Ernst Prost kauft seinem Sohn ein Hotel
Der Liqui-Moly-Chef will Golden Tulip in Neu-Ulm vor „renditegeilen“Investoren retten
Neu-Ulm Mit außergewöhnlichen Immobilien kennt Ernst Prost sich aus: In Leipheim rettet der Unternehmer seit 2006 ein auf das 11. Jahrhundert zurückgehendes Schloss vor dem Verfall. Jetzt geht der Liqui-Moly-Chef unter die Hotelbesitzer. Der 63-Jährige kauft das Golden-Tulip-Hotel in Neu-Ulm.
Auslöser sei sein Sohn Benjamin, der gerade im Hotel eine Ausbildung zum Hotel-Kaufmann macht. „Papa, wir sollten das Hotel kaufen, bevor irgendein geldgieriger und renditegeiler Investor den Kasten schnappt und dann sein KahlschlagProgramm der Kostenoptimierung durchzieht“, habe der 27-Jährige zu seinem Vater gesagt. Das Geld ist da: Ende 2017 hat Prost sein Unternehmen an den Schrauben-Milliardär Reinhold Würth verkauft. 14 Millionen Euro wurden für das Golden Tulip im Internet verlangt. Die Verkaufsargumente: 6,1
Prozent Rendite, Eins-a-Lage und vier Sterne. „Sehr gefragtes Hotel. Nach Vertragsende und bei Neuvermietung ist eine höhere Miete durchaus realistisch“, heißt es im Anzeigentext des Verkäufers,
der Anter-Group. Das 1979 erbaute Hotel hat derzeit 132 Zimmer und drei Junior-Suiten auf sechs Etagen. Das Golden Tulip sei ja nicht irgendein Hotel, sondern ein Referenzpunkt der Stadt und in Verbindung mit dem EdwinScharff-Haus fast ein Kulturgut.
„Wir sind keine Investoren, sondern Unternehmer, die langfristig und nachhaltig denken und agieren und nicht auf kurzfristigen Profit starren“, sagt Prost. Und in diesem Sinne freuten sich Prost und sein Sohn darauf, mit dem bestehenden Team an die guten und großen Zeiten dieses Traditionshauses an der Donau anzuknüpfen. Zumal die Familie in Eichstätt mit dem Wellnesshotel
Schönblick bereits ein Objekt besitze, pflege und nachhaltig bewirtschafte. „Darum geht es jetzt für uns auch beim Golden Tulip.“Sein Sohn könnte dort einmal auch eine größere Rolle spielen. Er habe in Ulm das Fachabitur bestanden, eine Lehre als Maurer absolviert und mache nun im Hotel eine Lehre. „Damit hat er die besten Voraussetzungen, später mal den Kasten zu führen.“Die Personalleiterin habe sich ganz unglaublich für die Mannschaft eingesetzt – und dafür, dass Prost das Hotel kaufe, bevor es in die falschen Hände gerate. Und am Faschingsdienstag habe Prost das Hotel tatsächlich per Handschlag von dem jetzigen Besitzer erworben.