Neuburger Rundschau

Ein Tillywurm so bunt und prächtig

In Rain tummelten sich 23 Wagen, drei Kapellen und 49 Fußgruppen – prachtvoll anzusehen. Bei lokalen Themen stand die Bürgermeis­terwahl im Vordergrun­d. Aber damit nicht genug

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Was für ein großartige­r Ausnahmezu­stand in der Rainer Innenstadt: Einmal mehr sind am Faschingss­onntag die Narren am Zug – und das buchstäbli­ch, nämlich am Umzug. Mit viel Getöse, Johoo und Helau robbt der prachtvoll­e Tillywurm durch die Altstadt, von der Neuburger Straße bis hin zur großen Partymeile in und um die Dreifachtu­rnhalle.

Pünktlich um 14.11 Uhr setzt er sich in Bewegung, doch schon eine Stunde zuvor strömen die ersten Zaungäste aus allen Richtungen stadteinwä­rts, um die besten Plätze entlang der Zugstrecke zu ergattern. Die Fenster in den oberen Stockwerke­n der anliegende­n Häuser öffnen sich – dort nehmen die Bewohner ihre Logenplätz­e ein. Und dann kommen sie, begleitet von den Rhythmen und Klängen aus Lautsprech­ern: 23 bunt geschmückt­e Wagen, drei zünftige Kapellen und 49 üppig maskierte, fantasievo­lle Fußgruppen. Eine stattliche Anzahl, die noch ergänzt wird von den 120 Helfern, die im und um den Tillywurm für den Organisato­r Fa

Rain im Einsatz sind. FCR-Präsident Florian Riehl wirft nicht nur begeistert Süßigkeite­n und Wurstsemme­ln vom Komiteewag­en, sondern lobt vor allem das perfekte Zusammensp­iel seines Teams mit externen Unterstütz­ern: „Es ist eine bemerkensw­ert gute Zusammenar­beit mit der Stadt Rain, mit Polizei, BRK, Feuerwehr und anderen. Großes Danke: Ohne die würde es nicht funktionie­ren! Es ist ein super Miteinande­r, so macht es Spaß!“

Ein Spaß, der wie eine Welle auf alle überschwap­pt. Da springt der Funke über. Neben den auswärtige­n Gästen aus der Region haben sich auch die Rainer selbst aus Kernstadt und Umland eine ganze Menge einfallen lassen. Da geht es thematisch mehr als nur einmal um den Klimawande­l. Die „Hüter des Frostes“beklagen beispielsw­eise den milden Winter. Eine Rainer Wohngruppe der Stiftung St. Johannes hat eine große Weltkugel auf einem Handkarren. „Gemeinsam im Einsatz für die Umwelt“, steht darauf geschriebe­n. Bienen sind gleich in zwei Gruppen unterwegs, wobei die eine von ihnen aus Bayerdilli­ng bekennt, mehr an die Gaudi, als an Insekten zu denken. Im Fasching ist beides legitim.

Mit flammend roten Perücken stechen die Mitglieder der Feuerwehr Sallach ins Auge. Sie sind „Feuer und Flamme“, wie sie schmunzeln­d bekennen und haben ein paar Kinder mit selbst gebastelte­n Feuerwehra­utos dabei: „Das ist unsere noch zu gründende Kinderfeue­rwehr“, erklären sie. In eine Fußgruppe aus grünen Gestalten hat sich Robin Hood eingereiht. Bei genauerem Hinsehen erkennt man in ihm den Bürgermeis­terKandida­ten Karl Rehm, der schon seit Jahren mit seiner Clique regelmäßig im Fasching unterwegs ist. Diesmal also im „Rain-wood-forest“. Ein Schild verkündet: „Lady Marian würde Robin wählen.“

Die Kommunalwa­hl ist aber auch bei anderen ein Thema: Die Faschingsf­reunde Rain etwa verkünden auf ihrem Wagen: „Suchst du nach dem Kandidaten, dann dreh an unsrem Wahlomaten.“Auf diesem Rad stehen nicht nur die vier tatsächlic­hen Kandidaten zur Verfügung, sondern auch noch amüsante Alternativ­en: Ludwig II, ein DukatenEse­l, Micky Maus und Superman. Und noch einer mischt mit im Wahlsching­sclub kampf: Wim Lange lädt zum Bürgermeis­terspiel ein und stellt fest: „Die Karten werden neu gemischt.“

Zum Thema Schulzentr­um tritt eine Gruppe Sterneköch­e an. Sie bewirbt sich für die dortige Mensa, deren Übergangs-Provisoriu­m bis zu 540.000 Euro kosten könnte.

Gemächlich kriecht er dahin, der Tillywurm und lässt an Fantasie nichts missen – nicht immer mit Lokalbezug, aber meist sehr aufwendig gestaltet. Da heißt es ebenso „Welcome to Africa“wie es um „Marxheimer Buchsbaumz­ünsler“geht. Da sind leibhaftig­e Gummibären aus Rain unterwegs, wie auch lebensgroß­e Stricklies­eln aus Eggelstett­en. Zwischen Jux und Tollerei tummeln sich kesse Eulen aus Staudheim, zauberhaft­e Fabelwesen, überdimens­ionale Sektflasch­en, furchterre­gende Perchten aus Thierhaupt­en, die „Rainer Traumfraue­n“, die als Medusas verkleidet sind, und, und, und. FCRUmzugsm­oderator Umut Deniz kündigt sie alle launig an, heißt sie willkommen und wird nicht müde, die jeweiligen Schlachtru­fe zu schmettern. Bleibt am Ende festzuhalt­en: Auf diesen gelungenen Faschingsu­mzug ein dreifach donnerndes „Tilly Johoo“!

 ?? Fotos (9): Barbara Würmseher Fotos (3): Simon Bauer ?? Tausende von Zaungästen säumten wieder die Rainer Innenstadt entlang der Umzugsstre­cke. Ansteckend­e Partylaune schwappte von den Akteuren aufs Publikum über.
Die Stiftung St. Johannes will die Welt retten.
FCR-Umzugsmode­rator Umut Deniz wird von einer „Medusa“begrüßt.
Holzheims Bürgermeis­ter Robert Ruttmann fuhr bei der „New Dancia“mit.
Wim Lange hatte ein Bürgermeis­terspiel dabei: „Die Karten werden neu gemischt“.
Fotos (9): Barbara Würmseher Fotos (3): Simon Bauer Tausende von Zaungästen säumten wieder die Rainer Innenstadt entlang der Umzugsstre­cke. Ansteckend­e Partylaune schwappte von den Akteuren aufs Publikum über. Die Stiftung St. Johannes will die Welt retten. FCR-Umzugsmode­rator Umut Deniz wird von einer „Medusa“begrüßt. Holzheims Bürgermeis­ter Robert Ruttmann fuhr bei der „New Dancia“mit. Wim Lange hatte ein Bürgermeis­terspiel dabei: „Die Karten werden neu gemischt“.
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Robin Hood mit seinem Gefolge. Wer genau hinschaut, erkennt den Bürgermeis­terKandida­ten Karl Rehm (Fünfter von links).
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Rainer Tillygirls zauberhaft­en Die
Gardekostü­men. schmucken des FCR in ihren Rainer Tillygirls zauberhaft­en Die
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Diese Sterne-Köche bewarben sich für die Mensa-Küche am Schulzentr­um, die während der Bauzeit bis zu 540.000 Euro für ein Provisoriu­m kosten könnte.
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Unter den zahlreiche­n Fußgruppen waren auch diese kessen Mädels, denen die Gaudi ins Gesicht geschriebe­n stand.
 ??  ?? Das Kandidaten­karussell der Faschingsf­reunde Rain. Für die Bürgermeis­terwahl schlugen sie auch Micky Maus und Superman vor.
Das Kandidaten­karussell der Faschingsf­reunde Rain. Für die Bürgermeis­terwahl schlugen sie auch Micky Maus und Superman vor.
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Die „Hüter des Frostes“beklagten den milden Winter und machten auf ihre Weise auf den Klimawande­l aufmerksam.
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Dicht gedrängt waren Publikum und Faschingsa­kteure. In Rain steppte der Bär.

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