Ein Tillywurm so bunt und prächtig
In Rain tummelten sich 23 Wagen, drei Kapellen und 49 Fußgruppen – prachtvoll anzusehen. Bei lokalen Themen stand die Bürgermeisterwahl im Vordergrund. Aber damit nicht genug
Rain Was für ein großartiger Ausnahmezustand in der Rainer Innenstadt: Einmal mehr sind am Faschingssonntag die Narren am Zug – und das buchstäblich, nämlich am Umzug. Mit viel Getöse, Johoo und Helau robbt der prachtvolle Tillywurm durch die Altstadt, von der Neuburger Straße bis hin zur großen Partymeile in und um die Dreifachturnhalle.
Pünktlich um 14.11 Uhr setzt er sich in Bewegung, doch schon eine Stunde zuvor strömen die ersten Zaungäste aus allen Richtungen stadteinwärts, um die besten Plätze entlang der Zugstrecke zu ergattern. Die Fenster in den oberen Stockwerken der anliegenden Häuser öffnen sich – dort nehmen die Bewohner ihre Logenplätze ein. Und dann kommen sie, begleitet von den Rhythmen und Klängen aus Lautsprechern: 23 bunt geschmückte Wagen, drei zünftige Kapellen und 49 üppig maskierte, fantasievolle Fußgruppen. Eine stattliche Anzahl, die noch ergänzt wird von den 120 Helfern, die im und um den Tillywurm für den Organisator Fa
Rain im Einsatz sind. FCR-Präsident Florian Riehl wirft nicht nur begeistert Süßigkeiten und Wurstsemmeln vom Komiteewagen, sondern lobt vor allem das perfekte Zusammenspiel seines Teams mit externen Unterstützern: „Es ist eine bemerkenswert gute Zusammenarbeit mit der Stadt Rain, mit Polizei, BRK, Feuerwehr und anderen. Großes Danke: Ohne die würde es nicht funktionieren! Es ist ein super Miteinander, so macht es Spaß!“
Ein Spaß, der wie eine Welle auf alle überschwappt. Da springt der Funke über. Neben den auswärtigen Gästen aus der Region haben sich auch die Rainer selbst aus Kernstadt und Umland eine ganze Menge einfallen lassen. Da geht es thematisch mehr als nur einmal um den Klimawandel. Die „Hüter des Frostes“beklagen beispielsweise den milden Winter. Eine Rainer Wohngruppe der Stiftung St. Johannes hat eine große Weltkugel auf einem Handkarren. „Gemeinsam im Einsatz für die Umwelt“, steht darauf geschrieben. Bienen sind gleich in zwei Gruppen unterwegs, wobei die eine von ihnen aus Bayerdilling bekennt, mehr an die Gaudi, als an Insekten zu denken. Im Fasching ist beides legitim.
Mit flammend roten Perücken stechen die Mitglieder der Feuerwehr Sallach ins Auge. Sie sind „Feuer und Flamme“, wie sie schmunzelnd bekennen und haben ein paar Kinder mit selbst gebastelten Feuerwehrautos dabei: „Das ist unsere noch zu gründende Kinderfeuerwehr“, erklären sie. In eine Fußgruppe aus grünen Gestalten hat sich Robin Hood eingereiht. Bei genauerem Hinsehen erkennt man in ihm den BürgermeisterKandidaten Karl Rehm, der schon seit Jahren mit seiner Clique regelmäßig im Fasching unterwegs ist. Diesmal also im „Rain-wood-forest“. Ein Schild verkündet: „Lady Marian würde Robin wählen.“
Die Kommunalwahl ist aber auch bei anderen ein Thema: Die Faschingsfreunde Rain etwa verkünden auf ihrem Wagen: „Suchst du nach dem Kandidaten, dann dreh an unsrem Wahlomaten.“Auf diesem Rad stehen nicht nur die vier tatsächlichen Kandidaten zur Verfügung, sondern auch noch amüsante Alternativen: Ludwig II, ein DukatenEsel, Micky Maus und Superman. Und noch einer mischt mit im Wahlschingsclub kampf: Wim Lange lädt zum Bürgermeisterspiel ein und stellt fest: „Die Karten werden neu gemischt.“
Zum Thema Schulzentrum tritt eine Gruppe Sterneköche an. Sie bewirbt sich für die dortige Mensa, deren Übergangs-Provisorium bis zu 540.000 Euro kosten könnte.
Gemächlich kriecht er dahin, der Tillywurm und lässt an Fantasie nichts missen – nicht immer mit Lokalbezug, aber meist sehr aufwendig gestaltet. Da heißt es ebenso „Welcome to Africa“wie es um „Marxheimer Buchsbaumzünsler“geht. Da sind leibhaftige Gummibären aus Rain unterwegs, wie auch lebensgroße Stricklieseln aus Eggelstetten. Zwischen Jux und Tollerei tummeln sich kesse Eulen aus Staudheim, zauberhafte Fabelwesen, überdimensionale Sektflaschen, furchterregende Perchten aus Thierhaupten, die „Rainer Traumfrauen“, die als Medusas verkleidet sind, und, und, und. FCRUmzugsmoderator Umut Deniz kündigt sie alle launig an, heißt sie willkommen und wird nicht müde, die jeweiligen Schlachtrufe zu schmettern. Bleibt am Ende festzuhalten: Auf diesen gelungenen Faschingsumzug ein dreifach donnerndes „Tilly Johoo“!