So kommt das Festnetz aufs Handy
Festnetzanrufe auf dem Smartphone erhalten? In vielen Fällen ist das problemlos möglich – und sogar kostenlos. Was Experten raten
Rund 20 Euro – so viel kostet heute ein klassischer Festnetzanschluss. Doch die Zeiten, in denen ein solcher zur Haushalts-Grundausstattung gehörte, sind vorbei. Nahezu jeder hat ein Handy, viele Menschen sparen sich eventuelle FestnetzMehrkosten.
Es gibt aber auch gute Gründe, die für einen Festnetzanschluss sprechen: die teils bessere Sprachqualität zum Beispiel oder um eine Backup-Lösung bei leerem HandyAkku zu haben. Anrufern ohne Mobilfunk-Flatrate kann man außerdem Mehrkosten ersparen, ohne auf den Komfort verzichten zu müssen, nur noch auf dem Smartphone angerufen zu werden.
Wie aber landen Festnetzanrufe auf dem Smartphone? Selten geworden sind Tarife, bei denen das Handy daheim qua Tarif als Festnetztelefon
dient, weiß Alexander Kuch vom Telekommunikationsportal „Teltarif.de“: „Einen klassischen Tarif mit Homezone, in der man wie mit einem Festnetztelefon Anrufe tätigen und entgegennehmen kann, gibt es nur noch bei Vodafone.“Konkurrent O2 hat seine Homezone-Angebote dagegen längst eingestellt.
Man habe den Service erweitert, sagt Jörg Borm, Sprecher der O2-Mutter Telefónica: Jeder Kunde bekomme bei Abschluss eines Mobilfunkvertrags automatisch eine lokale Festnetznummer zugewiesen, unter der er bundesweit per Handy erreichbar ist – auch wenn er sich nicht im Vorwahlbereich oder in der Nähe seines Zuhauses befindet.
Wer den Anruf bei einer Mobilfunknummer scheut, kann den O2-Free-Kunden also zu Festnetzkonditionen
erreichen. Abgehende Gespräche des Mobilfunkkunden laufen immer zu Mobilfunkkonditionen.
Diese Variante gibt es häufiger: Wer eine Festnetznummer so nutzen möchte, kann dies etwa auch bei Telekom, Tarifhaus oder Simquadrat
teils ohne Mehrkosten tun. Man sei überall unter der Festnetznummer auf dem Handy erreichbar, erklärt Kuch: „Eingehende Anrufe werden als günstige Festnetzanrufe verbucht, ausgehende aber übers Mobilnetz.“
Als Möglichkeit hinzu kommt die Internet-Telefonie, häufig auch Voice over Internet Protocol (VoIP) genannt, also die Nutzung der Internetverbindung zum Telefonieren. Das funktioniert über sogenannte SIP-Server, die beim Telefonie-Anbieter stehen und bei denen sich der Nutzer per Benutzernamen und Passwort registriert. SIP-fähig sind viele Router und im Prinzip alle Smartphones – entweder direkt mit der Telefon-Anwendung oder über andere Apps (VoIP-Clients).
„Dann bekommt man vom Anbieter eine Festnetznummer mit
Ortsvorwahl zugeteilt und ist fortan immer und überall erreichbar, wenn eine Internetverbindung besteht“, beschreibt es Kuch. Einen Unterschied zur klassischen Festnetz-Telefonie, die über eine separate Leitung läuft, bemerkt der Kunde nicht.
Ein pragmatischer Tipp kann die klassische Rufumleitung sein: Hat man eine Flatrate für Telefonate aus dem Festnetz auf Mobiltelefone, ließen sich einfach alle Anrufe kostenneutral auf das Handy weiterleiten, erklärt ein Telekom-Sprecher das Verfahren.
Und dann gibt es noch die Möglichkeit, das Smartphone nur im heimischen WLAN als Festnetztelefon zu nutzen. Damit das klappt, stellen die meisten Router-Hersteller spezielle Apps bereit.
Sven-Hendrik Hahn, dpa