Hat Showa Denko eine Chance als Batteriewerk?
Die Elektroden-Fabrik in Meitingen soll geschlossen werden. Wie die Freien Wähler das Werk retten wollen
Meitingen Die Nachricht war für die Beschäftigten ein Schock. Das japanische Unternehmen Showa Denko will bis Jahresende sein Werk in Meitingen im Kreis Augsburg schließen, wie es Anfang Februar ankündigte. Dort werden GrafitElektroden gefertigt, die in Stahlwerken zum Schmelzen gebraucht werden. Rund 140 Beschäftigte könnten ihre Arbeit verlieren. Jetzt gibt es in der Landespolitik eine Initiative, zu prüfen, ob der Standort doch gerettet werden kann. Zum Beispiel, indem dort neue Produkte für Batterien gefertigt werden.
Durch die Elektromobilität entstehen derzeit „gigantische Märkte für Batterien“, sagt Landtagsabgeordneter Fabian Mehring von den Freien Wählern. „Zu deren Produktion wird Grafit benötigt, den unsere bayerischen Autoriesen derzeit aus Asien importieren müssen“, schildert er die Situation. „Vielleicht kann man aus der Not ja eine Tugend machen und die aktuelle Krise zur Umrüstung des Werkes im Hinblick auf eine Zukunftsbranche nutzen“, sagt er. Könnte das Werk also eine Zukunft als Batterie-Standort haben?
Gespräche darüber laufen mit Vertretern von Showa Denko, Fabian Mehring und Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger – ebenfalls von den Freien Wählern. Showa Denko hatte das Werk 2016 vom Kohlenstoff-Spezialisten SGL Carbon erworben. In den nächsten Wochen soll geprüft werden, ob es staatliche Zuschüsse oder Fördergelder geben könnte, um das Werk zukunftsfähig zu machen, sagte Mehring unserer Redaktion.
Das Werk in Meitingen könnte prinzipiell geeignet sein, um Teile für Batterien herzustellen. „In den Anoden jeder Lithium-Ionen-Batterie ist Grafit verbaut“, sagt Mehring. „In Meitingen gibt es Spezialisten für Grafit, ein Know-How für Hochtemperaturprozesse wie fast nirgendwo in Deutschland und dazu die nötige Infrastruktur.“Statt auf einer grünen Wiese eine neue Fabrik für eine halbe Milliarde Euro zu bauen, könne es sinnvoller sein, den Standort für einen Teil dieser Summe umzurüsten.
Eine andere Möglichkeit könne sein, einen Investor zu finden, meint Mehring. Allerdings zeigte sich Showa Denko zuletzt eher entschlossen, den Standort zu schließen und die Produktion nach Japan zu verlagern. Das Unternehmen verwies auf Überkapazitäten im Markt. Ob also ein Investor zum Zuge kommt, erscheint eher fraglich.
Showa Denko hat seit dem Kauf des Unternehmens Hitachi Chemical bereits Expertise in der BatterieHerstellung. Mehring könnte sich aber auch ein „europäisches Konsortium“als Betreiber vorstellen. Das Thema Batterie-Fertigung schwirrt bereits seit längerem durch die bayerische Landespolitik. Augsburg kam 2019 bei der Vergabe einer Batterie-Forschungsfabrik zwar nicht zum Zug. Diese wird in Münster gebaut. Daneben hat das Bundeswirtschaftsministerium aber auch eine Milliarde Euro für eine Batterie-Fertigung freigegeben. Hier ist auch der süddeutsche Hersteller Varta dabei. Zudem forschen in Süddeutschland Institute wie Fraunhofer am Batterie-Thema.
Für die Rettung des Standorts kämpft auch die IG Metall. „Wir haben einen gültigen Tarifvertrag mit Beschäftigungssicherung, der betriebsbedingte Kündigungen ausschließt“, sagte kürzlich Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek.
Mehr Erkenntnisse, ob der Vorstoß zur Standortrettung eine Chance hat, könnte der 18. März bringen. Dann ist Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger in Meitingen.