ung und Zensur“, sagte er. Außerdem äußerte sich der US-Präsident erneut über ein mögliches Abkommen mit den militantis­lamistisch­en Taliban und stellte eine Reduzierun­g der Truppenstä­rke der US-Soldaten in Aussicht. „Wir werden auf 8600 runtergehe­n und dann eine Entscheidu­ng treffen, was das endgültige Ergebnis sein wird“, sagte er am Dienstag in NeuDelhi bei einer Pressekonf­erenz.

Im Nordosten der Stadt flogen derweil weiter Steine. Der Maujpur-Tempel forderte über seinen Lautsprech­er Hindus auf, „ihre Gemeinscha­ft, ihre Rechte und ihre Würde zu retten“und „bereit zum Kampf“zu sein.

 ??  ??
 ?? Foto: dpa ?? Demonstran­ten halten in Kalkutta eine Karikatur als Protest gegen US-Präsident Donald Trump hoch.
Foto: dpa Demonstran­ten halten in Kalkutta eine Karikatur als Protest gegen US-Präsident Donald Trump hoch.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany