Neuburger Rundschau

Gegen die Hitze der Zukunft

In Augsburg ist ein Zentrum für Klimaresil­ienz geplant. Es soll unter anderem erforschen, was Kommunen gegen die Erderwärmu­ng tun können. Einige Vorschläge gibt es schon

- VON MARKUS BÄR

Augsburg Vor gut einem halben Jahr hat der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder angekündig­t, dass in Augsburg ein Zentrum für Klimaresil­ienz entstehen soll. Dort soll unter anderem erforscht werden, wie etwa Kommunen ganz praktisch den Folgen des Klimawande­ls begegnen können. Der Begriff Resilienz bedeutet – verkürzt gesagt – die Fähigkeit, mit einem Problem fertigzuwe­rden. „Die genaue Konzeption wird derzeit zwischen dem Landesamt für Umwelt und der Universitä­t Augsburg abgestimmt“, teilte eine Sprecherin des bayerische­n Umweltmini­steriums unserer Redaktion mit. Einen konkreten Zeitplan gibt es nach Angaben der Präsidenti­n der Universitä­t Augsburg, Professori­n Sabine Doering-Manteuffel, zwar noch nicht. Aber dass ein solches Zentrum entstehen wird, darüber gebe es keinen Zweifel.

„Der Impuls zur Gründung eines solchen Zentrums ging nicht von uns aus, sondern vom bayerische­n Kabinett“, sagt Doering-Manteuffel. „Das hat uns natürlich sehr gefreut.“Hintergrun­d für die Anregung aus München sei sicher, dass in Augsburg schon lange der Bereich Klimaresil­ienz bearbeitet werde. „Es ist so: Klimaforsc­hung machen viele: Klimaresil­ienz aber nicht. Das machen wir.“

Doch welche Forschungs­ergebnisse kann die Universitä­t Augsburg beispielsw­eise vorweisen? „Wir beobachten zunächst generell, dass die Auswirkung­en des Klimawande­ls auf das Ökosystem nicht linear verlaufen“, erläutert Professor Wolfgang Buermann, Lehrstuhli­nhaber für Physische Geographie an der Universitä­t Augsburg. So wurde lange gedacht, dass der frühere Beginn des Frühlings dazu führe, dass Bäume besser wachsen. Es stellte sich aber heraus, dass der verfrühte Wachstumsb­eginn später im Jahr zu Wassermang­el und zu Dürregefah­r führt. „Zudem dachten wir auch lange, dass Wärme insgesamt gut ist für das Wachstum. Dass dadurch etwa mehr Fotosynthe­se stattfinde­t und mehr Kohlendiox­id aufgenomme­n wird“, erklärt Buermann weiter. Doch inzwischen habe sich herausgest­ellt, dass vielerorts die Sonne zu heiß ist, beispielsw­eise die Bäume unter Stress setzt und sich stattdesse­n das Gegenteil einstellt.

Dazu komme die stark erhöhte Waldbrandg­efahr.

Was können nun Kommunen also im Detail tun, um ihre Klimaresil­ienz zu verbessern? Abseits etwa von der Ausweisung von mehr Grünfläche­n? Buermann verweist auf Arbeiten seines Kollegen Christoph Beck. Vorbilder könnten Länder in Südeuropa oder Nordafrika sein, wo schon beim Städtebau darauf geachtet wird, Schattieru­ngen zu ermögliche­n. „In Spanien werden sogar Laken zwischen die Häuser gespannt.“Bei uns würde man da wohl eher an fest installier­te Markisen oder Rollos an oder zwischen Häusern denken. Aber Beschattun­gen wären sicher sinnvoll.

„Des Weiteren sollten Kommunen darüber nachdenken, alle ihre asphaltier­ten Straßen heller zu streichen“, sagt Buermann. Helle Oberfläche­n – auch hier wieder der Blick in den Süden, wo Häuser oft weiß gestrichen sind – reflektier­en die Sonnenstra­hlung und absorbiere­n die Hitze deutlich weniger.

Eine wichtige Konsequenz hat der Klimawande­l auch auf den Wasserhaus­halt einer Kommune. Wenn Wasserleit­ungen einer bestimmten Temperatur ausgesetzt sind, dann kommt es zu einem verstärkte­n Bakterienw­achstum. „Man müsste also Wasserleit­ungen eigentlich tiefer legen. Das wäre aber natürlich unglaublic­h aufwendig“, sagt Buermann.

In dem neuen Zentrum für Klimaresil­ienz würden zum einen Lehrkräfte und wissenscha­ftliche Mitarbeite­r forschen, die ohnehin bereits an der Universitä­t Augsburg tätig sind, erläutert Präsidenti­n Sabine Doering-Manteuffel. Denkbar sind etwa Experten aus den Bereichen Medizin, Geographie und Sozialwiss­enschaften. „Wo wir noch Bedarf hätten, wären Gebiete wie Meteorolog­ie oder Klimapolit­ik. Wir hoffen hier auf Mittel des Freistaate­s für weitere Professure­n.“In dem Zentrum könnten dann zehn bis 20 Professore­n tätig sein. Dazu kommen wissenscha­ftliche Mitarbeite­r und ein Geschäftsf­ührer, der das Zentrum koordinier­t.

„Die Errichtung eines Neubaus für das Zentrum wäre natürlich ein großer Wunsch“, sagt DoeringMan­teuffel. Doch darüber könne man noch nichts sagen. Möglich wäre auch eine Unterbring­ung im Sigma-Technologi­epark in Augsburg-Hochfeld.

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