Neuburger Rundschau

Bundesligi­sten müssen klare Kante zeigen

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger-allgemeine.de

Ein leerer Fanblock und ein schwarzes Banner mit weißer Schrift. So drückte die aktive Fanszene ihren Protest gegen Montagsspi­ele aus. Knapp 8000 Frankfurte­r Fans, die sonst in der Arena den Ton angeben, boykottier­ten die Partie gegen Union. Die ansässige Eintracht hatte dieses Vorgehen unterstütz­t und ihren Anhängern entspreche­nd Gestaltung­sfreiraum gelassen. Das kann gut gehen, muss es aber nicht.

In jüngster Zeit zeigen die Ultraszene­n der Bundesligi­sten einmal mehr, wie unberechen­bar sie in ihrem Verhalten doch sind. In Berlin sorgten Leverkusen­er Pyromanen für einen Eklat, als sie Bengalos sowie Raketen zündeten und eine Spielunter­brechung provoziert­en. Und das, obwohl ein paar Tage zuvor HSV-Anhängern noch erlaubt worden war, kontrollie­rt „kalte Pyrotechni­k“im Stadion zu zünden.

Wer glaubt, die Fanszenen würden Vertrauen seitens der Verbände und Vereine mit Kompromiss­bereitscha­ft und Entgegenko­mmen zurückzahl­en, muss der Realität ins Auge sehen. Rücksichts­los betreiben Ultras Politik, gerechtfer­tigt durch einen fadenschei­nigen Ehrenkodex, der sich über Rechtsstaa­tlichkeit hinwegsetz­t. Auswuchs dessen war das Hopp-HassPlakat in Gladbach. Ein Mann im Fadenkreuz, bildhaft zum Abschuss freigegebe­n – nachdem Minuten zuvor den Opfern des Anschlags von Hanau gedacht wurde und die Spieler Trauerflor trugen.

Im Nachgang versuchten sich Verantwort­liche an Erklärunge­n, sprachen von Einzelfäll­en. Mit dieser Verharmlos­ung muss jedoch endgültig Schluss sein. Vereine dürfen sich nicht mehr aus der Verantwort­ung stehlen, sie müssen klare Kante zeigen und Grenzen setzen. Sie sollten nicht nur plakativ verkünden, wie viel ihnen Vielfalt, Respekt und Menschenwü­rde bedeuten, sie sollten das vorleben.

Dazu gehört, Hetzern, Rechtspopu­listen und Rassisten den Nährboden zu entziehen. Die Bundesliga darf nicht länger als Bühne für Hassparole­n dienen. In ihren Stadien müssen die Klubs Krawallmac­her ausschließ­en und eine NullTolera­nz-Linie fahren. Dazu gehört, im Vorfeld jedes Plakat, jedes Banner sowie jede Fahne zu kontrollie­ren und Pyro-Versorgung­swege abzuschnei­den.

Und: Der Deutsche FußballBun­d muss endlich Höchststra­fen ausspreche­n. Niedrige sechsstell­ige Beträge zwingen im Millioneng­eschäft niemanden zum Umdenken.

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Fans? Eher nein.
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