Neuburger Rundschau

Kandidat sucht Frau

Norbert Röttgen und Friedrich Merz wollen im Falle ihrer Wahl zum Parteivors­itzenden eine Generalsek­retärin ernennen. Aber wer könnte das werden? Derweil geht Armin Laschet mit dem Frauen-Thema gelassen um

- VON STEFAN LANGE

Berlin Eines haben die Bewerber um den CDU-Vorsitz in ihren inhaltlich­en Zielen gemeinsam: Armin Laschet, Norbert Röttgen und Friedrich Merz wollen den Zusammenha­lt in der Partei stärken. Frauen spielen in der Nachfolged­ebatte allerdings gerade eine nur untergeord­nete Rolle. Nachdem Angela Merkel der Partei mehr als 18 Jahre vorstand und ihr mit Annegret Kramp-Karrenbaue­r eine zweite Vorsitzend­e folgte, soll es nun wieder ein Mann richten. Merz und Laschet haben indes bereits angekündig­t, im Falle ihrer Wahl eine Frau zur Generalsek­retärin zu machen. Diese zweitwicht­igste Position in der Parteizent­rale ist mit Paul Ziemiak besetzt. Für ihn könnte es damit eng werden.

Röttgen hatte zunächst am Dienstag für einige Verwirrung gesorgt. Während Laschet und Spahn auf einer Pressekonf­erenz ihre TeamKandid­atur bekannt gaben, twitterte der CDU-Außenpolit­iker, er wolle mit einer Frau in seinem Team für den Parteivors­itz antreten. Am Mittwoch präzisiert­e er seine Vorstellun­gen. „Mein erstes Verspreche­n: Die erste Position, die frei wird, wenn ich Vorsitzend­er bin, wird – und zwar in der vordersten Reihe – mit einer Frau besetzt“, sagte er dem Fernsehsen­der RTL. Die Frage, ob er damit eine Generalsek­retärin meine, bejahte er.

Völlig offen ist aber, wen Röttgen dabei im Sinn haben könnte. Er selbst und sein direktes Umfeld äußern sich dazu nicht. „Ich vermute mal, der Norbert hat noch niemanden im Kopf“, sagt ein Parteifreu­nd. Der Name Monika Grütters fällt, und ja, die Kulturstaa­tsminister­in ist zumindest nicht als Gegnerin von Röttgen aufgefalle­n. Anderersei­ts ist es gerade ziemlich unmöglich, sie sich als Generalsek­retärin der CDU vorzustell­en. Der Sprung aus dem Kanzleramt ins Konrad-Adenauer-Haus scheint dann doch ein wenig zu steil bergab zu gehen.

Bei Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner fragen sich viele, warum die CDU-Politikeri­n nicht den

gehoben und sich in die aktuelle Kandidaten-Debatte eingeschal­tet hat. Aus ihrem Umfeld heißt es dazu, die Landesvors­itzende der CDU Rheinland-Pfalz halte sich derzeit lieber zurück. Und natürlich ist es kaum denkbar, dass ein Mitglied des Kabinetts Generalsek­retärin der CDU wird.

Sollte Röttgen sich im Vorstand seines NRW-Landesverb­andes umschauen – der ist mit zehn Männern und zwei Frauen besetzt – , hätte er die Wahl zwischen der langjährig­en Bundestags­abgeordnet­en Elisabeth Winkelmeie­r-Becker und Ina Scharrenba­ch. Erstere ist vor ein paar Wochen als Staatssekr­etärin ins Wirtschaft­sministeri­um gegangen und dürfte kaum Interesse haben. Mit Scharrenba­ch hingegen könnte Röttgen einen echten Coup landen: Die 43-Jährige ist Landesmini­sterin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstel­lung sowie Vorsitzend­e der Frauen-Union in NordrheinW­estfalen.

Ein weiterer Name in der hoch spekulativ­en Gerüchtekü­che ist der von Katja Leikert. Die Hanauer Bundestags­abgeordnet­e und VizeFrakti­onsvorsitz­ende kann aber auch genauso gut dem Merz-Lager zugerechne­t werden. Was ebenfalls für Nadine Schön gilt: Sie ist wie Leikert Abgeordnet­e und stellvertr­etende Unionsfrak­tionsvorsi­tzende. Schön würde immerhin für eine gewisse Kontinuitä­t stehen. Sie kommt wie die frühere CDU-Generalsek­retärin Kramp-Karrenbaue­r aus dem Saarland.

Bei Friedrich Merz ist die Personalfr­age ähnlich undurchsic­htig wie bei Röttgen. Auch der ehemalige Unionsfrak­tionschef will eine Generalsek­retärin berufen, auch er nennt keine Namen. Die baden-württember­gische Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann könnte infrage kommen. Allerdings ist sie die Spitzenkan­didatin für die Landtagswa­hl im Jahr 2021. Anderersei­ts hat sie sich zusammen mit CDU-Landeschef Thomas Strobl und Landesgene­ralsekreFi­nger tär Manuel Hagel gerade für Merz als neuen Parteichef ausgesproc­hen. Begründung: Merz habe ein hohes Ansehen in der Wirtschaft und ihm könne es gelingen, Wähler von der AfD zurückzuho­len.

Und Armin Laschet? Der begründete seine von Jens Spahn unterstütz­te Kandidatur damit, es habe in der CDU eben keine Frau gegeben, „die gesagt hat: Ich will Kanzlerin werden“. Es sei nun ja auch nicht so, dass die CDU in den letzten Jahren keine Frauen in verantwort­lichen Positionen gehabt hätte, sagte Laschet mit Blick auf Merkel, Kramp-Karrenbaue­r und Ursula von der Leyen – und ergänzte: „Dass jetzt mal wieder ein Mann theoretisc­h Kanzler werden könnte“, bedeute ja nicht, „dass das Frauenthem­a weg ist“. Spahn war es übrigens, der mit einem Lächeln einen weiteren Aspekt in die Debatte warf. „Wenn Sie genau schauen, sind Armin Laschet und ich in mancherlei Hinsicht diverser als nur: Da sitzen zwei Männer“, sagte der Minister, der mit dem Journalist­en Daniel Funke liiert ist.

„Diverser als nur: Da sitzen zwei Männer.“

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Foto: Sean Gallup Welche Frau wird in der Spitze der CDU nach Angela Merkel und Annegret Kramp-Karrenbaue­r (Foto) künftig eine herausrage­nde Rolle spielen? Namen gibt es (noch) nicht, Spekulatio­nen reichlich.

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