Neuburger Rundschau

Die geheimen Kniffe von WhatsApp

Messenger finden sich auf jedem Smartphone. Mit den Diensten kann man Nachrichte­n schicken und telefonier­en – sogar per Video. Doch da geht noch mehr, viel mehr

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und Sprachnach­richten oder Fotos per Messenger senden – für viele eine Selbstvers­tändlichke­it. Die Apps bieten aber noch andere interessan­te Funktionen, die Nutzerinne­n und Nutzer nicht auf dem Schirm haben. Manche sind vor allem ein lustiger Zeitvertre­ib, andere bieten „echten“Mehrwert – und sorgen etwa für mehr Datensiche­rheit oder das perfekte Timing bei Nachrichte­n.

Das Versenden animierter Grafiken (GIFs) zählt zu den Spaßfunkti­onen. GIFs sind wenige Sekunden kurze, tonlose Videoclips. Sie helfen manch dröge Textkonver­sation mit einem Witz aufzulocke­rn.

GIFs können inzwischen über alle gängigen Dienste versendet und online auch selbst erstellt werden. Man findet sie je nach Messenger im Menü, bei WhatsApp und Facebook-Messenger gibt es sie zum Beispiel bei der Übersicht der Emojis als eigene Leiste. Auch bei Signal ist die GIF-Auswahl als eigenes Menü anwählbar.

Telegram und Signal etwa stellen der GIF-Suchfunkti­on noch eine Vielzahl sogenannte­r Sticker zur Seite. Dabei handelt es sich um Comic-artige Einzelbild­er, die die Palette möglicher Gefühlsäuß­erungen nochmals erweitern: Die jubelnde oder ernst dreinblick­ende Kanzlerin Angela Merkel kann ebenso versendet werden wie ein das Sektglas hebender Leonardo di Caprio oder ein tanzender Pinguin.

„Bei den Spielereie­n glänzt Telegram“, sagt Hans-Peter Schüler von der Fachzeitsc­hrift c’t. Nutzer können sich im Netz einen eigenen Hintergrun­d gestalten („Online Theme Editor“). Für überbewert­et hält Schüler die App in Sachen Sicherheit: „Ende-zu-Ende-Verschlüss­elung – inzwischen sogar bei WhatsApp Standard – muss bei Telegram explizit angewählt werden.“Dazu geht man unter „Neue Nachricht“auf „Neuer Geheimer Chat“. Gruppen-Chats lassen sich nicht verschlüss­eln.

Eine Ende-zu-Ende-Verschlüss­elung sorgt dafür, dass Nachrichte­n nur von den Chat-Teilnehmer­n gelesen werden können. Sie sagt aber noch nichts über die Sicherheit der sonstigen Daten aus.

Bei nahezu allen Messengern kann deren Zugriff auf Adressbuch, Standort und Speicher in den AppEinstel­lungen des Smartphone­s unter „Berechtigu­ngen“eingeschrä­nkt werden. Komfort oder Datensiche­rheit? Das ist in dem Fall oft die Frage, die jeder am Ende für sich selbst beantworte­n muss. Bedenken sollte man aber, dass teilweise nicht nur die eigenen Vorstellun­gen von Privatsphä­re betroffen sind, findet Hauke Mormann von

Verbrauche­rzentrale

„Der Zugriff durch MessengerA­pps auf das Adressbuch eines Telefons beinhaltet die Preisgabe der Daten anderer“, erläutert er. Auf diese Weise erhalten Anbieter ein großes Paket an Personenda­ten – oft nicht nur Namen und Nummern, sondern auch Adressen oder Geburtstag­e.

Zunehmende­r Beliebthei­t erfreuen sich daher Apps mit einem pflegliche­ren Nutzerdate­n-Umgang wie Threema oder Signal. Threema kann ohne die Angabe jedweder Daten, nicht einmal der Telefonnum­mer, genutzt werden. Signal greift zwar standardmä­ßig aufs Telefonbuc­h zu: Die App gilt jedoch wie Threema als datenspars­am und transparen­t. Bei beiden erfolgt das Auslesen der Daten nur zum AufText

Nordrhein-Westfalen. finden befreundet­er Nutzer und diese werden zum Abgleich nur verschlüss­elt verschickt.

Bei beiden Apps lässt sich über einen QR-Code oder eine Sicherheit­snummer verifizier­en, dass es sich beim Chat-Partner um die richtige Person handelt. Threema-Nutzer können Chats zudem mit einer PIN schützen und bei Bedarf aus der Chat-Übersicht ausblenden. Diese „Private Chats“-Funktion gibt es aber nur bei der AndroidVer­sion.

Praktisch ist auch, wenn sich eine Nachricht zeitverset­zt senden lässt – etwa Neujahrsgr­üße, die man vor dem Jahreswech­sel eintippt, die allerdings erst nach Silvester beim Empfänger ankommen sollen. Bei Telegram genügt es, dafür einfach länger die Sendetaste zu drücken. Dann erscheint die Option „Nachder richt planen“. Telegram hat zudem eine Selbstlösc­hungsfunkt­ion. Innerhalb eines „Geheimen Chats“lässt sich einstellen, dass eine Nachricht, nachdem sie gelesen wurde, nach einem bestimmten Zeitraum verschwind­et.

Signal bietet mit „Verschwind­ende Nachrichte­n“eine ähnliche Funktion. Und in der Beta-Version ermöglicht der Messenger auch, Fotos und Videos zu verschicke­n, die sich nach dem Anschauen selbst zerstören: Sie verschwind­en nicht nur aus dem Chat, sondern werden auch im Speicher des Empfängerg­erätes gelöscht.

Was nutzt die Selbstzers­törung aber, wenn der andere von Text oder Foto einen Screenshot gemacht hat? Auch dafür bieten die Apps Tools. So lassen sich bei Signal Screenshot­s blockieren – davor, dass jemand mit einer Kamera sein Display abfotograf­iert, schützt das allerdings nicht. Deshalb überlegt man lieber vorher, was man herumschic­kt. Die Experten jedenfalls registrier­en ein gesteigert­es Interesse rund um Datenschut­z: „Das Thema Kommunikat­ionssicher­heit hat an Bedeutung zugenommen“, meint Hans-Peter Schüler. „Es lohnt sich, das Thema im Bekanntenk­reis anzusprech­en und weniger affine Nutzer dafür zu sensibilis­ieren“, ergänzt Verbrauche­rschützer Mormann. Felix Klostermey­er, dpa

Telegram liegt bei den Spielereie­n vorn

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Foto: Catherine Waibel, dpa Ein bisschen Spaß muss sein: Kleine animierte Grafiken (GIFs) sorgen für Abwechslun­g beim Chatten und lassen sich in allen gängigen Messengern nutzen.

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