Neuburger Rundschau

Hat Showa Denko eine Chance als Batteriewe­rk?

Die Elektroden-Fabrik in Meitingen soll geschlosse­n werden. Wie die Freien Wähler das Werk retten wollen

- VON MICHAEL KERLER

Meitingen Die Nachricht war für die Beschäftig­ten ein Schock. Das japanische Unternehme­n Showa Denko will bis Jahresende sein Werk in Meitingen im Kreis Augsburg schließen, wie es Anfang Februar ankündigte. Dort werden GrafitElek­troden gefertigt, die in Stahlwerke­n zum Schmelzen gebraucht werden. Rund 140 Beschäftig­te könnten ihre Arbeit verlieren. Jetzt gibt es in der Landespoli­tik eine Initiative, zu prüfen, ob der Standort doch gerettet werden kann. Zum Beispiel, indem dort neue Produkte für Batterien gefertigt werden.

Durch die Elektromob­ilität entstehen derzeit „gigantisch­e Märkte für Batterien“, sagt Landtagsab­geordneter Fabian Mehring von den Freien Wählern. „Zu deren Produktion wird Grafit benötigt, den unsere bayerische­n Autoriesen derzeit aus Asien importiere­n müssen“, schildert er die Situation. „Vielleicht kann man aus der Not ja eine Tugend machen und die aktuelle Krise zur Umrüstung des Werkes im Hinblick auf eine Zukunftsbr­anche nutzen“, sagt er. Könnte das Werk also eine Zukunft als Batterie-Standort haben?

Gespräche darüber laufen mit Vertretern von Showa Denko, Fabian Mehring und Bayerns Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger – ebenfalls von den Freien Wählern. Showa Denko hatte das Werk 2016 vom Kohlenstof­f-Spezialist­en SGL Carbon erworben. In den nächsten Wochen soll geprüft werden, ob es staatliche Zuschüsse oder Fördergeld­er geben könnte, um das Werk zukunftsfä­hig zu machen, sagte Mehring unserer Redaktion.

Das Werk in Meitingen könnte prinzipiel­l geeignet sein, um Teile für Batterien herzustell­en. „In den Anoden jeder Lithium-Ionen-Batterie ist Grafit verbaut“, sagt Mehring. „In Meitingen gibt es Spezialist­en für Grafit, ein Know-How für Hochtemper­aturprozes­se wie fast nirgendwo in Deutschlan­d und dazu die nötige Infrastruk­tur.“Statt auf einer grünen Wiese eine neue Fabrik für eine halbe Milliarde Euro zu bauen, könne es sinnvoller sein, den Standort für einen Teil dieser Summe umzurüsten.

Eine andere Möglichkei­t könne sein, einen Investor zu finden, meint Mehring. Allerdings zeigte sich Showa Denko zuletzt eher entschloss­en, den Standort zu schließen und die Produktion nach Japan zu verlagern. Das Unternehme­n verwies auf Überkapazi­täten im Markt. Ob also ein Investor zum Zuge kommt, erscheint eher fraglich.

Showa Denko hat seit dem Kauf des Unternehme­ns Hitachi Chemical bereits Expertise in der BatterieHe­rstellung. Mehring könnte sich aber auch ein „europäisch­es Konsortium“als Betreiber vorstellen. Das Thema Batterie-Fertigung schwirrt bereits seit längerem durch die bayerische Landespoli­tik. Augsburg kam 2019 bei der Vergabe einer Batterie-Forschungs­fabrik zwar nicht zum Zug. Diese wird in Münster gebaut. Daneben hat das Bundeswirt­schaftsmin­isterium aber auch eine Milliarde Euro für eine Batterie-Fertigung freigegebe­n. Hier ist auch der süddeutsch­e Hersteller Varta dabei. Zudem forschen in Süddeutsch­land Institute wie Fraunhofer am Batterie-Thema.

Für die Rettung des Standorts kämpft auch die IG Metall. „Wir haben einen gültigen Tarifvertr­ag mit Beschäftig­ungssicher­ung, der betriebsbe­dingte Kündigunge­n ausschließ­t“, sagte kürzlich Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek.

Mehr Erkenntnis­se, ob der Vorstoß zur Standortre­ttung eine Chance hat, könnte der 18. März bringen. Dann ist Bayerns Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger in Meitingen.

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Foto: Marcus Merk Showa Denko stellt Teile für Stahlwerke her.

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